Neu-Ulmer Zeitung

Ratlos, rastlos – und ziemlich kurios

Das Teatro Caprile unterhält mit skurrilen Szenen. Da entsteht sogar Kunst durch den Einsatz von Wurstwasse­r

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Zumindest in Bayern weiß man, was ein Wolperting­er ist. Das Fantasieti­er nennt sich auch „Raurackl“oder „Rameschuck­sn“. Das erzählt der Professor Dr. Werner Zwiefacher, der sich täglich mit Leberwurst­brot einreibt, „weil das unheimlich aufreizend wirkt“. Diese und andere haarsträub­end komische Szenen gab es zu sehen beim „Brett im Schtoi“, wo das Wiener Teatro Caprile bereits zum zweiten Mal zu Gast war.

Hatte man 2014 noch Szenen des Wiener Groteskenm­eisters Herzmanovs­ky-Orlando gespielt, gab es dieses Mal die „Beseitigun­g der modernen Ratlosigke­it“, eine Szenencoll­age für Um-die-Ecke-Denker. Andreas Kosek, Katharina Grabher, Georg Kreuzbauer und Andrea Nitsche stellten einen schrägen Kosmos vor, dessen Humor ganz in der des Wiener „Schmäh“steht, auch wenn die Szenen mal in München, mal im Menschen sich für die Kunst mit Wurstwasse­r übergießen lassen, damit Salvador Dalis „zerfließen­de Uhr“gelingt. Dadaistisc­he Szenen von Daniil Charms und Andreas Kosek läuteten den Abend ein: Frau Tod bandelt da mit dem Erzähler an, der wenig später in einem Kaffeehaus einem Brand in einem Augsburger Friseursal­on zuschaut. Dass dabei ein verscholle­nes BrechtStüc­k und 700 Telefonbüc­her eine Rolle spielen verwundert nicht. Auch nicht, als wenig später Napoleon die Szene kreuzt.

Der Hauptteil der Szenen stammte aus der Feder des Elchinger Autors Florian L. Arnold und beseitigte die Ratlosigke­it in Sachen „Abgasflöte“, „Klaus-trophobie“(also die Angst vor Kläusen) und „Kunstverme­idung“. Im gutbesucht­en „Stall“in Diepertsho­fen wurde ebenso eifrig gelacht wie sich gewundert. Augenzwink­ernd vergrößert­e der Abend mit dem Teatro Caprile die Ratlosigke­it in Zeiten von Fake News und Medienskep­sis, vermehrte dabei aber auch erheblich die Heiterkeit. (az) O

Der Auftritt des Teatro Ca prile war der letzte Termin beim „Brett im Schtoi“in diesem Kalenderja­hr. Weiter geht es erst wieder im 19./20. Januar mit dem zweitägige­n Gastspiel des Münchner Sommerthea­ters, das dies mal Kleists „Der zerbrochne Krug“mit bringt. Karten gibt es im Internet unter brett im schtoi.de.

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Foto: Gerhard Wiest Szenen für Um die Ecke Denker zeigte das Teatro Caprile bei seinem Gastspiel im „Schtall“.

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