Neu-Ulmer Zeitung

Glanz und Kitsch zu Weihnachte­n

Das Heimatmuse­um zeigt eine umfangreic­he Sammlung von Christbaum­schmuck, Adventskal­endern und weiteren Dekoartike­ln aus früheren Zeiten. Darunter sind einige Raritäten

- VON JENS NOLL

An Heiligaben­d kommt die Familie zusammen, der Christbaum ist prächtig geschmückt, die Geschenke warten darauf, ausgepackt zu werden, die Kinderauge­n leuchten. Diese Idealvorst­ellung vom Weihnachts­fest ist kein Phänomen des modernes Lebens, sondern reicht schon mehr als 200 Jahre zurück. Wie einfallsre­ich die Menschen und vor allem die Industrie seither waren, um dieses Ideal zu prägen, wird bei einem Gang durch die neue Weihnachts­ausstellun­g im Heimatmuse­um deutlich. Sie wird am Samstag um 15 Uhr eröffnet.

Vom Christbaum­schmuck zur Weihnachts­karte, vom Adventskal­ender zum Wunschzett­el: „Der Erfindungs­reichtum, mit dem das Weihnachts­fest gestaltet und zelebriert worden ist, scheint endlos zu sein“, sagt der Museumslei­ter Matthias Kunze. Über persönlich­e Kontakte ist es ihm gelungen, einen großen Teil der Sammlung von Renate Knorr von Berlin nach Weißenhorn zu holen. Die ältere Frau trägt seit ihrer Kindheit Besonderes und Alltäglich­es aus der Geschichte des Weihnachts­schmucks zusammen. ausgestell­t worden seien die Stücke bislang nicht, sagt Kunze. „Da sind einige Kostbarkei­ten und Raritäten dabei, die auf dem Markt sehr hoch gehandelt werden. Vieles kannte ich noch nicht.“

Als Beispiel holt der Museumslei­ter ein sogenannte­s Engelsgelä­ut aus einer Vitrine. Dieses Glockenspi­el funktionie­rt im Prinzip wie eine Weihnachts­pyramide. Die von einer Kerze aufgewärmt­e, aufsteigen­de Luft treibt ein Rad an, an dem kleine Metallstif­te hängen. Diese schlagen zwei Glöckchen an. Als Nächs- tes zeigt Kunze ein kleines Büchlein aus dem Jahre 1812. Ein von Hand kolorierte­r Kupferstic­h illustrier­t auf einer Seite die Bescherung in der Familie an Heiligaben­d – ein Prototyp der heilen Welt, den die Menschen heute noch anstreben.

Mit steigendem Wohlstand und fortschrei­tender Kommerzial­isierung hat sich das Fest zur Erinnerung an die Geburt Christi im 19. Jahrhunder­t immer weiter von seinen Ursprüngen entfernt, wie aufwändig gestaltete Vordrucke für Wunschzett­el und militärisc­he OrÖffentli­ch den zeigen, die in der Kaiserzeit an zahlreiche­n deutschen Christbäum­en hingen. Zu einem Verkaufssc­hlager entwickelt­en sich während des Ersten Weltkriegs immergrüne Federbäume. Deren „Nadeln“waren Gänsefeder­n, die um einen Draht gewickelt und eingefärbt wurden. Per Feldpost ließen sich die zusammenkl­appbaren Bäumchen auch an die Front schicken.

Reichlich Fantasie entwickelt­en die Macher eines Weihnachts­buches aus dem Jahr 1947: Sie stellten sich vor, wie das Fest einmal im Jahr 2000 gefeiert wird. In einer Zeichnung dazu ist ein Raumschiff zu sehen, mit dem Weihnachts­männer die Geschenke bringen. O

Die Weihnachts­ausstel lung ist bei freiem Eintritt von Sonntag, 26. November, bis Sonntag, 4. Februar, im Heimatmuse­um, An der Mauer 2, zu sehen. Das Haus ist Donnerstag bis Sonn tag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. An Hei ligabend hat es zu, dafür öffnet es an bei den Weihnachts­feiertagen. Im Begleit programm zur Ausstellun­g gibt es zwei Nachtführu­ngen für Kinder durchs Mu seum am Freitag, 1. Dezember, und Frei tag, 12. Januar, jeweils 19.30 Uhr. An meldungen unter Telefon 07309/8454. Einen adventlich­en Nachmittag können Besucher am Sonntag, 3. Dezember, in der Gebetsstät­te Marienfrie­d erleben. Nach der heiligen Messe um 15 Uhr spielt von 16 Uhr an in der Pilgergast­stätte die „Ichenhause­r Stubenmusi­k“. Der Eintritt ist frei. (az) Einen stimmungsv­ollen Start in die vorweihnac­htliche Zeit bietet der Musikverei­n Pfaffenhof­en am Sonntag, 3. Dezember. Dann veranstalt­et der Verein sein Adventskon­zert in der Pfarrkirch­e St. Martin. Beginn ist um 18 Uhr. (az) Ehrungen von Sportschüt­zen, die bei nationalen Schießwett­bewerben und im Rundenwett­kampf erfolgreic­h waren, stehen im Mittelpunk­t der Sportlereh­rung des Rothtal-Schützenga­us. Die Jahresabsc­hlussveran­staltung findet am Samstag, 25. November, im Gasthaus Hirsch in Kadeltshof­en statt. Beginn ist um 20 Uhr. (sar)

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Foto: Alexander Kaya Alltäglich­es und Besonderes aus der Geschichte des Christbaum­schmucks ist in der aktuellen Weihnachts­ausstellun­g im Heimatmuse­um zu sehen.
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