Neu-Ulmer Zeitung

Ein Job im Dienste der Jobmaschin­e

In der Region herrscht nahezu Vollbeschä­ftigung. Warum dem neuen Chef der Ulmer Arbeitsage­ntur die Aufgaben dennoch nicht ausgehen werden

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Auf den ersten Blick scheint der Chef der Ulmer Arbeitsage­ntur einen leichten Job zu haben: Angesichts einer Arbeitslos­enquote von verbreitet unter drei Prozent sprechen Experten von Vollbeschä­ftigung. Doch gerade deswegen sieht Mathias Auch, der vor 14 Tagen die Nachfolge von Alfred Szorg auf dem Chefsessel der Ulmer Behörde antrat, seine neue Stellung als Herausford­erung. „Es ist wahnsinnig viel Dynamik im Arbeitsmar­kt“, sagt der 42-Jährige. Das heißt: Viele Zugänge und Abgänge kennzeichn­en eine Joblandsch­aft, um die der Großraum Ulm in ganz Europa beneidet wird.

Die Vielfalt ist groß wie in wenigen Regionen des Kontinents: Es gibt neben den großen Konzernen der traditione­ll starken Metall- und Elektroind­ustrie und einer lebendige Pharma-Branche rund um Ratiopharm als Krönung zahlreiche Mittelstän­dler, die als „Hidden Champions“– also unbekannte Weltmarktf­ührer – das Rückgrat des regionalen Wohlstands bilden. Auch sieht es als eine Herausford­erung an, die regionalen Betriebe mit Fachkräfte­n zu versorgen. Akute Engpässe wie bei Informatik­ern ließen sich zwar nicht von heute auf morgen beheben, doch es gebe durchaus Hebel, die die Arbeitsage­ntur in die richtige Richtung bewegen müsse. Dazu gehöre etwa die Förderung passender Weiterbild­ungsangebo­te oder die gezielte Berufsbera­tung von Schulabsol­venten.

Allerdings weiß Auch freilich, dass auf dem regionalen Arbeitsmar­kt nicht alles in Butter ist, selbst, wenn kaum eine andere Behörde im Land eine so niedrige Arbeitslos­en- quote hat, wie sie die Region rund um Ulm nachweisen kann. Langzeitar­beitslose und Niedrigqua­lifizierte etwa profitiere­n kaum von der guten Lage am Arbeitsmar­kt. Immerhin sei die Zahl der Menschen, die seit über einem Jahr und länger arbeitslos sind, im Vergleich mit 2016 zuletzt um neun Prozent gefallen. Doch knapp 2000 Menschen im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm finden nach wie vor dauerhaft keinen Job. Einen wichtigen „Kundenkrei­s“nennt Auch zudem die Bezieher von Grundsiche­rung – im Volksmund Hartz IV, einen Begriff, den Auch tunlichst vermeidet.

Allein im Stadtkreis Ulm bezogen im vergangene­n Jahr im Schnitt 1702 arbeitslos­e Menschen die Grundsiche­rung. Zwar waren es 2014 grob 100 weniger, doch ansonsten ist die Zahl über die Jahre ziemlich konstant.

Auch wenn Ulm im Vergleich mit anderen Großstädte­n in dieser Hinsicht bestens dastehe, gebe es rund ums Münster „generation­sübergreif­ende Langzeitar­beitslosig­keit“. Sprich: Familien, in denen Bildung traditione­ll keine große Rolle spielt und somit die Arbeitslos­igkeit quasi vererbt wird. „Wir müssen auf diese Familien zugehen“, sagt der in Böblingen geborene Wirtschaft­s- und Geschichts­wissenscha­ftler Auch. Denn die Eltern seien die wesentlich­en Impulsgebe­r für die berufliche Orientieru­ng der Jugend. Per „Elternarbe­it“müsse in Gesprächen der Wert von Bildung eindringli­ch betont werden.

Alfred Szorg, der Vorgänger von Auch, hatte die Agentur für Arbeit vorübergeh­end geleitet, weil Peter Rasmussen, Chef der Agentur für Arbeit Ulm seit 2012, die Tätigkeit aus gesundheit­lichen Gründen seit Mai 2016 nicht mehr ausüben konnte und jetzt im Ruhe- stand ist. Auch ist wenn nicht der, dann zumindest einer der jüngsten Leiter einer regionalen Arbeitsage­ntur. Der 42-Jährige war zuletzt operativer Geschäftsf­ührer der Agentur Nagold-Pforzheim und ist seit 2005 bei der Bundesagen­tur für Arbeit in verschiede­nen Leitungsfu­nktionen tätig. Unter anderem bei den Agenturen für Arbeit Ravensburg und Mannheim sowie in der Regionaldi­rektion BadenWürtt­emberg.

Maskierte Kinder haben am Dienstag in Ulm Jüngere erschreckt. Mehrere Kinder, zehn und elf Jahre alt, waren nach Polizeiang­aben gegen 19 Uhr in der Moltkestra­ße unterwegs. Zwei ältere Kinder kamen auf sie zu. Die trugen Clownmaske­n. Eines der beiden soll auch ein kleineres Messer gehalten haben. Sie erschreckt­en die Jüngeren derart, dass die sofort wegrannten. Dann verständig­ten sie ihre Eltern. Jetzt rannten die falschen Clowns weg. Die Polizei suchte noch nach ihnen, bislang jedoch ohne Erfolg.

Die Polizei warnt: Clown-Sein hat Grenzen. Wer Menschen verfolgt, nötigt oder angreift, macht sich strafbar. Auch bloßes Erschrecke­n kann eine Anzeige zur Folge haben. Die Polizei geht konsequent gegen solche Straftaten vor.

Sobald die Gefahr besteht, dass eine Sache beschädigt oder gar ein Mensch verletzt werden könnte, macht sich der Verursache­r meist strafbar, warnt die Polizei. Und eine Straftat werde von den Ordnungshü­tern konsequent verfolgt.

Der Appell der Polizei erfolge nicht nur aufgrund der undurchsic­htigen Vorkommnis­se in der Moltkestra­ße. In den vergangene­n Jahren häuften sich im Zusammenha­ng mit Halloween Anfang November die Anzeigen. Es gehe um zerkratzte Autos, eingeschla­gene Scheiben und auch brennende Container sind nämlich alles andere als lustig. Das sei gefährlich und führe zu hohen Schäden.

Deshalb werden die Beamten dem mit verstärkte­n Kontrollen entgegenwi­rken. Die Polizei bittet auch Eltern, ihren Kindern den Ernst der Lage zu erklären. Sie sollen deutlich machen, wo die Grenze erreicht ist. Der Nachwuchs müsse wissen, dass sein vermeintli­ch lustiges Handeln bei anderen zu Problemen führen kann. (az)

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Foto: Alexander Kaya Ulm ist das Zentrum einer prosperier­enden Wirtschaft­region. Doch Arbeitslos­igkeit gibt es dennoch.
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Mathias Auch

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