Insektengift nun auch in deutschen Eiern
Behörden sperren mehrere Ställe in Niedersachsen. Wie gefährlich ist Fipronil?
Der Skandal um Eier, die Spuren von Insektiziden enthalten, zieht immer weitere Kreise. Entgegen der ursprünglichen Beteuerungen sind mindestens drei Millionen von ihnen aus den Niederlanden nach Deutschland gelangt – und zwar in fast allen Bundesländern. Aldi und Lidl haben die Eier mittlerweile aus den Regalen genommen, Rewe und Penny haben sogar einen Verkaufsstopp für alle niederländischen Eier verhängt. Kunden, die noch verdächtige Eier im Kühlschrank haben, können sie in den Märkten zurückgeben. Auch bei einem niedersächsischen Betrieb wurden inzwischen Eier mit dem Insektizid Fipronil gefunden. Vier weitere Höfe wurden nach Angaben des Agrarministeriums in Hannover vorsorglich gesperrt.
Fipronil wird als Pflanzenschutzmittel und im Kampf gegen Zecken und Flöhe eingesetzt. Es darf in der Geflügelzucht nicht verwendet werden und kann in hohen Dosen beim Menschen Leber, Nieren und Schilddrüse schädigen. Die bislang gemessenen Werte seien zwar nicht so hoch, dass sie Erwachsenen gefährlich werden könnten, sagt eine Sprecherin des Bundesinstituts für Risikobewertung. Für Kinder bestehe bei höheren Dosen allerdings ein potenzielles Gesundheitsrisiko. Als Ursache für die Belastung der Eier gilt das Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden. Dieses Mittel hat ein Händler vermutlich mit Fipronil vermischt und es vor allem an niederländische Geflügelbauern verkauft.
Mindestens 268000 Eier aus diesen Betrieben sind an den Handel in Bayern geliefert worden. Sie dürften nicht weiter verkauft werden, eine Rücknahme sei bereits eingeleitet worden, teilte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit am Donnerstag mit. Noch am Dienstag hatte es geheißen, dass keine verseuchten Eier nach Bayern gelangt seien.
Die betroffenen Betriebe in den Niederlanden und in Niedersachsen wussten offenbar nichts von den Problemen mit dem Desinfektionsmittel – so traf es alle Höfe gleichermaßen, egal ob Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung. „Man kann den Haltern keinen Vorwurf machen. Hier war schon beim Hersteller kriminelle Energie im Spiel“, sagt Susanne Moritz von der Verbraucherzentrale Bayern in München. Der Verband der niederländischen Geflügelzüchter dagegen betont:. „Alle Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil.“Die Warnungen der Behörden wies er als „Panikmache“zurück.
Unklar ist, ob auch Lebensmittel belastet sein können, in denen Eier verarbeitet wurden. Die niederländischen Behörden kontrollieren bereits Produkte wie Pasta oder Kuchen. Fipronil wird nicht abgebaut, wenn die Eier gekocht oder gebacken werden.
Mit den Hintergründen der regelmäßig wiederkehrenden Lebensmittelskandale beschäftigt sich Sarah Schierack im Die wichtigsten Fragen zum Ei-Skandal beantworten wir auf