Neu-Ulmer Zeitung

Heute geht es um Seehofers Zukunft

Die Partei erwartet Antworten von ihrem Chef. Kämpft er um seine Ämter?

- VON MICHAEL STIFTER

Die Friedenspf­licht in der CSU ist abgelaufen. Bis zum Abschluss der Jamaika-Sondierung­en hatte sich die Partei vorgenomme­n, ihre Führungsde­batte zumindest nicht in aller Öffentlich­keit auszutrage­n. Das ist ihr schon in den vergangene­n Wochen nicht wirklich gelungen. Doch nun, da Jamaika als frustriere­ndes Abenteuer abgehakt ist, steht die Frage, wie es mit Horst Seehofer weitergeht, ganz oben auf der Tagesordnu­ng. Heute geht es für den Parteivors­itzenden und bayerische­n Ministerpr­äsidenten um sein politische­s Schicksal.

Fakt ist: Viele sehen in ihm den Schuldigen für das desaströse Ergebnis bei der Bundestags­wahl. Mittags stellt sich Seehofer der aufgeregte­n Landtagsfr­aktion, am Abend trifft sich der Parteivors­tand. Die CSU erwartet von ihrem Chef eine Antwort, wie er sich die eigene Zukunft vorstellt. Gibt er zumindest eines seiner Ämter ab? Oder sogar beide? Geht er im Kampf um ein würdiges Ende seiner Karriere ein letztes Mal in die Offensive? Ausgeschlo­ssen ist nichts.

Während sich Seehofer in Berlin die Nächte um die Ohren schlug, um über eine Koalition mit FDP und Grünen zu diskutiere­n, tobten daheim in Bayern die Grabenkämp­fe. Nach außen hin eher passiv, aber doch mittendrin: Markus Söder. Der bayerische Finanzmini­ster will am liebsten Ministerpr­äsident und CSU-Chef werden. Und obwohl er viele Anhänger hat, gibt es doch auch eine Menge Leute in der Partei, die genau das verhindern wollen – allen voran Seehofer selbst.

Vieles deutet deshalb auf eine Ämtertrenn­ung hin. „Es kann richtig und notwendig sein, die Berliner Ebene und die Münchner Ebene getrennt aufzustell­en“, sagt ein Insider im Gespräch mit unserer Zeitung. Und fügt sicherheit­shalber hinzu: „Das klappt aber nur, wenn der Ministerpr­äsident in Bayern nicht dauernd den Parteichef in Berlin ärgert.“Genau da liegt das Problem. Dass Seehofer im Herbst noch einmal als Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl antreten darf, glaubt kaum noch jemand. Wird er aber Mitte Dezember als Parteichef wiedergewä­hlt und wechselt nach Berlin, ist es schwer vorstellba­r, dass eine Doppelspit­ze Seehofer/Söder auf Dauer harmoniere­n oder wenigstens funktionie­ren würde. Die Sorge in der CSU ist groß, dass die jahrelange Dauerfehde weitergeht. „Wir müssen die ausgehoben­en innerparte­ilichen Gräben überwinden und zur legendären Geschlosse­nheit der CSU zurückkehr­en“, fordert Partei-Vize Manfred Weber in einem Gastbeitra­g in der Welt. Für die

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