Ausgerechnet die Unterschrift von Ditib fehlt
Größter Migrantenverein taucht nicht bei Verabschiedung der „Ulmer Erklärung“auf. Warum, ist unklar
Alles war angerichtet für die Unterzeichnung eines Manifests für ein friedvolles Miteinander. Von November vergangenen Jahres bis Februar beteiligten sich 30 Vertreter der türkischstämmigen Gemeinschaft an einer „Ulmer Erklärung für ein Zusammenleben in Frieden und Respekt der türkeistämmigen Ulmerinnen und Ulmer“. Am vergangenen Dienstagabend sollte das Papier dann verabschiedet werden. Doch ausgerechnet der nach eigenen Angaben mitgliedsstärkste Migrantenverein der Stadt verweigerte bislang die Unterschrift: Ditib, die Ulmer Sparte von Deutschlands größtem Moscheeverband, erschien nicht zur feierlichen Unterschrift im Rathausfoyer. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch machte gute Miene zum bösen Spiel und setzte die Zeremonie unbeeindruckt fort. Dass die Spannungen in der Türkei bis ins Ulmer Rathaus reichen, wurde den Berichterstattern vor Augen geführt: Die Liste der 21 Unterschriften durfte nicht fotografiert werden, geschweige denn die (nicht-städtischen) Unterzeichner.
Elis Schmeer, die Leiterin Koordinierungsstelle Internationale Stadt Ulm, die hinter den Kulissen bei der Vorbereitung der Erklärung beteiligt war, kann nur rätseln, warum Ditib, der Ulmer Ableger der staatlichen Türkisch-Islamischen Union, der Anstalt für Religion, fehlte. „Ich hatte die Zusage, dass sie kommen.“Dann kam die Absage ohne Begründung. Schmeer spricht von einer „sehr guten Zusammenarbeit“mit Ditib. Es habe keinerlei Differenzen über den Wortlaut der Erklärung gegeben. „Es gibt eine positive Kultur der Zusammenarbeit.“Ulmer Vertreter des in Deutschland tätigen Organs der türkischen Regierung seien sogar in der Münsterstadt mit Gülen-Anhängern an einem Tisch gesessen. In der Türkei werden die Anhänger des Predigers Fethullah Gülen für den jüngsten Putschversuch verantwortlich gemacht. Erdogan geht deshalb massiv gegen die „Hizmet-Bewegung“vor. Bislang wurden nach Medienberichten rund 40 000 Menschen festgenommen, etwa 120 000 Richter, Staatsanwälte, Lehrer, Polizisten und andere Beschäftigte des öffentlichen Dienstes wurden entlassen oder suspendiert.
Hizmet-Vertreter setzten ihre Unterschrift unter die Ulmer Erklärung. Ditib nicht. Schmeer zeigt sich selbstkritisch: „Vielleicht haben wir mit so viel Öffentlichkeit zu viel verlangt.“
Die Erklärung selbst kann es kaum sein. Ganz ähnlich hatte sich Ditib aus Ulm bereits im März schriftlich geäußert: „Wir lehnen Hass auf Andersdenkende, antidemokratisches Verhalten und Gewalt in jeder Form ab.“Schmeer trifft sich am kommenden Dienstag mit Ditib-Vertretern zu einem Arbeitstreffen. Vielleicht gelinge ihr da der Durchbruch.
Czisch sagte in seiner Ansprache, dass in der Erklärung eigentlich nur Selbstverständlichkeiten drinstünden. Aber es seit gut, wenn das vermeintlich Selbstverständliche hin und wieder ausgesprochen werde. Großen Wert lege das Stadtoberhaupt auf die Tatsache, dass die Erklärung gemeinsam in Sitzungen formuliert worden sei. Die Stadt habe keinen Text vorgegeben. Der in Text gegossene gemeinsame Nenner von allen Unterzeichnern ist der Wille, einen respektvollen und friedlichen Umgang miteinander zu pflegen, weiter das gute Zusammenleben in Ulm zu fördern und das klare Verständnis, Teil der aktiven Stadtgesellschaft zu sein. Die Vereine setzen sich aktiv für dieses friedliche, respektvolle Zusammenleben ein. Nur der größte davon fehlt bislang. Ein Ditib-Sprecher war telefonisch nicht zu erreichen.
Meterhoch schlugen die Flammen in den Nachthimmel und ließen eine riesige Rauchsäule emporsteigen: Beim Brand in einem Ulmer Sägewerk ist in der Nacht zum Mittwoch ein geschätzter Schaden von 1,5 Millionen Euro entstanden. Um 2.15 Uhr meldete ein Zeuge die Flammen, die aus einer Halle an der Oberen Bleiche zu sehen waren und mehrere Maschinen zerstörten.
Die Ulmer Feuerwehr eilte mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften zum Brand und begann, die 80 mal 40 Meter große Maschinenhalle abzulöschen. Zur Ursache gibt laut Ulmer Polizei noch keine näheren Erkenntnisse. Ob das Feuer durch einen technischen Defekt an einer der Maschinen oder gar durch Brandstiftung entfacht wurde, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen. Wie Feuerwehrmann Peter Langmaier, der den nächtlichen Einsatz leitete, auf Nachfrage der Neu-Ulmer Zeitung mitteilt, haben die Flammen schnell auf ein nebenstehendes Lagergebäude übergegriffen. Auch ein abgestellter Lastwagen brannte komplett aus.
Um den Großbrand in den Griff zu bekommen, wurde das Löschwasser nicht nur aus Hydranten entnommen, sondern auch aus der Blau, die direkt am Sägewerk vorbeifließt. „Das war ein echter Glücksfall“, sagt Langmaier und erklärt, warum: Durch die Nähe zur kleinen Blau habe das Wasser schnell hertransportiert werden können. Die Alternative wäre gewesen, die großen Hydranten an der Blaubeurer Straße anzuzapfen. Somit habe die Polizei zudem nur die beiden Straßen Obere Bleiche und Beim B’Scheid sperren müssen. Langmaier und 84 Kollegen kämpften bis etwa 3.30 Uhr gegen die Flammen. Um 6 Uhr war der Einsatz schließlich endgültig beendet. Um sicherzugehen, dass nicht noch irgendwo in den Holzstapeln versteckte Glutnester sind, blieb eine Brandwache tagsüber vor Ort, teilt der Einsatzleiter mit. Doch nicht nur die Flammen beschäftigten die Feuerwehrler – auch der Rauch musste ständig beobachtet werden. Da der Rauch nach dem Löscheinsatz Richtung Westen und Söflingen zog, forderte die Feuerwehr vorsorglich die Bürger auf, die Fenster geschlossen zu halten. „Weil das mitten in der Nacht war – wenn nur wenige Radio hören – haben wir Kontrollfahrten unternommen, um nachzusehen, ob der Rauch herunterdrückt.“Dem sei nicht der Fall gewesen, da am Säger werkt hauptsächlich Holz verbrannte und keine Kunststoffe, habe keine Gefahr für Anwohner bestanden. (kat, heck)