Der flinke Handwerker
Die Suche nach einem Handwerker kann in Zeiten, in denen an allen Ecken und Enden gebaut, renoviert und gewerkelt wird, mitunter schwierig sein. Der eine hat keine Zeit oder keine Lust, der andere hat keinen guten Ruf oder überzogene (finanzielle) Ansprüche. Ist nach etlichen Telefonaten endlich ein Fachmann gefunden, hofft man das Beste. Meistens läuft dann ja auch alles reibungslos. So wie in diesem Fall. Zumindest auf den ersten Blick.
Angesichts einer defekten Arbeitsplatte in der neuen Küche oblag es dem garantiegebenden Geschäft, Ersatz zu beschaffen und den Handwerker gleich dazu. Der klingelte also eines Morgens an der Tür und stand schon in der Küche, bevor er das „Guten Morgen“ausgesprochen hatte. Zack, zack, zack – schon war das Werkzeug ausgepackt, die Platte aus massivem Eichenholz in den vierten Stock gewuchtet und die alte fachkundig abmontiert.
Dem Hausherrn, der dem Trubel in der heimischen Küche entfliehen wollte, nötigte die Arbeitsgeschwindigkeit der zwei schweigsamen Handwerker gehörigen Respekt ab, als er von einem kurzen Einkauf zurück in die eigenen vier Wände kam. „Fertig“, lautete die knappe Ansage. Eine Unterschrift hier, eine Unterschrift da und noch einmal dort. Und zum Abschluss bitte noch kurz auf dem mitgebrachten Tablet auf einen Smiley drücken: auf den lachenden bei vollster Zufriedenheit. Auf den weinenden bei großer Enttäuschung. Oder auf einen der beiden dazwischen. Überfordert von all den Entscheidungen innerhalb einem (gefühlten) Bruchteil einer Sekunde, landete der Finger auf dem lachenden Gelbgesicht und schon waren die flinken Handwerker wieder aus dem Haus.
Durchschnaufen. Ruhe genießen. Und dann mal die neue Arbeitsplatte genauer begutachten. Die ist wunderschön. Gute Arbeit. Doch beim zweiten Blick auf das Werk der umtriebigen Besucher, entgleisen dem Smiley im Kopf die Gesichtszüge. Sägespäne überall – zwischen Gläsern, Tellern, Müsli und Äpfeln. Eine offene Flasche Wasser aus dem Kühlschrank – gern geschehen, hätte man aber auch drüber reden können. Und beim Blick in die Toilette wird offensichtlich, dass die Handwerker nicht nur in der Küche äußerst geschäftig waren. Na vielen Dank auch!