Hier kann, wer muss
Drei öffentliche Toiletten in Ulm werden zum Jahresende geschlossen. Nicht für alle gibt es Ersatz. Welche WCs bleiben und warum das aus Sicht der Stadt genügt
Zum Jahresende werden zwei öffentliche Toiletten in Ulm geschlossen, eine kann wegen einer Baustelle schon seit etwa zwei Monaten nicht mehr genutzt werden. Der Vertrag mit der Firma Wall läuft aus. Das Berliner Unternehmen betreibt Werbeflächen in der Stadt. Teil des Vertrags ist, dass sie auch WCs bereitstellen muss. Der Ulmer Bauausschuss hat sich jetzt mit der Frage beschäftigt, wie Besuchern der Innenstadt aus der Not geholfen werden kann.
Auch ohne die Wall-WCs bleiben 25 öffentliche Toiletten im Zentrum. Trotz der hohen Dichte gibt es Probleme mit Wildpinklern, etwa im Fischerviertel. Stadtplaner Volker Jescheck führt das auch darauf zurück, dass dort viele Touristen abends ausgehen, die sich der Stadt nicht verpflichtet fühlen und keine Scheu haben, ihr Bedürfnis in einer Ecke zu erledigen. „Das bekommen wir mit öffentlichen Toiletten nicht in den Griff“, glaubt Baubürgermeister Tim von Winning. Schließlich gebe es auch trotz zahlreicher Parkhäuser viele Falschparker.
Für zwei der drei Wall-Toiletten, die geschlossen werden, soll es Ersatz geben. Bei einer kann das allerdings lange dauern. Die Nutzungszahlen dieser drei Anlagen sprechen nicht wirklich für einen dringenden Bedarf. Das WC am Saumarkt wird durchschnittlich elf mal am Tag aufgesucht, das am Willy-Brandt-Platz nur sechsmal. Die Toilette an der Haltestelle am Ehinger Tor wird im Durchschnitt zehn mal pro Tag genutzt. Sie ist wegen der Bauarbeiten vor etwa zwei Monaten abgebaut worden.
Ersatz soll in Absprache mit den SWU geschaffen werden, die das Bus- und Tramnetz in der Stadt betreiben. Das kann dauern. Denn die Stadt will abwarten, bis die SWU ihre Kioske, die Mitarbeiterklos und die Sozialräume für ihre Angestellten neu gestalten. Bis dahin dürften von Winning zufolge mindestens zwei Jahre vergehen. Aus Sicht der CDU-Fraktion ist das zu lang. Stadtrat Winfried Walter forderte, eine Zwischenlösung mit einem WC-Container zu prüfen. Baubürgermeister von Winning sah das skeptisch. Denn der Container müsste wohl alle zwei Stunden gereinigt werden. Sonst sei der Zustand so schlecht, dass niemand die Toilette nutze. Und das Putzen werde teuer. Trotzdem wird die Verwaltung diese Möglichkeit prüfen.
Definitiv ersetzen will die Stadt das Wall-WC am Saumarkt. Denn Klo in Donaunähe ist aus Sicht von Verwaltung und Politikern gerade in den Sommermonaten unverzichtbar. Um Geld zu sparen, wird die Stadt keine Anlage kaufen, sondern ein WC für zehn Jahre leasen. Das kostet im Jahr stolze 36 000 Euro. Für ein gekauftes Klo wären einmalig 110 000 Euro zuzüglich hoher laufender Reinigungskosten angefallen.
Am häufigsten von allen öffentlichen WCs wird die Toilette am Lautenberg beim Münsterplatz genutzt: fast 200 mal am Tag. Ihre Öffnungszeiten sollen zukünftig bis 23 Uhr nachts verlängert werden. Bislang kann die Anlage von 6 bis 21 Uhr besucht werden. Sie ist die einzige, die beaufsichtigt wird. Das könnte der Grund dafür sein, dass dieses Klo am besten angenommen wird. Deswegen setzt Baubürgermeister von Winning auch am Donauufer langfristig auf eine beaufsichtigte Toilette, etwa in Kombination mit einem Gastronomie-Betrieb.
Eine solche gibt es in der Innenstadt offiziell nur an einem Ort. Lediglich die Bar „Stiege“an der Herdbrücke hat sich der Aktion „Nette Toilette“angeschlossen. Dabei stellen Wirte ihre WCs der Öffentlichkeit zur Verfügung und erhalten als Ausgleich Geld von der Stadt. Volker Jescheck aus der Verein waltung berichtet, dass die Gastronomen Passanten nach eigenen Angaben jederzeit auf ihre Toiletten lassen. Offiziell an der Aktion beteiligen wollen sich die meisten aber auf keinen Fall.
Auch ohne Wall-WC und nette Toilette bleiben in der Innenstadt etliche Möglichkeiten. Beispielsweise in Verwaltungsgebäuden, Bürgerund Dienstleistungszentren der Stadt, in Kultureinrichtungen wie Theater oder Ulmer Museum oder Volkshochschule sowie in den Parkhäusern. In letzteren sind die Toiletten sogar rund um die Uhr geöffnet und können kostenlos genutzt werden. Wer 2018 bei der 53. Wettbewerbsrunde von Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb dabei sein will, kann sich noch bis Donnerstag, 30. November mit seinem Projekt anmelden. Teilnehmen können Jungforscher bis 21 Jahre. Jugendliche ab 15 Jahren starten in der Sparte „Jugend forscht“, jüngere Teilnehmer ab Klasse 4 treten in der Juniorensparte „Schüler experimentieren“an. Der Wettbewerb steht 2018 unter dem Motto „Spring!“. Projekte können in den Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geound Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik sowie Technik angemeldet werden. Bis Anfang Januar können die Jungforscher tüfteln. Erst danach müssen sie eine schriftliche Ausarbeitung ihres Projekts einreichen. Der Regionalwettbewerb Ulm findet am Dienstag und Mittwoch, 27. und 28. Februar statt. (az) Wie soll die Ulmer Stadtgesellschaft im Jahr 2030 aussehen? Im Rahmen des Projekts „Zukunftsstadt Ulm“findet am Donnerstag, 23. November, von 17 bis 19 Uhr der nächste Workshop zum Thema „Gesellschaft, Verwaltung & Politik“im Verschwörhaus in Ulm statt. Unter der Leitfrage „Wie organisiert sich Stadtgesellschaft 2030?“wurden vorab Digitalisierung, Transparenz 2.0, Offenes Ratsinformationssystem, Bürgerbeteiligung und Teilhabe sowie Anliegenmanagement als wichtige Aspekte für das Verhältnis Stadt/ Bürger festgelegt. Bürger werden gemeinsam mit Experten aus der Stadtverwaltung Ideen zu möglichen Projekten entwickeln. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. (az)