Weihnachten in inneren Bildern
Weihnachten ist das Fest, das die meisten zusammen mit der Familie feiern. Doch nicht alle können den 24. Dezember mit ihren Lieben verbringen. Unsere Zeitung porträtiert Menschen, die an Heiligabend arbeiten – oder aus persönlichen Gründen nicht bei der Familie sind.
Edith Koch ist 89 Jahre alt. Seit drei Jahren erlebt sie Weihnachten im Seniorenheim St. Michael in Offenhausen. Früher, erzählt die verwitwete Frau, konnte sie an Heiligabend zu ihrer Tochter. Doch seit diese krank ist, bleibt Koch im Seniorenheim. „Das Personal bemüht sich redlich, Weihnachten schön zu machen“, sagt sie. „Aber es fehlen Kinder. Und für manche Bewohner ist Weihnachten ein trauriges Fest, weil sie zum Beispiel daran denken, dass Verwandte nicht aus dem Krieg zurückkamen.“Das Feiern in der Familie fehle ihr, gibt die Seniorin zu. „Aber es ist selbstverständlich, Rücksicht zu nehmen darauf, dass meine Tochter krank ist. Weihnachten ist auch Arbeit.“
Während der kleinen Bescherung im Heim lebt Edith Koch in ihren inneren Bildern: Wie sie und ihr ein Jahr jüngerer Bruder es in ihrer Ostrauer Kindheit genossen, fröhliche Eltern zu haben, und dass Weihnachten wunderschön gewesen sei – ein gemeinsamer Abend mit Spielen und Musik. „Wir haben Hausmusik gemacht. Ich musste Klavier lernen, mein Bruder durfte sich sein Instrument wählen und spielte Geige wie unser Vater.“Eine der schönsten Erinnerungen, die am Heiligen Abend wieder lebendig werden, ist die Fahrt mit der Straßenbahn ins Theater, die die Großmütter mit den beiden Enkeln am Nachmittag des 24. Dezember regelmäßig machten. „Wenn wir dann aus dem Theater zurückkamen, war das Christkind da gewesen. Das war unheimlich schön. Daran denke ich, wenn wir am 24. Dezember im Altenheim zusammen feiern.“