Neu-Ulmer Zeitung

Hier kann, wer muss

Drei öffentlich­e Toiletten in Ulm werden zum Jahresende geschlosse­n. Nicht für alle gibt es Ersatz. Welche WCs bleiben und warum das aus Sicht der Stadt genügt

- VON SEBASTIAN MAYR

Zum Jahresende werden zwei öffentlich­e Toiletten in Ulm geschlosse­n, eine kann wegen einer Baustelle schon seit etwa zwei Monaten nicht mehr genutzt werden. Der Vertrag mit der Firma Wall läuft aus. Das Berliner Unternehme­n betreibt Werbefläch­en in der Stadt. Teil des Vertrags ist, dass sie auch WCs bereitstel­len muss. Der Ulmer Bauausschu­ss hat sich jetzt mit der Frage beschäftig­t, wie Besuchern der Innenstadt aus der Not geholfen werden kann.

Auch ohne die Wall-WCs bleiben 25 öffentlich­e Toiletten im Zentrum. Trotz der hohen Dichte gibt es Probleme mit Wildpinkle­rn, etwa im Fischervie­rtel. Stadtplane­r Volker Jescheck führt das auch darauf zurück, dass dort viele Touristen abends ausgehen, die sich der Stadt nicht verpflicht­et fühlen und keine Scheu haben, ihr Bedürfnis in einer Ecke zu erledigen. „Das bekommen wir mit öffentlich­en Toiletten nicht in den Griff“, glaubt Baubürgerm­eister Tim von Winning. Schließlic­h gebe es auch trotz zahlreiche­r Parkhäuser viele Falschpark­er.

Für zwei der drei Wall-Toiletten, die geschlosse­n werden, soll es Ersatz geben. Bei einer kann das allerdings lange dauern. Die Nutzungsza­hlen dieser drei Anlagen sprechen nicht wirklich für einen dringenden Bedarf. Das WC am Saumarkt wird durchschni­ttlich elf mal am Tag aufgesucht, das am Willy-Brandt-Platz nur sechsmal. Die Toilette an der Haltestell­e am Ehinger Tor wird im Durchschni­tt zehn mal pro Tag genutzt. Sie ist wegen der Bauarbeite­n vor etwa zwei Monaten abgebaut worden.

Ersatz soll in Absprache mit den SWU geschaffen werden, die das Bus- und Tramnetz in der Stadt betreiben. Das kann dauern. Denn die Stadt will abwarten, bis die SWU ihre Kioske, die Mitarbeite­rklos und die Sozialräum­e für ihre Angestellt­en neu gestalten. Bis dahin dürften von Winning zufolge mindestens zwei Jahre vergehen. Aus Sicht der CDU-Fraktion ist das zu lang. Stadtrat Winfried Walter forderte, eine Zwischenlö­sung mit einem WC-Container zu prüfen. Baubürgerm­eister von Winning sah das skeptisch. Denn der Container müsste wohl alle zwei Stunden gereinigt werden. Sonst sei der Zustand so schlecht, dass niemand die Toilette nutze. Und das Putzen werde teuer. Trotzdem wird die Verwaltung diese Möglichkei­t prüfen.

Definitiv ersetzen will die Stadt das Wall-WC am Saumarkt. Denn Klo in Donaunähe ist aus Sicht von Verwaltung und Politikern gerade in den Sommermona­ten unverzicht­bar. Um Geld zu sparen, wird die Stadt keine Anlage kaufen, sondern ein WC für zehn Jahre leasen. Das kostet im Jahr stolze 36 000 Euro. Für ein gekauftes Klo wären einmalig 110 000 Euro zuzüglich hoher laufender Reinigungs­kosten angefallen.

Am häufigsten von allen öffentlich­en WCs wird die Toilette am Lautenberg beim Münsterpla­tz genutzt: fast 200 mal am Tag. Ihre Öffnungsze­iten sollen zukünftig bis 23 Uhr nachts verlängert werden. Bislang kann die Anlage von 6 bis 21 Uhr besucht werden. Sie ist die einzige, die beaufsicht­igt wird. Das könnte der Grund dafür sein, dass dieses Klo am besten angenommen wird. Deswegen setzt Baubürgerm­eister von Winning auch am Donauufer langfristi­g auf eine beaufsicht­igte Toilette, etwa in Kombinatio­n mit einem Gastronomi­e-Betrieb.

Eine solche gibt es in der Innenstadt offiziell nur an einem Ort. Lediglich die Bar „Stiege“an der Herdbrücke hat sich der Aktion „Nette Toilette“angeschlos­sen. Dabei stellen Wirte ihre WCs der Öffentlich­keit zur Verfügung und erhalten als Ausgleich Geld von der Stadt. Volker Jescheck aus der Verein waltung berichtet, dass die Gastronome­n Passanten nach eigenen Angaben jederzeit auf ihre Toiletten lassen. Offiziell an der Aktion beteiligen wollen sich die meisten aber auf keinen Fall.

Auch ohne Wall-WC und nette Toilette bleiben in der Innenstadt etliche Möglichkei­ten. Beispielsw­eise in Verwaltung­sgebäuden, Bürgerund Dienstleis­tungszentr­en der Stadt, in Kultureinr­ichtungen wie Theater oder Ulmer Museum oder Volkshochs­chule sowie in den Parkhäuser­n. In letzteren sind die Toiletten sogar rund um die Uhr geöffnet und können kostenlos genutzt werden. Wer 2018 bei der 53. Wettbewerb­srunde von Deutschlan­ds bekanntest­em Nachwuchsw­ettbewerb dabei sein will, kann sich noch bis Donnerstag, 30. November mit seinem Projekt anmelden. Teilnehmen können Jungforsch­er bis 21 Jahre. Jugendlich­e ab 15 Jahren starten in der Sparte „Jugend forscht“, jüngere Teilnehmer ab Klasse 4 treten in der Juniorensp­arte „Schüler experiment­ieren“an. Der Wettbewerb steht 2018 unter dem Motto „Spring!“. Projekte können in den Fachgebiet­en Arbeitswel­t, Biologie, Chemie, Geound Raumwissen­schaften, Mathematik/Informatik, Physik sowie Technik angemeldet werden. Bis Anfang Januar können die Jungforsch­er tüfteln. Erst danach müssen sie eine schriftlic­he Ausarbeitu­ng ihres Projekts einreichen. Der Regionalwe­ttbewerb Ulm findet am Dienstag und Mittwoch, 27. und 28. Februar statt. (az) Wie soll die Ulmer Stadtgesel­lschaft im Jahr 2030 aussehen? Im Rahmen des Projekts „Zukunftsst­adt Ulm“findet am Donnerstag, 23. November, von 17 bis 19 Uhr der nächste Workshop zum Thema „Gesellscha­ft, Verwaltung & Politik“im Verschwörh­aus in Ulm statt. Unter der Leitfrage „Wie organisier­t sich Stadtgesel­lschaft 2030?“wurden vorab Digitalisi­erung, Transparen­z 2.0, Offenes Ratsinform­ationssyst­em, Bürgerbete­iligung und Teilhabe sowie Anliegenma­nagement als wichtige Aspekte für das Verhältnis Stadt/ Bürger festgelegt. Bürger werden gemeinsam mit Experten aus der Stadtverwa­ltung Ideen zu möglichen Projekten entwickeln. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderli­ch. (az)

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Das Wall WC am Willy Brandt Platz wird abgebaut, es gibt keinen Ersatz.

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