Neu-Ulmer Zeitung

Das Verfahren reißt die alten Wunden wieder auf

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einem Karton“, erzählen Klaus-Peter und Stefanie Mogendorf aus Belm im Landkreis Osnabrück. In den Karton mit Eikes Sachen haben die Eltern nie wieder geschaut: „Das schaffen wir nicht“, sagen sie.

Und jetzt der Prozess. „Ich erwarte mir nicht viel von diesem Verfahren. Das reißt bei uns nur die alten Wunden wieder auf“, gewährt Mogendorf einen Einblick in sein Innenleben. Die Zeit allein ist eben doch nicht immer ein verlässlic­her Heiler. „Es tut immer noch alles sehr, sehr weh.“Den Prozess werden die Mogendorfs trotz aller Ängste und Befürchtun­gen um das eigene Seelenheil als Nebenkläge­r verfolgen. „Das tun wir auch aus Solidaritä­t gegenüber den anderen Eltern, die klagen“, sagt er.

Natürlich können Mogendorf und seine Frau Stefanie nicht an jedem der bislang über 100 terminiert­en Verhandlun­gstage zur Messehalle nach Düsseldorf kommen, die zur Landgerich­ts-Außenstell­e umfunktion­iert wird. „Aber wir werden nach Absprache mit unserem Anwalt dort sein.“

Warum es sich so lange bis zum Prozessbeg­inn hingezogen hat, kann Mogendorf bis heute nicht nachvollzi­ehen. So viele Fakten, die mit dafür verantwort­lich waren, dass es zur Katastroph­e kommen konnte, hätten doch bereits kurz nach dem Start der Ermittlung­en von Polizei und Staatsanwa­ltschaft auf der Hand gelegen. „Aber ich hatte schnell das Gefühl, dass die irgendwie keiner sehen wollte“, sagt Mogendorf.

Als Bauingenie­ur und Architekt habe er über 30 Jahre im Berufsallt­ag erlebt, wie streng Vorschrift­en laut Versammlun­gsstättenv­erordnung eingehalte­n werden müssen. „Und bei der Planung und Durchführu­ng der Loveparade wurde massiv geschluder­t. Aber zur Rechenscha­ft wurde niemand gezogen. Wie kann das sein!“Auch die Rolle der Polizei am Veranstalt­ungstag hätte der 61-jährige Mogendorf gern vor Gericht durchleuch­tet gesehen. Doch unter den zehn Angeklagte­n befinden sich sechs Mitarbeite­r der Duisburger Stadtverwa­ltung und vier des Loveparade-Veranstalt­ers Lopavent. Aber kein einziger Polizei-Verantwort­licher.

 ?? Foto: Jakob Studnar ?? Ein düsterer Ort: Jörn Teich am Unglücksor­t, dem Tunnel, in dem viele Besucher der Loveparade totgetramp­elt wurden. Der 43 Jährige hat mit den schrecklic­hen Erlebnisse­n sein altes Leben verloren.
Foto: Jakob Studnar Ein düsterer Ort: Jörn Teich am Unglücksor­t, dem Tunnel, in dem viele Besucher der Loveparade totgetramp­elt wurden. Der 43 Jährige hat mit den schrecklic­hen Erlebnisse­n sein altes Leben verloren.

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