Gartenparty im Dezember
Der Chor Klangreich lässt in der Pauluskirche die Melodien sprießen: Das Repertoire reicht bis zu aktuellen Popsongs. Doch zum Finale erklingen Meilensteine der Vokalmusik
Als lebendiger Garten mit Vogelgezwitscher empfing die Pauluskirche beim Konzert des Chores Klangreich ihre etwa 750 Gäste. Einladend füllten Blüten und Zweige den von Petra Junginger gestalteten Raum. Auch das Licht nahm die Besucher mit auf den Weg durch Raum und Zeit. Der musikalische Bogen des „Garten meines Lebens“betitelten szenischen Chorabends berührte unsere Existenz, erzählte von Härten und Hoffnungen des Lebens mit all seinen Möglichkeiten.
Überraschende Klänge waren da gleich zu Beginn zu hören. Aus der dunkel pulsierenden Geborgenheit des Mutterleibes und mit den zarten Klängen alter Kinderlieder begrüßte der Chor ein Neugeborenes mit dem ersten Opernchor aus Monteverdis „L’Orfeo“zum „frohen, lichten Tag“.
Der Schauspieler Gunter Nickles brachte mit ansteckender Spielfreude und vielschichtig Texte in die Komposition des Abends. Goethe, Astrid Lindgren, von Hoffmansthal umwoben mal korrespondierend, mal übersetzend Chorsymphonik verschiedenster Epochen unter der Leitung von Markus Romes. „A Thousand Beautiful Things“von Annie Lennox mit einem wunderbaren Solo von Renate Blikle erzählte von der Entdeckung der erfüllen- den Dingen des Lebens und zeigte gleich die Bandbreite des Chors, dem Hauptakteur des Abends.
Stille, a cappella gesungene Liebeslieder wie „Oh, Shenandoa“mündeten in den szenisch dargestellten Geschlechterkampf im Jägerchor vom Chor als gespielte Szenen einer Beziehung auf Deutsch erlebbar. „Run to You“von den Pentatonix thematisiert Schmerz und Abgründe einer zerbrochenen Liebe. Die Chormitglieder Nina Dastoglu und Thomas Zeck setzten dies berührend in Szene.
Das Konzept von Markus Romes schuf höchst abwechslungsreich den Entwicklungsstufen eines Menschen entsprechend Raum um Raum. So trugen glasfeine Klänge und Gesang ins Eismeer. „Northern Lights“von Eriks Esenvalds mit einem wunderbar zart gesungenen Solo von Ralph Höchenberger war ein Gesamtkunstwerk aus Chorklang, Glasharfe, Polarlicht, Nebel, Klängen des Eismeers und kaltblauem Hintergrund. Die „Nachthelle“mit leuchtender Stimme, vorgetragen von Christopher Fischer, und die „Waldesnacht“schufen romantische Klangorte, in denen man länger verweilen mochte. Die Frauen des Chors sangen ergriffen von der Dramatik der Musik Schuberts „Gott in der Natur“, ein Loblied voll Respekt und Demut vor der Schönheit der Natur und ihres allmächtigen Schöpfers.
Sakrale Werke wie das „Agnus Dei“von Barber, „Crucifixus“von Lotti und abschließend Monteverdis „Preist diesen Tag der Freude!“standen für Erbarmen, Tod und Wiederauferstehung. Diese Meilensteine der Vokalkunst und ihre Darbietungen rissen das Publikum immer wieder zu spontanem Beifall hin – für Darbietungen eines Abends, der wohl nicht so schnell in Vergessenheit gerät.
Das Konzert soll am Samstag, 13. Januar, noch einmal in Ulm zu hören sein. Der Ort wird auf der Homepage klangreich-ulm.de bekannt gegeben.