Ein Zusammenschluss der Freigeister
Die Ateliergemeinschaft „Nelson-Barracks“in Neu-Ulm funktioniert seit 25 Jahren – auch dank eines Grundsatzes
Auf farbenprächtige Engelsbilder hat sich die Neu-Ulmer Künstlerin Elfi Frauendorf spezialisiert und mit ihnen immer wieder kleine Wunder fabriziert. Auch über der von ihr gegründeten Ateliergemeinschaft „Nelson-Barracks“schwebt seit nunmehr 25 Jahren ein Schutz- und Friedensengel. Grund genug, einen Besuch in den Räumen abzustatten, wo seit einem Vierteljahrhundert unterschiedlichste Menschen werkeln, ohne auch nur irgendwann in Auseinandersetzungen aneinander geraten zu sein, was in Künstlerkreisen durchaus üblich sein kann.
Wer nicht an Wunder glaubt, kann sich auch diesen Frieden und diese Schaffensfreude damit erklären, dass die Stadt Neu-Ulm als Hausbesitzer seit 25 Jahren die Miete nicht erhöht hat und sich nie in irgendwelche künstlerische Prozesse eingemischt hat, was durchaus möglich sein kann. In München werden beispielsweise aktuell immer mehr Kulturschaffende aus dem Zentrum an den Rand der Stadt gedrängt, weil die absurd gestiegenen Mieten für die Ateliers nicht mehr bezahlt werden können.
Den guten Geist hat Elfi Frauendorf schon vor 25 Jahren in die Flasche gelassen, als sie dem damaligen Zweiten Bürgermeister Rudolf Schaffer ihren Wunsch nach einem Atelier verriet. Bei dem kunstsinnigen CSU-Mann rannte sie offene Türen ein, denn die Stadt suchte für die leeren US-Areale in Neu-Ulm eine sinnvolle Nutzung.
Die Stunde für Elfi Frauendorf hatte geschlagen. Ihr Traum war es, ein Großatelier mit anderen Künstlern zu teilen, weil „ Menschen mich nicht bei der Arbeit stören, ja meine
Kreativität und Arbeitslust fördern“. Fast 300 Quadratmeter für einen bezahlbaren Mietpreis standen im Angebot. Da die gebürtige Regensburgerin, die seit Jahren in Neu-Ulm Ludwigsfeld wohnt, in der grenzüberschreitenden Region bestens mit anderen Malerkollegen vernetzt war – und ist – , trommelte sie aus ihrem Bekanntenkreis auf Anhieb 14 Künstler zusammen, die
neue Ateliergemeinschaft bildeten, die größtenteils noch heute in dem Gebäude neben der Polizeiinspektion aktiv sind.
Lassen sich solche Freigeister wie es die Künstler sind unter einem Dach vereinen? „Ich bin harmoniesüchtig, da gibt es bei mir keinen Streit“, sagt Frauendorf. Friedensstiftend war auch eine Prämisse der Künstler, dass es keine inhaltliche
Begründung für den Zusammenschluss gebe, sondern eine reine Zweckgemeinschaft sei, in der jeder seine eigenen Themen behandle. Um das Finanzielle wie Nebenkostenabrechnung kümmert sich seit Anbeginn der Ehemann der Ateliergründerin Wolfgang Frauendorf, früher Verwaltungsdirektor am Ulmer Theater. Seit der Gründung treffen sich die Künstler der Geeine meinschaft einmal die Woche am Mittwoch zur gemeinsamen Kommunikation.
Das Haus an der Hirthstraße 3 ist vor Kurzem außen gründlich renoviert worden. Wenn man die schwere, einbruchssichere Eingangstür überwunden hat, dann steigt man zum ersten Stock auf vergilbten, knorrigen Holztreppen aus der amerikanischen Kasernenzeit hinauf zur Stätte höchst individueller Kunstgestaltung, die sich auf 365 Quadratmetern in mehreren Räumen ausbreitet. Jeweils zwei Künstler teilen sich einen Raum, was seinen besonderen Reiz hat, wenn die volle Wucht von Farbexpressionen auf fein gesponnene Zeichnungen oder wuchtige Skulpturen auf zart wirkende bunte Abstraktionen trifft. Wie im Fall des Ehepaars Schiszl, das sich seit Langem einen Atelierraum teilt und auf künstlerische Weise den Spruch bestätigt: Gegensätze ziehen sich an.
Derzeit bereiten sich Künstler auf den Jubiläumstag am kommenden Samstag vor, so weit es geht, wird in den Ateliers irgendwie die kreative Unordnung gelindert und stehende Bilder aufgehängt. Der mehrfache Kunstpreisträger Dietmar Herzog hat das in seinem Bereich nicht mehr notwendig: Alles ist bei ihm penibel aufgeräumt, wie man in seiner Abwesenheit sehen konnte.
Die Schaffensfreude indes ist in allen Räumen zu spüren, als Besucher hat man das Gefühl, an einem kreativen Prozess der Vielfalt teilzunehmen, näher als in einem Museum. Und gegensätzlicher können die Werke nicht sein - etwa die von Elfi Frauendorf und Heinz Zimmermann, was den besonderen Reiz beim Rundgang ausmacht. Kurzum: Wer am Samstag zum Jubiläum kommt, hat viel zu erleben.
Der dänische Regisseur Lars von Trier ist bekannt für seine provokanten und oftmals umstrittenen Filme. Sein Metier: Er erforscht menschliche Abgründe. Mit „Dogville“kommt nun eines seiner bekanntesten Werke auf die Bühne des Theaters Ulm.
Das Drama dreht sich um eine Frau – gespielt von Sidonie von Krosigk –, die vor Verbrechern in ein Bergdorf flüchtet. Zunächst wird sie von den dortigen Bewohnern herzlich aufgenommen. Als Zeichen ihrer Gastfreundschaft erledigt Grace kleinere Arbeiten für die Dorfgemeinschaft. Doch als diese erfahren, dass die junge Frau von der Polizei gesucht wird, kippt die Stimmung. Ihr Verbündeter Tom (gespielt von Jakob Egger) schlägt vor, dass Grace ab nun schwerere Arbeiten erledigen soll. Die Dorfbewohner nutzen die Situation zunehmend aus – vergewaltigen und demütigen die Frau. Die zivilisierte Fassade der Gemeinde fängt an zu bröckeln.
„Dogville“ist ein beklemmendes Stück. Bereits kurze Zeit, nachdem der Film erschienen ist, wurde er für das Theater adaptiert. Neben dem Wiener Volkstheater und dem Metropol-Theater in München, wurde „Dogville“auch im Staatstheater Stuttgart auf die Bühne aufgeführt. Dort stellte Regisseur Volker Lösch mit seiner Inszenierung regionale Bezüge her. Dies löste einige scharf diskutierte Kontroversen aus.
Im Theater Ulm führt Intendant Andreas von Studnitz Regie. Die Bühne wurde von Mona Hapke gestaltet. Kostüme sind von Gabriele Frauendorf. (dp)