Von wegen Alternative
Glaubt man dem Spitzenpersonal der AfD, dann geht es den „Altparteien“ja vor allem um Macht, um Posten und um Geld. Nur: Worin unterscheidet sich die vermeintliche Alternative dann von den anderen? Ein Blick auf die bisherigen AfD-Chefs: Da tritt Frauke Petry wenige Stunden nach der Bundestagswahl beleidigt aus – nur weil sie einen internen Machtkampf verloren hat. Ihre lukrativen Mandate im Bundestag und im sächsischen Landtag behält sie trotzdem. Ihr Co-Chef Jörg Meuthen wirft aus rein strategischen Gründen seinen Job als Oppositionsführer im baden-württembergischen Landtag hin. Und zwar genau ein Jahr, nachdem er betont hatte, er werde selbstverständlich in Stuttgart bleiben und zur Begründung erklärte: „Es geht um meine Glaubwürdigkeit.“Eine Kostenpauschale und ein Zuschuss zur Altersvorsorge fließen übrigens weiter, bis er das Landtagsmandat tatsächlich aufgibt. Die AfD taktiert also genauso wie die von ihr verunglimpften anderen Parteien. Von wegen Alternative. bleiben will. Und so sah er sich gezwungen, klarzustellen, dass er „in Kürze“sein Mandat in Stuttgart niederlegen werde. Er weiß: Wenn er jetzt keinen Fehler macht, hat er nach der Flucht der ungeliebten Petry (Meuthen: „Wir haben erkennbar nicht harmoniert.“) gute Chancen, das neue Gesicht der AfD zu werden. Das Höcke-Lager könnte wohl damit leben. Noch läuft gegen den Rechtsaußen ja ein Parteiausschlussverfahren. Ein internes Schiedsgericht soll demnächst darüber befinden. Sollte er bleiben dürfen, würde Meuthen sicher keinen neuen Anlauf unternehmen, ihn loszuwerden. Daran lässt er keinerlei Zweifel: „Nach meiner Überzeugung ist der Flügel, den Björn Höcke repräsentiert, ein integraler Bestandteil der Partei.“
Meuthen braucht das rechte Lager auch für die eigene Karriere. Sollte Jamaika scheitern, könnte ihn sein Weg statt nach Brüssel auch nach Berlin führen. „Wir sind völlig offen für Neuwahlen und auch darauf vorbereitet“, sagt der AfDChef. Und was ist mit den eigenen Ambitionen? Auch dazu hat der Meister der rhetorischen Hintertür eine Antwort: „Es geht nicht um persönliche Begehrlichkeiten – erst wenn sich diese Frage stellen sollte, muss man sehen, wer wo der Partei am besten dienen kann.“