Neu-Ulmer Zeitung

Die Hoffnung auf die Politik hat Rieger aufgegeben

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„Unterlagen für die Heimprüfun­g“vorzulegen, erhielt das „Haus Marie“die Note 3,6. Seitdem hat der Heimleiter von den Medien das Etikett „Pflege-Rebell“angehaftet bekommen, über das Rieger nie besonders glücklich war. Jetzt hat er es allerdings genutzt, um ein Buch über die vielen Missstände in seiner Branche zu schreiben: „Der Pflegeaufs­tand“heißt es und hat es im Sommer geschafft, auf die SpiegelPap­erback-Bestseller­liste zu kommen (Ludwig Verlag, 240 Seiten, 16,99 Euro). Rieger ruft darin vor allem das Pflegepers­onal auf, nicht länger am Selbstbetr­ug der Pflegebran­che mitzumache­n.

Die Hoffnung, dass die Politik an den Missstände­n in der Pflege etwas ändert, hat Rieger aufgegeben. „So wie im Verkehrsmi­nisterium die Autobosse ein- und ausgehen, geben sich im Gesundheit­sministeri­um die Lobbyisten der Gesundheit­sbranche die Klinke in die Hand.“Auch die jüngste Pflegerefo­rm bringe zwar für die bisherigen Pflegebedü­rftigen Bestandsch­utz. Die Aufspaltun­g der Pflegestuf­e drei in die neuen Pflegegrad­e vier und fünf drohe aber langfristi­g die Pflegepers­onalsituat­ion zu verschlech­tern. Für „reine Augenwisch­erei“hält es Rieger zudem, wenn die Reform pflegenden Angehörige­n Pflegeplät­ze etwa zu Urlaubszei­ten verspreche: „Selbst in Notfällen gleicht es schon jetzt fast einem Lottogewin­n, rechtzeiti­g einen Kurzzeitpf­legeplatz zu finden.“

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