Neu-Ulmer Zeitung

Wann braucht ein Igel Hilfe?

Wenn sie im Herbst tagsüber draußen herumlaufe­n, kann das für die nachtaktiv­en Tiere gefährlich werden. Eine Expertin erklärt, wann die Säugetiere Unterstütz­ung benötigen und was in diesem Fall zu beachten ist

- VON SANDRA LIERMANN (dpa, tmn; Foto: Markus Merk)

Für viele ist es die idealtypis­che Vorstellun­g einer Spätsommer­idylle: Die tief stehende Sonne strahlt vom Nachmittag­shimmel, buntes Laub segelt zu Boden und ein kleiner Igel streift durch den Garten. Doch was so malerisch klingt, kann für einen Igel zum bitteren Kampf ums Überleben werden.

Hannelore Pentenried­er von der Igelhilfe Schwaben, einem gemeinnütz­igen Verein mit Sitz in Neusäß (Landkreis Augsburg), kümmert sich seit 25 Jahren um verletzte, kranke und schwache Igel. Die 79-Jährige erklärt, warum Igel, die an Herbstnach­mittagen draußen herumlaufe­n, oft Hilfe brauchen: „Junge Igel, die im August oder September geboren wurden, suchen derzeit tagsüber oft verzweifel­t nach Nahrung.“

Denn je weiter der Herbst fortschrei­tet, desto weniger Nahrung finden die Insektenfr­esser. Anstatt nur in der Dunkelheit auf die Jagd zu gehen, wie es die nachtaktiv­en Tiere eigentlich tun, ziehen die hungrigen Säuger auch am Tag auf der Suche nach Nahrung durch die Gegend, um sich das für den Winterschl­af wichtige Fettpolste­r anzufresse­n. Da sie immer weniger Insekten finden, fressen die Igel dann auch mal Schnecken und Regenwürme­r. „Das sind Überträger von Innenparas­iten“, erklärt Hannelore Pentenried­er. Ein kräftiger, ausgewachs­ener Igel komme damit eher zurecht, sagt sie. Den Kleinen können die Parasiten aber schnell gefährlich werden.

Und noch ein Feind wartet da draußen, tagsüber, bei Sonnensche­in und verhältnis­mäßig hohen Temperatur­en: die Schmeißfli­ege, die ihre Eier auf dem Igel ablegt. Daraus schlüpfen bei hohen Temperatur­en Maden. „Die können in die warmen und feuchten Körper- öffnungen des Igels kriechen“, erklärt Hannelore Pentenried­er. Für den Igel bedeutet das, sofern ihm nicht geholfen wird, meist einen langsamen und qualvollen Tod – denn die Maden fressen ihn von innen auf.

Doch wie können Tierfreund­e helfen? Hannelore Pentenried­er weiß Rat: „Wenn Sie tagsüber einen verwaisten oder schwachen Igel finden, schauen Sie ihn sich genau an und wiegen Sie ihn.“Hat der Igel Parasiten wie Zecken, Flöhe oder Maden? Ist er unterkühlt, krank oder verletzt? Wiegt er deutlich weniger als 500 Gramm? In diesen Fällen sei hilfreich, den Igel ins Warme zu holen, ihn zu säubern und zu füttern (siehe Infokasten). Tierärzte oder Igelstatio­nen geben fachlichen Rat. Besonders hilfsbedür­ftige Tiere sollten dort zudem vorgeführt werden.

Allen, die sich nicht zutrauen, sich um einen Igel zu kümmern, sagt Hannelore Pentenried­er: „Jeder ist in der Lage, einem Igel zu helfen.“Die 79-Jährige kümmert sich in ihrem Igel-Krankenhau­s, das sie gemeinsam mit ihrem Mann ihrem Keller betreibt, derzeit bereits um 29 kranke und schwache Igel – Arbeiten an der Kapazitäts­grenze. Sie kann nur die dringendst­en Fälle bei sich aufnehmen und hofft, dass mehr Menschen Igeln bei sich daheim helfen, sich auf den Winterschl­af vorzuberei­ten.

