Wird sie oben bleiben dürfen? Sicher ist das nicht
„Er bietet zusätzliche Sicherheit“, sagt Steinhaus. Gerade sie, die Neue, kann jede Hilfe gebrauchen. Ob Steinhaus gleich zum Bundesliga-Start am übernächsten Wochenende ihre Premiere feiern darf, lassen die Oberschiedsrichter noch offen. Vermutlich eher nicht. Sie auf die große Bühne des ersten Spieltags zu stellen, werden die alten Haudegen nicht riskieren wollen.
Steinhaus selbst weiß, „dass Intensität und Geschwindigkeit in der Bundesliga noch einmal deutlich höher sind als in der zweiten Liga“. Sie weiß auch, dass sie selbst nicht die Schnellste ist. Also beginnt der Tag frühmorgens mit fünfzig Minuten laufen. Gibt es wenigstens dreimal die Woche Schnellkrafttraining mit ihrem Fitness-Coach. Vor kurzem hat sie eine Zusatzausbildung zum Mentalcoach abgeschlossen. Könnte ja auch helfen, oben zu bleiben. Sicher ist das nicht. Die Konkurrenz im weltweit geschätzten deutschen Schiedsrichterwesen ist groß.
In Grassau, auf dem Spielfeld des örtlichen Kreisligisten, laufen sich die besten deutschen Unparteiischen in der Abendsonne warm. Zur Trainingsvorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison hat jeder bereits eine Grundfitness mitgebracht. Wer mit Urlaubsspeck anreist, hat es hier schwer. Die Zeiten, in denen es die ehemalige Schiedsrichter-Ikone Pierre-Luigi Collina als Ausbilder noch für nötig hielt, mit einer Zange die Fettschicht an den Hüften zu messen, ist vorbei.
Auf dem Kreisliga-Rasen dehnen sich austrainierte Sportler. Unter ihnen diese 1,81 Meter große, lachende Blondine. Ob sie will oder nicht: Mitunter kann man nicht anders, als sie als Frau wahrzunehmen.