Heiter durch die Heirat
Im aktuellen Programm von Bernd Stelter dreht sich alles um die Ehe. Der Kabarettist belustigt das Publikum mit Niveau statt mit Zoten
Das Thema Frau-Mann Beziehung ist eigentlich auf den Kabarettbühnen weidlich abgegrast – sollte man meinen. Dass man auch heute noch damit für volle Häuser sorgen kann, hat das Urgestein des Kölner Karnevals, Bernd Stelter bei seinem Auftritt im ausverkauften Roxy bewiesen. Und dem Publikum hat er einen fröhlichen und unbeschwerten Abend beschert.
Seit mehr als 25 Jahren steht der Familienvater auf den KabarettBühnen Deutschlands. Mit jedem Programm begeistert er die Fans mit seinem Mix aus Comedy sowie Liedern an Klavier und Gitarre.
„Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte“lautet das Motto seines aktuellen Programms. Im Gegensatz zu vielen Humoristenkollegen provoziert er die Lacher zu diesem Thema nicht mit Zoten unterhalb der Gürtellinie. Die zahlreichen Paare unter den Zuschauern im Roxy-Saal haben sich in so manchen Passagen dieses Programms wieder erkannt, das sich im Sekundentakt um Beziehungsdinge dreht – stets im Fokus der Akzent auf Geschichten von Heiraten und dem Verheiratetsein. „Ein ein- schneidendes Erlebnis, nicht nur für die Hochzeitstorte“gibt Kabarettist spitzbübisch zu, der selbst mehr als ein Vierteljahrhundert mit ein und derselben Frau ehelich verbunden ist.
Stelter ist damit kein Trendsetter. Er hat recherchiert, dass die Zahl der Singles scheinbar exponentiell mit der Anzahl der von InternetPartner-Plattformen geschalteten Fernsehspots steigt. Der risiko- und verpflichtungsscheue Deutsche im 21. Jahrhundert wählt dann doch lieber die Lebensabschnittsgefährtin als im klassischen Sinn das holde Eheweib. Dabei sieht laut Stelter die Wissenschaft eine Entwicklung zur sogenannten „Mehrfachehe“. Das heißt: mehrere Partner, aber schön nacheinander.
Nach diesem Einführungsexkurs schlüpft Stelter immer wieder in verschiedene Rollen, indem er blitzschnell sein Outfit verändert. Er lässt jene zu Wort kommen, die mit der Ehe (noch) nichts anfangen können: Zum Beispiel der pubertierende Teenager, der mit „Vanessa, seiner temporären Sexualpartnerin“zusammenlebt oder der Standesbeamte, der zu den neuesten Entwicklungen der Ehe für alle aus dem Nähkästchen plaudert und behaup- tet: „Die katholischen Priester sind nur eifersüchtig“. Ein vergeistigter Studiendirektor, der am Rosamunde-Pilcher-Gymnasium lehrt, wird als bekennender Ehefeind geoutet; der den Zeitraum zwischen „Ich dich auch“und „Du mich auch“eine Beziehung nennt.
Zu den schönsten Songs, die der Kabarettist singt, gehört „Der Clown“, eine musikalische Glücksbotschaft mit eigenen Texten an das Publikum. Die nehmen die Zuschauer ebenso freudig auf wie die Gags am laufenden Band. Ein Beispiel von vielen aus dem zuweilen irrsinnigen Alltag einer Ehe: Dialog zwischen ihm und ihr: „Du Schatz, ich koche heute für dich.“Sie: „Oh schön, was denn?“„Einen Kamillentee. Wo steht der denn?“Sie: „Da wo er hingehört: im Bücherregal in dem Nutellaglas mit der Aufschrift Salz.“
Was das Geheimnis von Stelters Erfolg ist, spürt man in an diesem mehr als zweistündigen Kabarettabend hautnah: Der Komiker erzählt seine Geschichten – und der Zuschauer denkt an die eigenen. Dieser niveauvolle Entertainer ist ein Philanthrop, der Menschen mag. Das gilt für Verheiratete wie für Unverheiratete gleichermaßen.