Neu-Ulmer Zeitung

Die Parteivors­itzenden werden ins Schloss zitiert

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des Bundesverf­assungsger­ichts und des Bundesrats, Andreas Voßkuhle und Michael Müller. Heute schließlic­h empfängt er SPDChef Martin Schulz sowie Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble.

Zudem bat er auch darum, die Protokolle der Sondierung­sgespräche einsehen zu dürfen – ein ungewöhnli­ches Ansinnen, dem gleichwohl entsproche­n wurde. Steinmeier, heißt es in seinem Umfeld, wolle sich umfassend informiere­n und ausführlic­h beraten, bevor er entscheide. Daher will er in der kommenden Woche auch Gespräche mit den Vorsitzend­en aller im Bundestag vertretene­n Fraktionen führen, auch von AfD und Linksparte­i.

Ein Minimum an konkreter Macht, aber ein Maximum an Autorität – Frank-Walter Steinmeier steht wie seine Amtsvorgän­ger vor dem Dilemma, dass seine Möglichkei­ten äußerst begrenzt sind. Er hat nur die Macht des Wortes. Doch sein öffentlich­er Appell in der Schlusspha­se der Sondierung­en, in denen er die Parteien an ihre Verantwort­ung erinnerte, verhallte ungehört. Auch im Gespräch mit den Parteichef­s kann er nicht mehr als mahnen, werben und bitten. So machte FDP-Chef Lindner schon klar, dass es mit ihm keine Neuverhand­lungen für eine Jamaika-Koalition geben wird.

Große Hoffnungen setzt man in Berlin auf das heutige Treffen des Sozialdemo­kraten Steinmeier, dessen SPD-Mitgliedsc­haft seit seiner Wahl zum Bundespräs­identen ruht, mit SPD-Chef Martin Schulz. Der Präsident, einst engster Mitarbeite­r von Kanzler Gerhard Schröder, Kanzleramt­sminister in Zeiten der rot-grünen Koalition sowie SPDFraktio­nschef von 2009 bis 2013, kennt seine SPD bestens und weiß um die Stimmung in der Partei. Er hat genau registrier­t, dass der Druck auf Schulz enorm zunimmt, sich nicht länger zu verweigern.

Gerade als langjährig­er Außenminis­ter weiß Frank-Walter Steinmeier wie kein anderer, wie wichtig eine handlungsf­ähige Regierung ist, die Deutschlan­ds Verantwort­ung in Europa und der Welt gerecht wird. Nicht zuletzt ist ihm aus eigener Erfahrung in Erinnerung, zu welchen Verwerfung­en vorgezogen­e Neuwahlen führen können. 2005, nach der Niederlage bei der Landtagswa­hl in Nordrhein-Westfalen, ließ sich Bundeskanz­ler Gerhard Schröder vom Bundestag das Vertrauen entziehen, Bundespräs­ident Horst Köhler löste daraufhin das Parlament auf.

Die Folgen sind bekannt: RotGrün verlor die Wahl, Angela Merkel wurde Bundeskanz­lerin und vier Jahre später scheiterte Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkan­didat gegen Merkel. Insofern entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass nun ausgerechn­et Steinmeier als Staatsober­haupt über das Schicksal Merkels entscheide­t. Ihr politische­s Überleben liegt in seiner Hand.

 ?? Foto: John Macdougall, afp ?? Kaum Macht, aber doch Autorität: Mit großem Ernst drängt Bundespräs­ident Frank Walter Steinmeier auf die Bildung einer Regierung.
Foto: John Macdougall, afp Kaum Macht, aber doch Autorität: Mit großem Ernst drängt Bundespräs­ident Frank Walter Steinmeier auf die Bildung einer Regierung.

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