Kliniken in neuen Händen
Der künftige Direktor der Kreisspitalstiftung kennt sich aus mit Krankenhäusern in finanzieller Schieflage. Doch am Personal will Marc Engelhard nicht sparen
Seinen neuen Arbeitsplatz hat sich Marc Engelhard schon mal angeschaut – heimlich. Er setzte sich einfach in die Kreiskliniken, ließ das Geschehen dort auf sich wirken und schaute sich auch mal an, wie die Bausubstanz auf den ersten Blick wirkt. „Ich wollte die Atmosphäre spüren“, sagte er gestern. Was er dabei im Einzelnen gespürt hat, verriet er nicht, doch es muss ihm wohl zugesagt haben, denn Marc Engelhard wird der neue Direktor der Kreisspitalstiftung Weißenhorn.
Er hat offenbar Erfahrungen mit Krankenhäusern, die in finanzielle Schieflage geraten sind. Sein Lebenslauf weist ihn als Sanierer aus, auch wenn er findet, das Wort habe einen negativen Beigeschmack. Wie er gestern versicherte, wolle er die Bilanzen der Kliniken auf Vordermann bringen, ohne Personal abzubauen. Die Erlöse ließen sich ohne Entlassungen steigern. Seit knapp 20 Jahren besitzt der 49 Jahre alte Marc Engelhard Führungserfahrung im Gesundheitswesen. Dabei er eine Karriere in einer ganz anderen Branche angestrebt.
Engelhard stammt aus Oberhausen im Rheinland und startete sein Berufsleben nach dem Betriebswirtschaftsstudium zunächst in der Hotellerie, wechselte aber rasch in den Gesundheitssektor. Wie aus seinem Lebenslauf hervorgeht, sanierte er als Verwaltungsdirektor innerhalb von drei Jahren eine neurologische Fachklinik in Nordrhein-Westfalen, sodass sie wieder schwarze Zahlen schrieb. Als Geschäftsführer sanierte er die katholische Klinik in Oberhausen, die knapp 500 Betten umfasst. Sein derzeitiger Arbeitgeber ist seit 2013 das Vitos-Klinikum Gießen-Marbach. Dort trägt er die Verantwortung für 2000 Mitarbeiter und einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. Auch dort ging es um die Neustrukturierung und Neuausrichtung des Hauses. Zum 1. Januar 2018 übernimmt er die Leitung der Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Dort wird er bekanntlich einiges zu tun haben, um die defizitären Häuser aus dem Defizit herauszuholen. Gestern mochte sich Engelhard noch nicht darauf festlegen, wie es weitergehen werde und vor allem, mit wie vielen Standorten. Um die Finanzen zu verbessern, strebt er eine stärkere Spezialisierung der Kliniken an, wie er sagt. Das sei seine klare Marschrichtung, doch über Einzelheiten könne er noch nichts sagen.
Ohnehin ist noch nicht klar, wohin die Reise gehen soll, doch das wird im Rahmen des laufenden Strategieprozesses stellen, sondern jemanden mit Erfahrungen und Kompetenz. Auf die Stellenausschreibung hätten sich zahlreiche Bewerber gemeldet, eine Auswahl habe es also gegeben, versicherte Freudenberger.
Von sich selbst sagt Engelhard, er sei ein großer Freund von Kennzahlen und Controlling. Das soll sein Vorgänger Michael Gaßner nicht gewesen sein, wie ihm immer wieder vorgeworfen wird. Er war im November 2016 sofort von seinen Aufgaben entbunden worden, als das gewaltige Klinik-Defizit ruchbar wurde. Als seine größte Herausforderung sieht Engelhard, das „Wir-Gefühl“an den drei KlinikStandorten wieder zu stärken, das durch die Krise gelitten hat. Wie er versicherte, will er bei seiner Arbeit darauf setzen, neue Einnahmen zu schaffen, statt nur einzusparen. Seine Kliniksanierungen in der Vergangenheit seien immer ohne Personalabbau über die Bühne gegangen. Damit trifft er wohl den Nerv des Landrats, der es für falsch hält, „kurzfristige einschneidende Maßnahmen zu ergreifen“.