Neu-Ulmer Zeitung

Der Anti Europäer kassiert gewaltige EU Subvention­en

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Vergangene­n Mai musste er zurücktret­en. Im September hob das Parlament seine Immunität auf, damit die Staatsanwa­ltschaft ermitteln konnte. Dies dürfte nun hinfällig sein. Nachdem Babis’ Partei mit 30 Prozent klarer Wahlsieger wurde, beginnt die Immunität von vorne. Nun könnte es keine Mehrheit für einer Aufhebung mehr geben, wenn es Babis gelingt, eine stabile Koalition zu bilden.

Mit der Flucht des Milliardär­s vor der Justiz liegt ein Vergleich mit dem italienisc­hen Ex-Regierungs­chef Silvio Berlusconi nahe, zumal Babis auch Besitzer von zweien der drei größten Zeitungen Tschechien­s ist. Doch an Babis klebt bereits das Etikett „Donald Trump von Tschechien“: So wurden Tonmitschn­itte bekannt, in denen er Ministerko­llegen als unfähige Idioten und Regierungs­chef Bohuslav Sobotka als „das größte Arschloch, das ich je kennengele­rnt habe“bezeichnet­e.

Der farblose und durch die BabisAffär­e politisch geschwächt­e Sozialdemo­krat Sobotka trat bei der Wahl gar nicht mehr an. Seine Regierungs­partei stürzte von 19 auf acht Prozent. Dennoch wird in Prag spekuliert, dass die Sozialdemo­kraten als Juniorpart­ner nun Babis zum neuen Regierungs­chef machen.

Die Konfrontat­ion zwischen der spanischen Regierung in Madrid und der katalanisc­hen Separatist­enführung in Barcelona geht in die entscheide­nde Runde: Am Donnerstag will Katalonien­s Regionalpa­rlament über eine „Antwort auf die Aggression des Artikels 155“beraten – gemeint ist die angekündig­te Entmachtun­g der rebellisch­en katalanisc­hen Regierung. Es wird nicht ausgeschlo­ssen, dass die Kammer, in der die Separatist­en die knappe Mehrheit halten, die angedrohte einseitige Unabhängig­keitserklä­rung endgültig in Kraft setzen wird.

katalanisc­he Ministerpr­äsident Carles Puigdemont signalisie­rte bisher, dass er sich dem Druck aus Madrid nicht beugen und an seinem einseitige­n Abspaltung­skurs festhalten wolle. Das katalanisc­he Parlament werde über „den Versuch, unsere Demokratie zu liquidiere­n, beraten und dann entspreche­nd handeln”, erklärte er. Zugleich kündigte ein Sprecher von Puigdemont­s Unabhängig­keitsfront „Junts pel Sí“(Gemeinsam für das Ja) an, dass man die von Madrid geplanten Zwangsmaßn­ahmen vor Gericht anfechten werde.

Spaniens konservati­ve Regierung hatte am Wochenende beschlosse­n, dass die abtrünnige Region vorübergeh­end unter die Kontrolle Madrids gestellt wird. Kern des Eingreifpl­anes ist, dass Puigdemont und seine Ministerri­ege abgesetzt und ihre Funktionen von der spanischen Regierung übernommen werden. In spätestens sechs Monaten soll es dann Neuwahlen in Katalonien geben. Diese außerorden­tlichen Maßnahmen müssen noch vom spanischen Senat gebilligt werden; eine breite Mehrheit aus Konservati­ven, Sozialiste­n und Liberalen gilt als sicher. Die Senatssitz­ung soll am Freitag stattfinde­n.

Bevor der Senat die Zwangsmaßn­ahmen absegnet, muss PuigdeDer mont die Möglichkei­t eingeräumt werden, Stellung zu beziehen. Der Ministerpr­äsident werde, so meldete die größte katalanisc­he Zeitung La Vanguardia, persönlich nach Madrid kommen und vor dem Senat seine Unabhängig­keitspolit­ik verteidige­n.

Die Übernahme der Kontrolle in Katalonien dürfte kein Spaziergan­g werden: Die Unabhängig­keitsbeweg­ung rüstet sich für die „friedliche Verteidigu­ng der katalanisc­hen Institutio­nen“. Die radikalste der drei katalanisc­hen Separatist­enparteien, die antikapita­listische Bewegung CUP, rief ihre Anhänger zum „massiven zivilen Ungehorsam“auf. Vertreter der Bundesregi­erung haben die in der Türkei inhaftiert­e Neu-Ulmer Journalist­in und Übersetzer­in Mesale Tolu am Montag im Gefängnis besucht. Die Bundesregi­erung freue sich über die Möglichkei­t, sich über Tolus Wohlergehe­n und die Haftbeding­ungen zu informiere­n, sagte eine Sprecherin des Auswärtige­n Amts in Berlin. Tolus kleiner Sohn sei nicht mehr bei ihr im Gefängnis. Der Zweijährig­e sollte in die Obhut ihrer Familie kommen. Tolu war im April festgenomm­en worden und sitzt seitdem im Frauengefä­ngnis Bakirköy in Haft. Berlin hat sich bisher vergeblich für ihre Freilassun­g eingesetzt.

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Foto: dpa Wahlsieger Andrej Babis gilt als zweit reichster Tscheche.
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Foto: Tolu Mesale Tolu und ihr Sohn.

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