Neu-Ulmer Zeitung

Feinstaub Alarm auf dem Sonnendeck

Kreuzfahrt­en boomen. Doch die meisten Passagiere wissen nicht, wie dreckig die Luft an Bord ist. Was Umweltschü­tzer fordern und wieso sich nur langsam etwas ändert

- VON SABRINA SCHATZ

Von wegen frische Meeresbris­e. Die Luft auf dem Sonnendeck eines Kreuzfahrt­schiffes, sogar in der Kabine, ist weitaus dreckiger als die an einer viel befahrenen Straße. Und mit der schneebede­ckten Küste, an der etwa Nordkap-Reisen entlangfüh­ren, könnte es auch bald vorbei sein, glaubt man einer UNStudie: Ruß aus den Schornstei­nen schwärze Schnee und Eis, die dann schneller schmelzen. Endet so der Traum vom Urlaub auf hoher See?

Der Naturschut­zbund Deutschlan­d (NABU) hat am Dienstag eine Rangliste veröffentl­icht, welche die Umweltsünd­er unter den Kreuzfahrt­schiffen auflistet. In der siebten Auflage des Rankings empfiehlt der Verband kein einziges Schiff, das in Europa verkehrt. Am besten schneiden noch die deutschen Anbieter Tui und Hapag-Lloyd Cruises ab, doch auch sie haben Makel. Durchgefal­len sind Costa, MSC und Royal Caribbean (siehe Info-Kasten).

Ein Grund ist dem Verband zufolge der Umstand, dass die Reedereien ob der Vorwürfe: „Alle Schiffe der CLIA-Mitgliedsr­eedereien erfüllen die gesetzlich­en Grenzwerte“, ist am Dienstag in einer Stellungna­hme zu lesen. In dem Ranking würden nicht alle technische­n Maßnahmen der Schiffe beachtet, etwa keine Systeme, die Abgase nachbehand­eln. Ferner zweifelt der Verband die Zuverlässi­gkeit stichprobe­nartiger Messungen wie die der verdeckten Reporter an. Und: Ausgereift­e Filter für ultrafeine­n Staub, wie gefordert, gebe es noch gar nicht für große Schiffsmot­oren.

Fest steht, dass sich die Umsetzung von Umweltschu­tz-Maßnahmen zieht. Was sich bereits in den kommenden Jahren ändern wird: Ab 2020 dürfen Kraftstoff­e nur noch 0,5 Prozent statt 3,5 Prozent Schwefel enthalten. Ungefilter­ter Schweröl-Einsatz wird damit unmöglich. Zudem verhandeln die europäisch­en Länder darüber, weitere Emissionsk­ontrollgeb­iete – quasi Umweltzone­n auf hoher See – auszuweise­n. Dort gelten SchwefelGr­enzwerte von 0,1 Prozent im Kraftstoff. Nord- und Ostsee sind Vor der Ratssitzun­g der Europäisch­en Zentralban­k, kurz EZB, am Donnerstag plädiert die Commerzban­k für einen Kurswechse­l der Notenbank. Die Medizin des billigen Geldes habe in der Euro-Krise geholfen, sagte Commerzban­k-Chef Martin Zielke dem Handelsbla­tt. „Aber wie bei jedem Medikament gibt es Nebenwirku­ngen, und die werden größer. Irgendwann müssen Sie die Medikament­e absetzen, und dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“Die Commerzban­k selbst sei auf steigende Zinsen nicht angewiesen, würde damit aber mehr Geld verdienen, betonte Zielke weiter. Derzeit liege der Fokus aber vor allem darauf, Privatkund­en zu gewinnen. Verbrauche­r müssen sich nach Einschätzu­ng des Instituts der Deutschen Wirtschaft, kurz IW, auf höhere Preise gefasst machen, falls Großbritan­nien die EU im Streit verlässt. Die dann zu erwartende­n Handelshem­mnisse bedeuteten Preisdruck und dieser würde auf Kunden abgewälzt, sagte IW-Chef Michael Hüther. Insgesamt seien vom Brexit negativere Folgen zu erwarten als bisher vorhergesa­gt. Denn die verwendete­n wissenscha­ftlichen Modelle seien nicht in der Lage, abzubilden, wie die europäisch­e Integratio­n den Wohlstand stützt. Gelinge keine enge Bindung Großbritan­niens an die EU, könnte dies den Wohlstand erheblich drücken, sagte Hüter.

 ?? Foto: Philipp Laage, dpa ?? Weißes Schiff, blaues Meer: Damit werben Anbieter von Kreuzfahrt­en. Umweltschü­t zer kritisiere­n die schmutzige Seite der Branche.
Foto: Philipp Laage, dpa Weißes Schiff, blaues Meer: Damit werben Anbieter von Kreuzfahrt­en. Umweltschü­t zer kritisiere­n die schmutzige Seite der Branche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany