„Hole in One“– was für ein Glück?
Statistisch gesehen dürfte so etwas ja gar nicht passieren: Zwei Golfspieler erzielen auf der Finalrunde eines Turniers in nur zwei Stunden an der gleichen Bahn ein „Hole in One“. Zirkeln ihren Ball also mit nur einem einzigen Schlag ins Loch. Das legendäre Ass im Golf. So geschehen aller Statistik zum Trotz am Wochenende beim PGA-Turnier in Greensboro, North Carolina, USA.
Martin Flores und Ben Crane heißen die glücklichen Profis, die sich jetzt über dutzende kostenfreie Übernachtungen in den Hotels des Hauptsponsors freuen können. Die andererseits gemäß der Etikette und dem Ehrenkodex eines „Hole in One“aber auch sämtliche Mitspieler und Caddies auf einen Umtrunk einladen müssen. Ob Profis sich dieser geselligen Tradition wirklich genauso verpflichtet fühlen wie der Amateurgolfer, der – beseelt vom großen Coup – seinen Gewinn am Tresen im Klubhaus sofort wieder verjubelt, ist nicht überliefert. Dürfte aber so ähnlich vonstattengehen, denn Versicherungen gegen zu hohe Bewirtungskosten – quasi der Golfschutzbrief für übermäßigen Erfolg im Spiel – sind bei Amateuren wie Profis gleichermaßen beliebt.
Gefühlt scheint das Ass im Golf mittlerweile öfter aufzutreten, als es die Berechnungen von Mathematiker nachweisen. Durchschnittlich braucht es wohl 3500 Golfrunden, bis überhaupt ein „Hole in One“fällt. Bei einem Durchschnittsgolfer liegt die Chance auf ein Ass bei 1:12 500. Bei einem Profi immerhin schon bei 1:2500. Abgesehen von den Amerikanern Rob Allenby und Hal Sutton, die jegliche Statistik ins Wanken bringen, weil jeder allein schon zehn Asse auf der PGA-Tour gespielt hat.
Dass einem Berufsgolfer aufgrund seiner Präzision öfter ein Ass gelingt als einem Amateurgolfer, ist klar. Auch der deutsche Profi Marcel Siem kann das bestätigen. Er schaffte im Juni das siebte Ass seiner Karriere, sein drittes als Tourspieler. Wir wissen nicht, was ihn die Feierlichkeiten gekostet haben, der Ertrag war bisher allerdings überschaubar.
Beim Turnier in China erhielt Siem für sein „Hole in One“einen nüchternen Handschlag, in Wentworth wurde es immerhin mit einer Flasche Champagner prämiert. Nun also Turnier-Ass Nummer drei in Winsen bei Hamburg. Hier stand für den erfolgreichen 157 Meter-Schlag an Loch 17 zumindest ein ordentlicher Gewinn in Aussicht: ein Sportwagen einer Luxusmarke im Wert von 160 000 Euro. Doch auch da war Siems Glücksschlag wenig lukrativ: er darf den Flitzer gar nicht fahren, denn er hat einen Vertrag mit einem anderen Autobauer aus dem SchwabenLändle. So muss er wohl auf sein viertes Turnier-Ass warten. Glaubt man der Statistik, dürfte es in etwa 96 Monaten wieder soweit sein.