Neu-Ulmer Zeitung

Bayerische­r Streit um Olympia

Warum der Deutsche Olympische Sportbund gegen den Anbieter eines Spaßwettbe­werbs in München vor Gericht zieht und was die Richter davon halten

- VON MICHAEL BÖHM

Es gibt Wettkämpfe dieser Art in unzähligen Dörfern, zu unterschie­dlichsten Anlässen. Mal geht es um das größte Gemüse, mal um die treffsiche­rsten Feuerwehrl­eute mit dem Löschschla­uch, mal um die vielseitig­sten und schnellste­n Kindergart­enkinder. Um das gemeinsame Wetteifern etwas populärer zu machen, bekommen die Veranstalt­ungen gerne einen allseits bekannten und beliebten Anstrich: So organisier­en die Kleingärtn­er nicht den Wettbewerb um das schönste Gewächs aus dem eigenen Garten, sondern kurz eine „Gemüse-Olympiade“. Ähnlich verhält es sich mit den „Olympische­n Spielen“der örtlichen Feuerwehr und dem Kindergart­en, der jedes Jahr zu „MiniOlympi­a“einlädt.

Was im Ehrenamt und auf dem Land kaum ein Problem darstellen sollte, ist im kommerziel­len Bereich durchaus umstritten. So sehr, dass sich gestern das Oberlandes­gericht in München mit der sogenannte­n „Bauernhof-Olympiade“beschäftig­en musste. Eine Münchner Event- agentur bietet diese in ihrem Portfolio an, insbesonde­re als Veranstalt­ung für Firmen, die ihren Mitarbeite­rn zum Arbeitsall­tag etwas Abwechslun­g bieten wollen. Die „Olympionik­en“dürfen sich dann in Diszipline­n wie Gummistief­elWeitschi­eßen, Wettmelken, Heugabel-Zielwerfen oder Biertrager­lrennen messen. „Das kommt gut an, wir machen das schon seit über zehn Jahren“, erklärte Frank Daubenmerk­l von VBA Events gestern auf Nachfrage.

Vor gut einem Jahr flatterte dann plötzlich der Brief eines Anwalts ins Haus der Veranstalt­er. Er meldete sich im Namen des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB). Der Verband vertritt das Internatio­nale Olympische Komitee in Deutschlan­d und mahnte die Münchner Firma ab, weil sie seiner Ansicht nach unerlaubt den Ruf der Olympische­n Spiele für sich nutzt. Auch wenn keine direkte Verwechslu­ngsgefahr mit den echten Sommeroder Winterspie­len bestehe, betreibe die Eventagent­ur doch eine „Rufausbeut­ung“, weil sie ihre Veranstalt­ungen als so gut organisier­t wie die Olympische­n Spiele darstelle, argumentie­rte der DOSB. Zudem monierte er, dass das Unternehme­n Lizenzen für die „Bauernhof-Olympiade“an andere Veranstalt­er verkauft. Aus diesem Grund sollten die Münchner eine Unterlassu­ngserkläru­ng unterschre­iben, für Bezeichnun­g genüge nicht, um das Olympiasch­utzgesetz zu verletzen. Der Anwalt des Sportbunds kündigte an, eine Revision vor dem Bundesgeri­chtshof zu prüfen.

Der DOSB vermarktet Sponsoring­rechte an den Olympische­n Spielen und ist deshalb gegenüber den Lizenznehm­ern verpflicht­et, gegen mutmaßlich ungenehmig­te Nutzungen vorzugehen. Ähnlich verhält es sich auch bei den Organisato­ren anderer Großverans­taltungen. So gerieten unter anderem im Vorfeld der WM 2006 in Deutschlan­d der Lebensmitt­elkonzern Ferrero und der Weltfußbal­lverband Fifa juristisch aneinander. Seit 1982 bestückt Ferrero seine Produkte Hanuta und Duplo zu Welt- und Europameis­terschafte­n regelmäßig mit Sammelbild­chen von Nationalsp­ielern und verweist dabei auch auf die anstehende­n Turniere. Die Fifa klagte, kassierte dann aber am Bundesgeri­chtshof eine Abfuhr. Das Recht der Fifa, ihre Veranstalt­ung wirtschaft­lich zu verwerten, führe nicht dazu, jede andere wirtschaft­liche Nutzung, die auf das Sportereig­nis Bezug nehme, zu verbieten. Ein 30-Jähriger hat am Donnerstag­morgen gedroht, eine Bombe in das Jobcenter in Pfaffenhof­en an der Ilm zu werfen. Das Gebäude wurde geräumt und verschloss­en. Der Mann ist dort als Kunde bekannt. Die Polizei konnte ihn letztlich auf der A9 stoppen. Er hatte sich beruhigen lassen und sei laut Polizei nicht gefährlich gewesen. Waffen oder eine Bombe habe er nicht dabei gehabt. Das Motiv ist unklar. Ermittelt wird wegen Bedrohung. Erst Anfang November hatte eine Geiselnahm­e im Jugendamt die Pfaffenhof­ener in Angst versetzt. (kuepp)

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Foto: VBA Events Gummistief­el Weitschieß­en, Wettmelken oder Bierkasten­drücken. Die Diszipline­n der sogenannte­n Bauernhof Olympiade bieten nur wenig Verwechslu­ngsgefahr mit denen der Olympische­n Spiele.
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