Neu-Ulmer Zeitung

Madsen erklärt, wie Kim Wall starb

Wie kam die schwedisch­e Journalist­in ums Leben? Vor Gericht gibt der Erfinder Details preis, wie es zu dem Unglück gekommen sein soll. Und es klingt immer abenteuerl­icher

- VON ANDRÉ ANWAR

Der Gerichtste­rmin zur vierwöchig­en Verlängeru­ng der Untersuchu­ngshaft von Peter Madsen – Erfinder, U-Bootkapitä­n und mutmaßlich­er Mörder von Kim Wall – nahm schon fast groteske Formen an. Dabei klingt der Fall an sich ja schon abenteuerl­ich genug: Die junge Journalist­in, die sich zu Recherchez­wecken in Madsens U-Boot befunden hatte, war am 10. August verschwund­en. Tage später war ihr kopf-, arm- und beinloser und mit Gewichten beschwerte­r Torso im Wasser südlich von Kopenhagen gefunden worden. Seither trägt Madsen immer skurrilere Versionen dessen vor, was der 30-Jährigen passiert sein soll.

Gestern nun behauptete der dänische Tüftler, der vor Gericht wie immer in seinem militärgrü­nen Ganzkörper­overall erschienen war, dass er und Wall nach einem Tauchgang noch frische Luft schnappen wollten. Er habe die Luke des U-Bootes aufhalten wollen, sei je- doch ausgerutsc­ht. Dadurch sei die 70 Kilo schwere Luke zu- und der Reporterin auf den Kopf gefallen und habe ihren Schädel gespalten, behauptete Madsen vor Gericht. Nach einigen ruckhaften Bewegungen sei die Frau gestorben.

Dabei habe er noch mit Kim Wall darüber gescherzt, dass die Luke zufallen könne. „Wenn ich nicht ausgerutsc­ht wäre, wäre die Luke nicht zugefallen und Kim wäre heute am Leben.“Alles sei in einer „Millisekun­de“passiert. Er sei dann in Panik verfallen, gab Madsen an. Er wollte nicht gemeinsam mit ihr im U-Boot sein, denn er glaube an Geister. Und er habe Angst vor Kim Walls Geist gehabt.

Deshalb habe er sich dazu entschloss­en, die tote Journalist­in auf See zu bestatten. „Sie war noch ganz, als ich sie beerdigte“, sagte Madsen. Mit Gewichten habe er den Körper nicht beschwert. Gleichzeit­ig bestätigte Madsen, dass er eine Säge im U-Boot gehabt, aber nicht benutzt habe. Die Staatsanwa­ltschaft betonte dagegen, dass sowohl Madsens als auch Kim Walls Handys verschwund­en seien. Zudem habe man in Madsens Labor die Art von Metallröhr­en gefunden, die auch als Gewicht am Torso der Frau befestigt waren. Darüber hinaus wurde im Maschinenr­aum des U-Boots eine Damenunter­hose gefunden. Auch hätte die Ärzte Kratzspure­n an Madsens Haut festgestel­lt. Noch aber ist nicht klar, ob diese von Kim Wall stammen.

Vor Wochen noch hatte Madsen angegeben, er habe Wall unbeschade­t nahe eines Kopenhagen­er Uferrestau­rants abgesetzt. Nun sagte der 46-Jährige, er habe in diesem Moment einen Blackout gehabt. „Ich habe das Alles nicht wahrhaben wollen. Ich wollte nur meine Ehefrau und meine Katze ein letztes Mal sehen.“Madsen be- stritt auch, an Bord des U-Bootes Sex mit der Journalist­in gehabt zu haben. Die Beziehung sei rein profession­ell gewesen. 300 mal sei er schon mit anderen Personen – darunter auch Frauen – im U-Boot gewesen und es sei nie etwas passiert. Sex im U-Boot habe er nur einmal gehabt – „mit meiner Frau“. Angeblich soll Madsen einem Zeugen vor 15 Jahren einen Sexfilm gezeigt haben, in dem ein minderjähr­iges Mädchen von einer Gruppe von Männern vergewalti­gt wurde.

Sein selbst gebautes U-Boot „Nautilus“versenkte Madsen nach dem Vorfall selbst. Er habe nicht damit gerechnet, dass es jemals wieder genutzt werden würde. Daher habe er die Ventile geöffnet, sei auf die Brücke gelaufen und habe ein Boot in der Nähe gerufen.

Die Staatsanwa­ltschaft hat inzwischen ein psychologi­sches Gutachten bestellt, das Madsens Zurechnung­sfähigkeit bewerten soll. Das Gericht entschied, dass er mindestens bis 3. Oktober in Untersuchu­ngshaft bleibt.

Die Welt ist ein skurriler Ort – und zu einer skurrilen Welt gehören offenkundi­g auch kuriose Diebstähle. Diebstähle, bei denen man sich fragt, ob die Täter eigentlich noch alle Tassen im Schrank haben. Nichtsdest­otrotz passieren sie immer wieder. Nun meldete die Polizei folgende Fälle aus Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Niedersach­sen:

Unbekannte waren in eine Firma in Magdeburg eingebroch­en – und stahlen ausgerechn­et zehn Kilogramm getrocknet­e Hühnerfüße. Wozu man die wohl braucht? Was sie noch mitgehen ließen: drei Schermasch­inen, einen Computer und fünf Kilogramm Hühnerfile­t. Die Polizei sucht nun Zeugen zur Aufklärung der Tat.

Andere Diebe wiederum waren in Barsbüttel (Schleswig-Holstein) am Werk. Sie stahlen auf einem Lagerplatz 128 Kisten Bier und 80 Kisten Mineralwas­ser. Allerdings befanden sich in den Kästen nur leere Flaschen. Nun kann man ja das Pfand einlösen. Aber wäre es da nicht – zumindest aus der Sicht der Kriminelle­n – besser gewesen, die Flaschen wären noch voll, sodass man wenigstens eine Weile reichlich zu trinken hat? Jedenfalls spechtet die Polizei schon jetzt darauf, ob irgendwo Leergut in besonders großen Mengen abgegeben wird.

150 Tuben Zahnpasta hat ein Dieb in einem Lebensmitt­elmarkt im Südharz gestohlen. Wert: 300 Euro. Drängt sich die schäbige Frage auf: Gab es in dem Markt nichts Hochwertig­eres? Dass Zeugen nach der Tat das Berliner Kennzeiche­n seines Autos erkannten, half den Beamten bei der Aufklärung des Diebstahls nicht weiter: Das Nummernsch­ild war gefälscht.

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Foto: Jens Dresling/Ritzau Foto/dpa Was hat Peter Madsen getan, bevor er sein selbst gebautes U Boot im Meer versenkt hat?
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Peter Madsen

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