Der Ku’damm leuchtet wieder
Jetzt zur Weihnachtszeit ist Berlins Prachtmeile eine der schönsten Straßen Deutschlands. Doch der Boulevard erlebte eine Geschichte voller Licht und Schatten
Einst gehörte der Gloria-Palast zu den angesagtesten Kinos Deutschlands. Einmal im Jahr traf sich hier, am Berliner Kurfürstendamm 12, die internationale Filmprominenz, um sich auf rotem Teppich und mit Goldenen Bären selbst zu feiern. Diese ruhmreichen Zeiten sind lange vorbei. 1998 musste das Kino schließen. Inzwischen ist auch die Leuchtreklame vor dem massiven Betonkasten verschwunden. Die Abrissarbeiten haben begonnen.
Der Ku’damm ist ein Mythos. Angelegt als Reitweg zwischen Berliner Stadtschloss und Jagdschloss Grunewald, ließ ihn Otto von Bismarck als Prachtstraße nach dem Vorbild der Pariser Champs-Elysées ausbauen. Die vielen Gründerzeitbauten mit ihren Säulen und Statuen zeugen noch heute davon. In den 1920er Jahren wurde die Meile als kulturelle Drehscheibe Deutschlands weltberühmt. Der Ku’damm wurde zum Sehnsuchtsort für Schauspieler und Musiker, Fotografen und Designer. Durch die Teilung rückte der Boulevard als neues Zentrum Westberlins auch politisch in den Vordergrund. Unvergessen, wie tausende Berliner 1963 US-Präsident John F. Kennedy bejubelten. Unvergessen, wie Studenten vier Jahre später die Meile säumten, um gegen den verhassten Schah von Persien zu demonstrieren. Die Ostberliner mochten den Alexanderplatz haben, der Westen hatte den Ku’damm, den Inbegriff des Berliner Schicks, das Symbol der Freiheit.
Der Ku’damm hat sich gewandelt. Gottfried Kupsch, 74, hat das aus bester Lage beobachten können. Kupsch, der seit 1964 in Berlin lebt, arbeitet im vierten Stock des Europa-Centers mit Fensterblick zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Das Gotteshaus mit dem ausge- Turm steht schon seit Jahrzehnten. Die beiden Kolosse dahinter nicht. Erst seit Mai reckt sich das Upper West in den Himmel, ein schwindelerregender Riese. 118 Meter, 33 Etagen, eine Gesamtfläche von etwa 75 Fußballfeldern, drittgrößtes Hochhaus Berlins. Schräg dahinter thront das Zoofenster. Der fast fünf Jahre alte Turm beherbergt das Luxushotel Waldorf-Astoria inklusive Ballsaal und Wellnessoase.
Es sind internationale Marken, die jetzt rund um den Ku’damm den Ton angeben. „Jeden Tag eröffnet ein neuer Laden“, sagt Kupsch, Vorstandsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft City Berlin. „Und jeden Tag macht ein Geschäft zu.“Es war für viele Berliner ein Schock, als Pelz Lösche schließen musste. Damit verschwand eine Institution. Peter Maffay und die saudische Königsfamilie hatten hier eingekauft. Doch 2015 war alles vorbei. Pelz Lösche war pleite. Nach Aussagen des Insolvenzverwalters hatte das Geschäft seit Monaten keine Miete mehr gezahlt.
