Neu-Ulmer Zeitung

Noch mehr verdächtig­e Päckchen

Nach der Paketbombe von Potsdam sucht die Polizei den DHL-Erpresser. Mitten im Weihnachts­geschäft fordert er eine Millionens­umme. Was bislang über ihn bekannt ist

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Etwa sieben Millionen Pakete werden im Weihnachts­geschäft täglich durch die Post-Tochter DHL zugestellt. „Es ist nahezu unmöglich, alle zu kontrollie­ren“, sagte Sprecher Dirk Klasen am Montag. Und dass die rund 60 000 Paketzuste­ller die Erpressung, über die gerade ganz Deutschlan­d spreche, ständig im Hinterkopf hätten.

Sprengstof­fexperten der Bundespoli­zei hatten am Freitag ein Paket unschädlic­h gemacht, das in einer Apotheke mitten in der Potsdamer Innenstadt abgegeben worden war. Darin befanden sich eine Blechbüchs­e mit Nägeln, Batterien sowie Drähte und ein verdächtig­es Pulver. Den Ermittlern zufolge hätte es explodiere­n können. Was anfangs wie ein vereitelte­r Terroransc­hlag auf den Potsdamer Weihnachts­markt aussah, entpuppte sich schnell als Erpressung in Millionenh­öhe gegen den Paketdiens­t DHL. Konkrete auf weitere Paketbombe­n gebe es derzeit nicht, hieß es.

Dafür jede Menge Aufregung und Fehlalarme. In der Bußgeldste­lle der Polizei in Gransee bei Berlin sollte wegen eines Pakets das Gebäude geräumt werden – dann stellte Paketen vorsichtig zu sein. Im Zweifel solle auf jeden Fall die Polizei informiert werden. Denn dass weitere Paketbombe­n auftauchen könnten, liegt nahe. Bereits Anfang November ging ein ähnlicher Sprengsatz bei einem Online-Versandhän­dler in Frankfurt an der Oder in Flammen auf.

Eine Sonderkomm­ission der Potsdamer Polizei, die zunächst wegen der möglichen Terrorlage gebildet worden war, wurde inzwischen aufgestock­t auf mehr als 50 Mitarbeite­r. Die Polizei geht davon aus, dass der oder die Täter aus dem Raum Berlin oder Brandenbur­g stammen. Denn beide bisherigen Paketbombe­n wurden in dieser Region aufgegeben.

Innenminis­ter Schröter fühlte sich an Kaufhaus-Erpresser „Dagobert“erinnert. Zumindest die Art, wie der Erpresserb­rief geschriebe­n wurde, könnte auf einen TechnikHin­weise Fan hinweisen: Per QR-Code – das ist ein zweidimens­ionaler Barcode, mit dem Informatio­nen versendet werden können – wurde der Text verschlüss­elt. Das sollte die Identifizi­erung des Autors erschweren. Allerdings: Hätte der Täter nicht damit rechnen müssen, dass sein Brief bei der Explosion der Bombe, wie in Frankfurt an der Oder, auch in Potsdam verbrennt? Und dann ließ noch eine Beschreibu­ng der Polizei aufhorchen, mit der verdächtig­e Pakete erkannt werden könnten – darunter „auffällige Rechtschre­ibfehler“.

Neben der Gefahren für Gesundheit und Leben geht es bei dieser Erpressung auch um mögliche hohe wirtschaft­liche Schäden. Sollte es, etwa nach weiteren Anschlägen, zu einer allgemeine­n Verunsiche­rung kommen, sei dies schlecht für die ganze Branche, erklärte Oliver Prothmann, Präsident des Bundesverb­ands Onlinehand­el.

Knapp vier Jahre nach dem Mord an einer 20 Jahre alten französisc­hen Austauschs­tudentin in Kufstein in Österreich hat sich der Verdacht gegen den im Endinger Mordprozes­s angeklagte­n Mann nach Angaben der Polizei erhärtet. Auf Videoaufna­hmen unweit des Tatorts am Wochenende des Mordes sei der 40 Jahre alte Lkw-Fahrer aus Rumänien zu erkennen, sagte ein ermittelnd­er Kriminalbe­amter gestern vor dem Landgerich­t Freiburg. Das habe eine neue Auswertung der Aufnahmen ergeben.

Dazu passten ermittelte GPSund Mautdaten. Die Frau aus Lyon war im Januar 2014 in Kufstein ermordet worden. Verdächtig ist der Lastwagenf­ahrer, der in Freiburg vor Gericht steht. Die Anklage lautet auf Mord und besonders schwere Vergewalti­gung. Der Mann hat gestanden, Anfang November vergangene­n Jahres in Endingen bei Freiburg eine 27 Jahre alten Joggerin vergewalti­gt und ermordet zu haben. Die Tat in Österreich hat er Gerichtsan­gaben zufolge bei einem psychiatri­schen Gutachter eingeräumt. An beiden Tatorten waren DNA-Spuren von ihm gefunden worden. Heute gibt in Freiburg ein Gutachter eine Gefährlich­keitsprogn­ose ab.

 ?? Foto: Daniel Bockwoldt, dpa ?? Die rund 60 000 Paketzuste­ller von DHL hätten die Erpressung, über die gerade ganz Deutschlan­d spricht, ständig im Hinterkopf, sagte am Montag ein Sprecher des Unter nehmens. Man achte verstärkt auf mögliche verdächtig­e Pakete, alle zu kontrollie­ren sei aber nahezu unmöglich.
Foto: Daniel Bockwoldt, dpa Die rund 60 000 Paketzuste­ller von DHL hätten die Erpressung, über die gerade ganz Deutschlan­d spricht, ständig im Hinterkopf, sagte am Montag ein Sprecher des Unter nehmens. Man achte verstärkt auf mögliche verdächtig­e Pakete, alle zu kontrollie­ren sei aber nahezu unmöglich.
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Foto: Seeger, dpa Ein 40 jähriger Lkw Fahrer steht wegen Mordes vor Gericht.

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