Viele Metzger und Bäcker geben auf
SPD im Landtag beklagt Rückgang kleiner Betriebe in ganz Bayern. Bereits 160 Gemeinden ohne Versorgung. Handwerkspräsident Rauch fordert praktikable Vorschriften
In Bayern gibt es immer weniger Metzger und Bäcker. Allein in den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl dieser handwerklich arbeitenden Betriebe um 14 Prozent zurückgegangen, bereits 160 Gemeinden im Freistaat sind ohne Versorgung. Das ergab eine Anfrage des oberfränkischen SPD–Landtagsabgeordnete Klaus Adelt beim bayerischen Wirtschaftsministerium. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert er verbesserte Bedingungen für die Betriebsnachfolge, kostenlose Meisterprüfungen und mehr Aufklärung der Verbraucher. Beim Präsidenten der Handwerkskammer für Schwaben, dem Allgäuer Metzgermeister Hans-Peter Rauch, stößt er damit auf offene Ohren.
Dass Klaus Adelt ein Genussmensch ist, dokumentiert er schon durch seine Leibesfülle. Zu seiner Pressekonferenz gestern im Landtag brachte er aber auch noch ein paar mit, die zeigen sollten, worum es ihm geht: Semmeln und Gebäck in einer Pappschachtel und fränkischen Hausmacher-Presssack in Dosen. „Das sind noch richtige Semmeln aus dem Backofen“, sagte Adelt. Das sei etwas ganz anderes als die „erhitzten Kohlenhydrathaufen“, die es in manchen Billigläden zu kaufen gebe. „Diese Semmeln schmecken übermorgen auch noch.“Und auch der Presssack sei noch traditionell hergestellt, von einem Metzgermeister, der sein Handwerk gelernt habe.
Das Loblied auf Metzger und Bäcker geht bei Adelt einher mit einer Brandrede, welche die aktuelle Entwicklung anprangert. Er sorgt sich um die Lebensqualität auf dem Land: „Häufig halten die Bäcker und Metzger im Ort noch die Fahne der Nahversorgung hoch, wenn der letzte Supermarkt zugemacht hat. Wenn jetzt auch noch die Bäcker und Metzger verschwinden, bleibt gar nichts mehr und die Nahversorgung im Dorf ist tot. Diese Entwick- lung ist gefährlich. Da hilft auch kein schnelles Internet mehr, um die Lebensqualität vor Ort aufrecht zu erhalten.“
Die Ursachen der Entwicklung seien vielfältig. Bäckern und Metzgern fehle es an Personal, die Betriebe fänden kaum mehr Auszubildende. Die Metzger hätten mit Imageproblemen zu kämpfen, bei den Bäckern nen sollten finanziell erleichtert werden. Und der Staat solle mehr tun, um bei den Verbrauchern für qualitativ hochwertige Lebensmittel aus der Region zu werben.
Bei der Handwerkskammer für Schwaben kennt man die Probleme, über die Adelt spricht, nur allzu gut. Es gäbe zwar „noch keinen Kahlschlag“, sagt Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner. Der Rückgang der Betriebe aber liege auch hier mit etwa 14 Prozent im Trend. Kammerpräsident Rauch verweist zudem auf Unterschiede in beiden Branchen. Die Metzger hätten mit Imageproblemen und einer Vielzahl von Vorschriften zu kämpfen. Hier sollte sich die Politik darum kümmern, die Vorschriften praktikabler zu gestalten. Die Forderung nach finanziellen Erleichterungen für Existenzgründer unterstützt er ausdrücklich. Im Bereich der Bäcker gebe es einen echten Verdrängungswettbewerb durch Filialbetriebe: „Die einen hören auf, die anderen werden immer größer.“ Die Bundesstraße 2 zwischen dem Augsburger Stadtteil Hochzoll und der Gemeinde Kissing ist ab Mittwoch, 23. August, in beide Richtungen für den Autoverkehr gesperrt. Das Staatliche Bauamt Augsburg lässt auf einer Strecke von etwa 3,5 Kilometern die Fahrbahn erneuern. Das kostet eine Million Euro. Die offizielle Umleitung erfolgt ab Mering über die Staatsstraße 2052 nach Ried, dann über die Staatsstraße 2379 über Bachern nach Friedberg sowie über den Bressuireund den Chippenham-Ring bis zur B 300 bei Friedberg-West. Angekündigtes Ende der Sperrung ist Freitag, 8. September. (schr-)