Center muss sich neu erfinden
Es war das Jahr, in dem Jan Ulrich die Tour de France gewann, Nintendo mit der N64 die erste Spielkonsole mit 64-Bit-Technologie auf dem Markt brachte und es eine weitere Dekade dauerte, bis Apple das erste I-Phone vorstellte. 1997 – das Jahr, in dem das Blautal-Center eröffnete.
Ein Publikum, das mit aus heutiger Sicht läppischen 64-Bits zu begeistern war, staunte auch über das Ulmer Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild. So groß, so schön. In den zwei Jahrzehnten seitdem der Wandel der Blaubeurer-Straße von der Schmuddelzur Einkaufsmeile durch die Eröffnung des Blautal-Centers eingeläutet wurde, hat sich der Handel radikal verändert.
15 Millionen Euro steckten die Investoren in den vergangenen Jahren in den langen Einkaufsriegel im Ulmer Westen. Und schmerzlich musste Wealthcap feststellen: Ein neuer Boden reicht nicht, um mehr Kunden zu locken. Der geplante Verkauf des Einkaufszentrums scheiterte. Die Wurzel des tief greifenden Wandels: Wer genau weiß, welche Hose er in welcher Größe haben will, muss kein Einkaufszentrum besuchen. In Zeiten, in denen sich alle nur erdenklichen Produkte mit wenigen Mausklicks bequem und günstig nach Hause liefern lassen, lässt die Attraktivität von Geschäften zwangsläufig nach. Die von Geschäftsbetreibern dann oft genannte gute Beratung und die Möglichkeit des Anfassens werden nicht ausreichen, um den Rückgang auszugleichen.
Guter Rat ist teuer. Aber das Blautal-Center scheint den richtigen Weg einzuschlagen. Mit dem on-und offline florierenden Decathlon ist ein wichtiger Magnet gefunden. Dass es dennoch niemals wie Ende der 90er werden wird, hat der Centermanager verinnerlicht und denkt offen über die Ansiedlung von Wohnungen nach. Richtig so. Er weiß: Die Zeit der reinen Konsumtempel ist vorbei, denn den hat fast jeder per Smartphone in der Hosentasche. Stattdessen wird es darum gehen, den Kunden Erlebnisse zu bieten. Doch 44 500 Quadratmeter sind dafür zu viel.