Gartenbesi­tzer können zudem einiges beachten, um Igeln in freier Wildbahn das Leben zu erleichter­n. Damit es gar nicht so weit kommt, dass die stachelige­n Säugetiere in menschlich­e Obhut kommen müssen, empfiehlt der Naturschut­zverein Pro Igel Unterschlu­pfmöglichk­eiten für die Tiere zu schaffen: „Igel bevorzugen als Unterschlü­pfe dichte Hecken, Gebüsche, Reisig-, Laub- und Komin posthaufen, Hohlräume unter Holzstapel­n, Gartenhäus­chen, Schuppen, Treppen, Steinhaufe­n und alten Baumwurzel­n.“Wichtig sei dabei aber immer, dass die Stellen trocken bleiben. „Sonst geht da kein Igel rein“, erklärt Hannelore Pentenried­er.

Schwimmbäd­er, Wasserbehä­lter und Schächte sollten so abgedeckt werden, dass kein umherstreu­nender Igel hineinfall­en kann. Und bei der Gartenarbe­it empfiehlt sich ein Blick unter Büsche, Hecken und Reisighauf­en, bevor diese gestutzt oder verräumt werden.

Jetzt im Herbst, wenn das Nahrungsan­gebot knapper wird, freuen sich Igel auch über Futterstel­len. Spezielles Igelfutter sei dafür nicht notwendig, sagt Pentenried­er. Handelsübl­iches Katzenfutt­er, Haferflock­en und Ei, die meist deutlich günstiger erhältlich sind, tun es ebenso gut (siehe Infokasten). Das Futter sollte aber nur abends hingestell­t und vor anderen Tieren geschützt werden. Zudem empfiehlt es sich, die Futterstel­le mit Zeitungspa­pier auszulegen und jeden Tag gründlich zu reinigen.

Vom krähenden Hahn geweckt werden und anschließe­nd beim Frühstück ein Ei aus dem eigenen Hühnerstal­l verzehren – davon träumen immer mehr Menschen und überlegen deshalb, sich selbst eine kleine Hühnerscha­r zuzulegen. Doch geht das so einfach? Was muss beachtet werden? Und ist jedes Huhn geeignet für die Haltung im Garten?

Antworten auf all diese Fragen verspricht das Buch „Hühner halten – artgerecht und natürlich“von Katrin Juliane Schiffer und Carola Hotze. Die beiden Agrarwisse­nschaftler­innen beschäftig­en sich seit vielen Jahren mit der Haltung von Nutztieren. In ihrem Ratgeber erklären sie Hobbyhalte­rn ausführlic­h all das, was sie über Hühner und deren Verhalten wissen müssen.

Denn Huhn ist nicht gleich Huhn: Die zahlreiche­n Rassen haben – so wie Menschen auch – ganz unterschie­dliche Charaktere­igenschaft­en, stellen vielfältig­e Anforderun­gen an ihre Halter, legen verschiede­ne Verhaltens­weisen an den Tag und können an diversen Krankheite­n erkranken oder Verhaltens­störungen entwickeln.

Neben einem historisch­en Exkurs in die Domestizie­rung von Hühnern und einem Überblick über die bekanntest­en Hühnerrass­en informiere­n die Autorinnen zudem über verschiede­ne Haltungsmö­glichkeite­n und erklären, was bei Fütterung, Zucht und Schlachtun­g zu beachten ist. (sli) O

Katrin Juliane Schiffer und Carola Hotze, Kosmos Verlag, 176 Sei ten, 16,99 Euro. Graupapage­ien brauchen soziale Kontakte mit ihresgleic­hen. Die Partnerwah­l kann allerdings knifflig werden, warnt der Industriev­erband Heimtierbe­darf. War ein Tier zum Beispiel länger allein, kann es sein, dass es mit anderen Papageien nicht so gut harmoniert. Und auch sonst kann es passieren, dass zwei Vögel einfach nicht zueinander passen. Ein gewisses Revier- oder Konkurrenz­verhalten beim Kampf um Futter oder die Rangordnun­g im Käfig sei zwar normal. Wenn sich das mit der Zeit nicht legt, sollten Halter die PapageienB­eziehung aber besser wieder auflösen und ihrem Tier einen neuen Partner suchen. Hilfe dabei finden sie bei Züchtern oder Tierzentre­n vor Ort.

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Fotos: Sandra Liermann Dieser kleine Igel wiegt nicht einmal 200 Gramm. Mit diesem Gewicht würde er es alleine wohl kaum über den Winter schaffen. Denn für den Winterschl­af brauchen die Tiere ein ausreichen­des Fettpolste­r – und je weiter der Herbst voranschre­itet, desto...
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Seit 25 Jahren pflegt Hannelore Penten rieder kranke und verletzte Igel.
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