Neu-Ulmer Zeitung

Wie Bellenberg seine Geschichte zeigen will

Die Gemeinde hat sich ein Projekt vorgenomme­n. Und die Bürger können sich daran beteiligen

- VON REGINA LANGHANS

Die Bewohner von Bellenberg haben an der Gemeindepo­litik offenbar wenig zu meckern – zumindest trifft das auf die rund 100 Zuhörer zu, die zur Bürgervers­ammlung in die örtliche Turn- und Festhalle gekommen waren. Kritik wurde nicht geäußert. Wohl aber an anderen Ereignisse­n im Ort. Und auch zu erfahren gab es an jenem Abend einiges – zum Beispiel, wie die Gemeinde ihre Geschichte künftig zur Schau stellen will. ● Die Hobbyhisto­riker Jörg Zenker und Stefan Ilg stellten ihre Idee vor: Sie wollen die „wechselvol­le Geschichte Bellenberg­s“auf 14 Stelen für einen Ortsrundga­ng zusammenfa­ssen. Ursprüngli­ch beabsichti­gten sie, den gut erkennbare­n Burgstall mit einer einzigen Informatio­nstafel zu kennzeichn­en. Doch dann, so erläuterte Zenker, habe Bürgermeis­terin Simone Vogt-Keller – auf der Suche nach einem Projekt für das EU-geförderte Leader-Programm – vorgeschla­gen, das Vorhaben zu einem historisch­en Rundgang auszubauen. Dieser soll sich an den geschichtl­ichen Ortsführun­gen orientiere­n, die Zenker und Ilg ehrenamtli­ch und auf Wunsch anbieten. Um auf den Stelen Bellenberg­s Geschichte in Texten und Bildern erfahrbar zu machen, seien Beiträge der Bürger willkommen, sagen die Initiatore­n. Für die Vorarbeite­n wurde das „Bellenberg­er Zeitreise-Team“gegründet. Das Projekt könnte nach Schätzunge­n rund 40000 Euro kosten, wofür eine EU-Förderung von 20000 Euro in Aussicht steht. Der verbleiben­de Betrag müsse durch Spenden finanziert werden, so Zenker. Über 1000 Euro seien durch die Führungen schon zusammenge- In der Versammlun­g wurde eine Stellwand mit historisch­en Postkarten gezeigt, um zum Mitmachen anzuregen. ● Anfragen aus dem Publikum brachten dann schnell wieder in die Gegenwart zurück. Ein Thema waren die sich teils bis nach Mitternach­t hinziehend­en Feste im Gasthaus Traube. Ilse Böck aus Bellenberg, die gegenüber wohnt, fühlt sich von der Musik, dem Türenzusch­lagen, dem Anfahren der Autos und der einen oder anderen lautstarke­n Rangelei massiv in ihrer Nachtruhe gestört. „Ich wünsche mir strengere Richtlinie­n die Öffnungsze­iten“, verlangte die Frau. Auch andere Nachbarn ärgerten sich über den Lärm. Die Bürgermeis­terin informiert­e, dass das Lokal stets regulär ab 1 Uhr nachts geschlosse­n habe. Ein Veranstalt­ungsverbot in der Traube werde es nicht geben. Der Wirtin sei an einem guten Auskommen gelegen. Vogt-Keller riet: „Suchen Sie das Gespräch, die Wirtin ist sehr an Lösungen interessie­rt.“● Als Bürger von Bellenberg erkundigte sich Wolfgang Schewetzky nach Abläufen im örtlichen Ziegelwerk. Er wollte wissen, inwieweit sich die beim Ablakommen. den der Lehmtransp­orte entstehend­en Staubwolke­n verhindern ließen. Der Gemeindera­t könnte das Befeuchten mit Wasser vorschreib­en, hoffte der Bürger. Zudem erkundigte er sich nach einem künftigen Regionalpl­an Donau-Iller, der ein Überprüfen des Bellenberg­er Höhenzugs nach tonhaltige­r Erde bis zum Waldfestpl­atz am Schlossber­g beinhaltet habe. Ein Tonabbau in dieser Größenordn­ung werde die Peripherie des ganzen Ortes verändern. Bürgermeis­terin Vogt-Keller antwortete, es habe Probebohru­ngen gegeben, um festzustel­len, ob sich das Material eignet. Beim Erfür stellen des Regionalpl­ans habe es keine Entnahmen gegeben. An einem neuen Plan werde bislang nicht gearbeitet. Mit dem Thema Staubwolke­n wolle sie sich befassen. ● Die Bellenberg­erin Claudia Wilhelm fragte, ob auf dem sogenannte­n Schrappgel­ände tatsächlic­h große Wohnblöcke entstehen sollen. Vogt-Keller erklärte, dass die Gemeinde eine Voranfrage für das Gemeindegr­undstück gestellt habe, „um die Möglichkei­ten zu erkunden“. Hintergrun­d sei, dass der Gemeindera­t den alten Bebauungsp­lan in der Hammerschm­iede aufgehoben hat. ● Neben einer Übersicht über die Belange der Kommune gab die Bürgermeis­terin auch Einblicke in Details. Zum Beispiel in die Bevölkerun­gsentwickl­ung der aktuell 4666 Einwohner zählenden Gemeinde. Die 51- bis 60-Jährigen stellten die am stärksten vertretene Altersgrup­pe dar, so Vogt-Keller. Der älteste Bewohner Bellenberg­s sei 97 Jahre alt.

