Siemens Mitarbeiter sind von Kaeser enttäuscht
Der drohende Abbau von tausenden Jobs lässt Beschäftigte vor der Konzernzentrale demonstrieren. Dort versucht der Unternehmens-Chef mit guten Zahlen zu punkten. Gerade das erzürnt Bayerns IG-Metall-Chef
Vor der Siemens-Konzernzentrale in München steht ein Niederbayer und klagt einen anderen Niederbayern an. Der eine ist Betriebsrat Felix Schmidt aus Ruhstorf an der Rott im Landkreis Passau. Er vertritt den dortigen Siemens-Standort. Der andere ist Konzernchef Joe Kaeser, der aus Arnbruck, einem staatlich anerkannten Erholungsort im Landkreis Regen, kommt. Schmidt ist nicht gut auf seinen Landsmann zu sprechen: „In unserem Werk müssen wir rund 600 Leute abbauen, also etwa jede zweite Stelle.“Der große Mann demonstriert mit anderen Siemensianern am Wittelsbacherplatz, unweit des Odeonsplatzes. Dort, im SiemensHauptquartier, präsentiert Kaeser gleich die Bilanz des Elektrokonzerns für das Geschäftsjahr 2017.
Betriebsrat Schmidt ist traurig und wütend zugleich: „Die letzte Zeit war für mich die schlimmste in meinem Leben. Denn wir mussten weitere hunderte Jobs hinzukommen. Das alles addiert sich auf die Horrorzahl von maximal 10000 Arbeitsplätzen, die auf der Kippe stehen. Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler ist entsetzt. Unserer Zeitung sagt er: „Es besteht keinerlei Grund, mit drastischen Maßnahmen tausende Jobs infrage zu stellen und das dann auch noch als unumgänglich darzustellen.“Denn Siemens weise einen Nettogewinn von rund 6,2 Milliarden Euro und eine Gesamtrendite von über elf Prozent aus. Der Gewerkschafter versteht die Siemens-Welt nicht mehr: „Auch das Kraftwerkgeschäft schreibt nicht etwa rote Zahlen, sondern verzeichnet lediglich einen Rückgang der Profitmarge.“
Kaeser sieht das anders: „Wenn das Kraftwerkgeschäft eine Zukunft haben soll, dann müssen wir reagieren. Wir müssen die Kapazitäten anpassen, auch wenn das schmerzhafte Einschnitte bedeutet.“Wie viele Mitarbeiter Schmerzen erleiden müssen, sagt er noch nicht. Es