Der Ku’damm ist ein teures Pflaster. Bis zu 300 Euro Miete kostet ein Quadratmeter dort, sagt der Berliner Handelsverband. Immer weniger Traditionsläden können sich das leisten. Immer mehr Nobelmarken schlagen zu. Früher prägten Lokale wie Aschinger und Cafés wie Möhring die Meile. Jetzt dominieren Fibombten lialen von Hugo Boss, Tesla und Apple. „Die kleinen Händler gibt es noch“, sagt Kupsch. „Sie sind in die Seitenstraßen ausgewichen.“
Peter-Alexander Bösel wurde auf dem Ku’damm erwachsen. Vor vier Jahrzehnten schlürfte er in den zahlreichen Cafés Kaffee, aß edle Torten und tanzte bis spät in die Nacht. Der Ku’damm hat Bösel nicht mehr losgelassen. Seit vielen Jahren sammelt er historische Fotos von der Meile. 2008 publizierte Bösel sogar einen Bildband. Der Flair von damals sei verloren gegangen, sagt er jetzt. „Das ist bedauerlich.“
Die Rotunde auf dem Dach des Kaffeehauses Kranzler sieht aus wie immer. Die beiden Stockwerke darunter nicht. Wo früher Sahnetorte ausgegeben wurde, verkauft die britische Modekette Superdry nun Schickimicki-Kleider. Nur auf der dritten Etage lebt das Café weiter, wenn auch mit neuem Flair. Exotische Kaffee- und Teesorten stehen auf der Karte. Die heiße Schokolade kostet 4,50 Euro. Die Bedienung spricht gebrochen Deutsch.
Konkurrenz hatte der Ku’damm im Berlin der Nachkriegszeit keine. Das hat sich mit dem Fall der Mauer geändert. Die Berliner entdeckten ihre Mitte wieder. Friedrichstraße und Prenzlauer Berg strebten auf. Sie hätten dem Ku’damm sogar den Rang abgelaufen, behauptete so mancher. Diese Meinung hat Kupsch nie geteilt. „40 Prozent der Häuser um den Ku’damm herum sind nach 1990 entstanden“, erwidert er. „Touristen sind auch danach hierher gekommen, um zu shoppen.“Das hat sich bis heute nicht geändert. 50 Prozent des Umsatzes werden mit Nicht-Berlinern gemacht, sagt Kupsch.
Der alte Ku’damm wird nicht zurückkommen. Der Kalte Krieg ist vorbei. In den nächsten Jahren wird womöglich ein moderner Glaskasten den Gloria-Palast ersetzen. Vielleicht werden sich auch dort Nobelmarken aus aller Welt einmieten. Für Kupsch ist das nicht schlimm. „Klar, früher ist der Ku’damm gemütlicher gewesen“, sagt er. „Aber die Zeiten haben sich geändert.“ Barack Obama hat immer noch etwas zu sagen: Eine Botschaft des früheren US-Präsidenten per Kurznachrichtendienst Twitter gegen Hass und Rassismus ist der erfolgreichste Beitrag des Jahres auf der Plattform. Obama hatte im August ein Bild von sich mit mehreren Kindern veröffentlicht und dazu geschrieben, niemand komme mit Hassgefühlen auf andere Menschen „aufgrund der Hautfarbe, der Herkunft oder der Religion“auf die Welt. Der Tweet erhielt bislang fast 4,6 Millionen Likes und wurde 1,7 Millionen Mal weiterverbreitet.
Ein Beitrag der US-Popsängerin Ariana Grande nach dem Attentat bei ihrem Konzert in Manchester kam auf den zweiten Rang.
Ein mehr als 700 Karat schwerer Diamant ist in New York für 6,5 Millionen Dollar (etwa 5,5 Millionen Euro) versteigert worden. Käufer des als „Friedensdiamant“bezeichneten Stücks sei der Diamantenhändler Laurence Graff, teilte die Rapaport-Gruppe mit, die die Auktion für die Regierung von Sierra Leone organisiert hatte. Ein Teil des Geldes soll den Menschen des westafrikanischen Landes zugutekommen. Die Auktion machte auch fünf Arbeiter reich, die den Stein in einer Mine fanden. Sie erhalten ein Viertel des Kaufpreises.
Der Diamant, der zu den größten je gefundenen gehört, war im März der Regierung übergeben worden. Ein Karat entspricht 0,2 Gramm, der Diamant wiegt also mehr als 140 Gramm. Eine Auktion in Sierra Leone war zuvor ergebnislos zu Ende gegangen, trotz eines Gebots von rund 7,8 Millionen Dollar. Die Regierung hatte jedoch einen höheren – nicht bekannt gegebenen – Mindestpreis gesetzt.