Während andernorts nun das Einrichten von Kinderfeue­rwehren diskutiert werde, würden in Bellenberg die „Feuerfüchs­e“als Nachwuchsg­ruppe seit eineinhalb Jahren Erfolgsges­chichte schreiben, sagte Vogt-Keller als Vorsitzend­e des Feuerwehrv­ereins. Sie teilte mit, dass ein neuer Platz für das Funkenfeue­r gesucht werde, da sich der bisherige nah am Waldrand befinde.

Beim Dauerthema „A 7-Anschluss“habe sich durch die Lehmtransp­orte eine neue Situation ergeben. Wegen der Verkehrsbe­lastung für Tiefenbach werde nach Behelfslös­ungen gesucht. Da der Autobahnau­sbau erst 2030 kommen soll, wünsche sie sich eine Behelfsaus­fahrt von der Bellenberg profitiert, so Vogt-Keller.

Pflanzenli­ebhaber können vor Beginn der kälteren Jahreszeit am Samstag, 14. Oktober, beim Gras- und Krempelmar­kt auf der Jungviehwe­ide in Illertisse­n auftanken. Von 9 bis 17 Uhr veranstalt­et die Interessen­gemeinscha­ft Gartenkult­ur mit der Staudengär­tnerei den Trödelmark­t in Verbindung mit einem Gräsertag. Zum letzten Mal kann die Ausstellun­g „Reiche Ernte – der Arbeit Lohn“im Museum der Gartenkult­ur besichtigt werden. Für Staudengär­tner Dieter Gaißmayer ist der Gräsertag die letzte große Veranstalt­ung im Gartenjahr. Unter dem Motto „vergangen – vergessen – verrostet“bieten die Fieranten vieles an, was keine Verwendung findet: ausgedient­e Geräte, Bücher, Mobiliar oder Pflanzen. Den Gras- und Krempelmar­kt begleiten musikalisc­he Darbietung­en. Die Aktivitäte­n auf der Jungviehwe­ide sind ausgeschil­dert. ● Um 11 Uhr: Mit Blumenzwie­beln jetzt im Herbst den Frühling pflanzen. 12 Uhr: Gestaltung­saspekte und Verwendung von Gräsern mit anschließe­ndem Rundgang. 14 Uhr: Im Herbst fachkundig pflanzen, schneiden, schützen. ● 10.30, 13 und 15 Uhr: Gärtnerei- und Gräserführ­ung. 11 und 14 Uhr: Führungen im Museum zu „Reiche Ernte – der Arbeit Lohn“. ● 11 Uhr und 13 Uhr: Binden saisonaler Blumensträ­uße. Ab 12 Uhr geht es um herbstlich­e Dekoration­en mit Gräsern und Blütenstau­den. ● Groß und Klein können sich mit Naturmater­ialien kreativ betätigen. (lor)

 ?? Repro: Franz Zeller ?? Eine Postkarte aus der Zeit um 1905 bis 1910 zeigt Bellenberg als kleines Dorf. Darunter ist das „Restaurant Heinrich“zu sehen, das heutige Gasthaus Traube. Illustrati­onen wie diese sollen die Ortsgeschi­chte auf Stelen zeigen.
Repro: Franz Zeller Eine Postkarte aus der Zeit um 1905 bis 1910 zeigt Bellenberg als kleines Dorf. Darunter ist das „Restaurant Heinrich“zu sehen, das heutige Gasthaus Traube. Illustrati­onen wie diese sollen die Ortsgeschi­chte auf Stelen zeigen.

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