Georg Friedrich Händel wird in England triumphal empfangen
Poster, reist der Besucher durch das europäische, komplexe Kulturerbe, das alle Kunstformen vereint und feiert. Sieben Uraufführungen in sieben Metropolen: Derart konzentriert die Londoner Ausstellung die gut 400-jährige Geschichte der Oper. Kritiker bemängelten zwar die knappe Auswahl der Uraufführungen beziehungsweise Uraufführungsorte. Doch: Wo anfangen, wo weitermachen, wenn nicht bei ausgesuchten Glanzstunden der Opernhistorie? Ja, viele Aspekte fehlen, aber das werden sie angesichts der Fülle des Themas immer. Schon vor Jahrzehnten wurden an die 40000 komponierte Opern gezählt!
In der Londoner Präsentation jedenfalls fällt der Zugang zur Gat- tung leicht, und der Blick ist fantasievoll. „Wir haben die Wahl auf solche Werke gelegt, die die Gesellschaft infrage stellen, sie spiegeln und voranbringen“, erklärt Kuratorin Kate Bailey den Ansatz, die Oper in einen sozialen sowie politisch-historischen Kontext zu setzen. Zudem wird an die kulturellen Bande erinnert, die Europa zusammenhalten – auch das ist derzeit, besonders in Großbritannien, erfrischend.
Im zweiten Akt geht es ins London des Jahres 1711: Der deutsche Komponist Georg Friedrich Händel feiert mit der Premiere des italienisch gesungenen „Rinaldo“triumphal seinen Einstand in der florierenden Welthandelsstadt von England, das unter der Regentschaft von Königin Anne eine Phase des Wohlstands und der Stabilität genoss. Die Presse betrachtete die Oper als eine Bedrohung des traditionellen britischen Theaters, doch das Publikum, das damals noch europaskeptischer eingestellt war als in Brexit-Zeiten, zeigte sich begeistert von der exotischen Kunstform vom Kontinent.
Das zu jener Zeit gebaute Royal Opera House in Covent Garden, das die derzeit laufende Schau mit initiierte und umsetzte, zeugt von jener Opern-Hochzeit. Für die Ausstellung wurde eine Barockbühne nachgebaut mit Wolken, einem kleinen Schiff, Seejungfrauen und Wellenwalzen. Sie veranschaulicht, wie seinerzeit szenische Effekte erzeugt wurden.
Für Mozart hingegen und seine Kunst war Wien „der beste Ort der Welt“, wie er sagte. Der dritte Akt der Ausstellung widmet sich der österreichischen Stadt im Jahr 1786,