Die Arbeit an den Gräbern soll Denkanstöße geben
Studenten Zeit, um Grabinschriften nachzuzeichnen, Steinkreuze zu reinigen oder die Grünanlagen zu pflegen. Über 30 Sommercamps werden von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge organisiert. In Russland, Weißrussland, Rumänien, Frankreich oder sogar Kamerun finden sie statt – aber die meisten organisiert der Verein hierzulande.
Ulm ist eines von 13 Camps in ganz Deutschland. Betreut werden die Jugendlichen von Uwe Reinisch. Er ist ehrenamtlicher Helfer bei der Kriegsgräberfürsorge. Seit 2004 beaufsichtigte der Aalener mehrere Sommercamps der Kriegsgräberfürsorge. „Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen“, sagt Reinisch. Die Arbeit an den Gräbern sei nicht allein dafür da, dass die Ruhestätten wieder gereinigt und verschönert werden. Vielmehr stößt die Beschäftigung Denkprozesse bei den jungen Menschen an, ist der Betreuer überzeugt. „Oftmals stellen sie fest: Oh, da war jemand so alt wie ich und der musste schon sterben. Das bringt die Jugendlichen dann zum Nachdenken“, sagt Reinisch.
Zusätzlich zu der Arbeit an den Kriegsgräbern sei auch die politische und historische Bildung ein wichtiger Teil des Sommercamps. Oder wie Uwe Reinisch es ausdrückt: „Ich sage immer: Wir arbeiten mit Herz, Hand und Kopf.“Auf dem Programm stehen unter ande- ein Ausflug zur Fuggerei in Augsburg, ein Besuch der Gedenkstätte am Oberen Kuhberg, aber auch sogenannte Nationenabende. An diesen Abenden stellen alle Teilnehmer ihre Heimat vor, es gibt länderspezifisches Essen und traditionelle Tänze werden aufgeführt. Das Ziel: Stereotypen und Vorurteile abzubauen.
Ganz nebenbei entwickeln sich unter den Jugendlichen Freundschaften über die Staatsgrenzen hinweg. Der Student Florin Badau aus Bukarest hat schon einige neue Freunde über das KriegsgräberProjekt gefunden. Seit sechs Jahren nimmt er regelmäßig teil – in man- chen Jahren besuchte er sogar mehrere Sommercamps; auch in diesem Jahr. Bevor er nach Ulm kam, war er bereits zwei Wochen im hessischen Zwingenberg. Er schätzt an den Camps, dass dort viele Leute unterschiedlicher Nationalitäten aufeinandertreffen. „Am ersten Tag kommt man an und kennt gar niemanden“, sagt der 22-Jährige. „Und am letzten Tag verabschiedet man sich unter Tränen.“Das Sommercamp in Ulm beschäftigt sich dieses Jahr mit dem Thema Menschenrechte. „Wir setzen uns mit interessanten Dingen auseinander“, sagt Elvire Benoit. Die 17-Jährige ist aus Lothringen angereist. Sie ist überrem zeugt: „Es ist nicht wie Urlaub, es ist besser.“Für den Student Badau hat das Camp einen anderen positiven Aspekt: „Ich habe hier sehr viel gelernt und nebenbei meine Fremdsprachenkenntnisse aufgebessert“, sagt der Rumäne auf Deutsch.
Für Reinisch ist es wichtig, dass sich die jungen Menschen selbst ihre Meinung zu den angesprochenen Themen machen. „Es steht kein politisches Engagement dahinter“, sagt er. „Ich denke, den Jugendlichen wird durch die Arbeit an den Gräbern bewusst: Das waren alles Menschen, die hier gestorben sind – egal, auf welcher Seite sie nun standen.“ Zum Bericht „Polizei verwarnt 35 Rad fahrer in der Fußgängerzone“vom 17. August: Erfreulich, dass wieder einmal kontrolliert wurde. Schon des Öfteren habe ich die Ordnungsbehörden gebeten, hier regelmäßiger vorzugehen. Mittlerweile ist es ja täglich zu beobachten, dass sogar E-BikeFahrer im Slalom durch die Platzgasse oder die Hirschstraße fahren. Die wenig einsichtigen Reaktionen der Radler wundern mich im Übrigen nicht. Auch ich habe Derartiges schon erlebt, wenn ich sie angesprochen habe. Das Unverständnis („Was soll das überhaupt, es handelt sich ja um umweltschonende Mobilität, was braucht es da Regeln. Fußgängerzonen und Gehsteige sind doch immer für Radler frei – oder war da noch was, was ich nach der Führerscheinausbildung vergessen habe?“) ist schlicht die Folge des jahrelangen relativ laschen Vorgehens der zuständigen Behörden in der Fußgängerzone, die sich halt nur alle heiligen Zeiten diesem Thema widmen. Fazit: ein kurzfristiges Aufrütteln im Sinne der Sicherheit, ohne nachhaltige Wirkung. Pfaffenhofen