Wenn Fachkräfte fehlen
Manche Ingenieur-Stellen bleiben ein halbes Jahr unbesetzt. Nun fordert die IG Metall auch noch kürzere Arbeitszeiten. Verschärft das den Fachkräftemangel?
Seit Monaten überschlagen sich die positiven Nachrichten über die konjunkturelle Lage. Die Wirtschaft wächst und wächst und wächst. Die Zahl der Arbeitslosen schrumpft und schrumpft und schrumpft. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich an dieser positiven Lange etwas ändern werde, hieß e vor gut einer Woche im Bericht der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. Doch rundum zufrieden sind die schwäbischen Arbeitgeber nicht. Der Grund ist eben der Arbeitsmarkt, der mit einer bayernweiten Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent wie leergefegt ist.
Für die Firmen in der Region hat das ganz konkrete Folgen: So erzählt etwa Markus Partik, Geschäftsführer von SGL Carbon in Meitingen, dass er manchmal bis zu einem
tun sich die Betriebe mitunter schwer. Das kann seine Vorstandskollegin Vera Schneevoigt, die das Fujitsu Werk in Augsburg leitet, bestätigen. Sie erzählt, dass Fujitsu in Hochkonjunkturphasen auf Leiharbeiter zurückgreife, um die Nachfrage zu befriedigen. Doch obwohl die Firma bei Leiharbeitern angesehen sei, finde man kaum noch Mitarbeiter. Der Markt ist leer.
Gerade vor diesem Hintergrund stören sich die Vertreter der MetallArbeitgeber massiv an den Forderungen der IG Metall. Die Gewerkschaft möchte im neuen Tarifver- trag aushandeln, dass alle Angestellten für eine Dauer von bis zu zwei Jahren ihre Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden in der Woche reduzieren können. Schichtarbeiter, Eltern und Menschen, die Angehörige pflegen, sollen dazu einen Lohnausgleich bekommen: 200 Euro im Monat für all jene, die pflegen oder Kinder erziehen, und 750 Euro im Jahr für Schichtarbeiter.
Partik hält es für fatal, in Zeiten, in denen Fachkräfte fehlen, solche Anreize für weniger Arbeit zu setzen. „Die Forderungen sind Gift für unsere Wirtschaft“, sagt er. Vor allem weil die Betriebe schon versuDennoch chen, möglichst individuell auf ihre Mitarbeiter einzugehen. So berichtet Schneevoigt, dass in ihrem Unternehmen vor allem junge Angestellte mit starren Arbeitszeitmodellen wenig anfangen können und nach flexiblen Regelungen fragen. Wenn es geht, sagt sie, versuche der Betrieb, diesen Wünschen auch zu entsprechen. „Wir fragen uns ja, wie wir für unsere Mitarbeiter attraktiv bleiben und wie wir ihren Bedürfnissen gerecht werden“, sagt sie. Denn gerade in der IT-Branche kämpfe man gegen vielen Konkurrenten. „IT-Wissen braucht gerade jeder.“Und diesen Wettstreit gewinne, wer das beste Gesamtpaket anbiete.
Doch da liegt in den Augen der IG Metall der Knackpunkt. Ob ein Beschäftigter weniger arbeiten darf oder nicht, entscheidet bislang nicht er, sondern der Arbeitgeber. „Deshalb
Viele schwäbische Familienunternehmen müssen sich keine Sorgen um ihren Führungsnachwuchs machen. Das geht aus der Studie „Deutschlands nächste Unternehmergeneration“hervor, einem gemeinsamen Projekt der Industrieund Handelskammer Schwaben (IHK), der Stiftung Familienunternehmen und dem Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen.
Thomas P. Holderried, Vorsitzender des IHK-Beirats Familienunternehmen und Vizepräsident der IHK Schwaben, verwies darauf, dass demnach 74 Prozent der bayerisch-schwäbischen Unternehmensnachfolger eine Rolle als Geschäftsführer im eigenen Familienunternehmen als wahrscheinlich betrachten. Bundesweit sind es 67 Prozent.
Was interessant ist: Unter den potenziellen Unternehmensnachfolgern aus Kreisen der Inhaberfamilien überlegen auch einige, zunächst einmal selbst eine Firma zu gründen. Rund 34 Prozent sehen nach der Umfrage diese Option für sich als realistisch an. Und 17 Prozent betrachten die eigene unternehmerische Erfahrung als gute Vorbereitung, um später einmal das Familienunternehmen zu führen. Für manche lautet die Devise: Erst ein Start-up gründen und irgendwann in den elterlichen Betrieb einsteigen.
Holderried stimmt das Ergebnis der Umfrage jedenfalls optimistisch: „Die hohe Identifikation der Übernehmergeneration mit ihrem Unternehmen ist eine wichtige Voraussetzung zur nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts BayerischSchwaben.“Denn Familienunternehmen seien das ökonomische Rückgrat der Region.
Prof. Reinhard Prügl vom Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen setzt große Hoffnungen auf die nachrückende Generation: „Sie wird neue unternehmerische Impulse setzen, insbesondere in der Digitalisierung.“Das Thema „Digitalisierung“wird unter Jungunternehmern als Treiber erkannt, ihre Firmen weiter voranzubringen. Dabei gibt lediglich knapp jeder vierte Befragte an, mit dem Stand der Digitalisierung zufrieden zu sein. 83 Prozent der Betriebsnachfolger wollen die digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter durch Fortbildungen stärken. (AZ)