Diese Regelung ist sozial
Die Schieflage auf den europäischen Arbeitsmärkten – denn es bleiben nach wie vor 28 unterschiedliche – ist ein Ärgernis. So gibt es etwa im Bausektor aus allen westlichen Mitgliedsländern Schilderungen, dass auf der Ebene der Facharbeiter kaum noch ein Einheimischer tätig ist. Die Betriebe beschäftigten billige Arbeitskräfte aus dem östlichen Teil der Gemeinschaft preiswerter, hatten sie doch lediglich Anspruch auf den Mindestlohn der Branche im Gastland. Bei den begleitenden Standards wie Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall offenbarten sich eklatante Unterschiede. Die Vorgabe, dass der „Gast-Arbeiter“den Mindestlohn des Staates ausgezahlt bekommen muss, in dem er arbeitet, sollte zwar Lohndumping verhindern, doch die Zahl der Hintertüren war groß. Nun sollen sie geschlossen werden. Tatsächlich ist das ein wichtiger Beitrag zum sozialen Frieden. Denn allzu oft mussten die Arbeitnehmer in den wohlhabenderen EU-Ländern das Gefühl haben, dass die Freizügigkeit einen faden Beigeschmack hat.
Der insolvente Küchenbauer Alno kann einen großen Teil seiner Beschäftigten nicht mehr bezahlen. Rund 400 Mitarbeiter würden deshalb ab Dienstag freigestellt, nur 170 könnten vorerst bleiben, teilte Insolvenzverwalter Martin Hörmann nach einer Mitarbeiterversammlung mit. Angesichts der finanziellen Lage habe er keinen Handlungsspielraum mehr gehabt. Die IG Metall sprach von einem „schwarzen Tag“für Alno.
Die Freistellung bedeute nicht gleichzeitig die Kündigung, betonte Hörmann. Die könne nur ausgesprochen werden, wenn zuvor ein entsprechender Interessenausgleich mit dem Betriebsrat abgeschlossen worden sei. Die Mitarbeiter seien deshalb nach wie vor Arbeitnehmer von Alno, arbeiteten aber nicht mehr dort und erhielten in Höhe des Arbeitslosengeldes Zahlungen von der Agentur für Arbeit.
Die 170 verbleibenden Mitarbeiter sollen Hörmann bei Investorengesprächen unterstützen oder „insolvenzspezifische Aufgaben“übernehmen, unter anderem in der Personalabteilung, der Buchhaltung oder in der EDV. Es werde weiter mit einem „ernst zu nehmenden Interessenten“über einen Verkauf des Unternehmens verhandelt, betonte Hörmann. Ein Interessenausgleich und ein Sozialplan für die Beschäftigten solle noch im Oktober mit dem Betriebsrat ausgehandelt werden. Alno hatte im Juli Insolvenzantrag gestellt.