„Ich habe kein Interesse am Parteivorsitz.“
Glaubwürdigkeit wieder herstellen?
Dass in den vergangenen Wochen in der Partei viel diskutiert wurde, ist normal. Aber jetzt sind alle sehr erleichtert. Die souveräne Entscheidung von Horst Seehofer hat möglich gemacht, was sich alle in der CSU gewünscht haben: dass die Stärksten zusammenfinden. Das ist geschehen.
Werden Sie auch miteinander klarkommen nach allem, was war?
Wir wollen nach vorne schauen. Im Moment haben wir eine Situation, in der war die CSU noch nie. Erstens: Die Lage in Berlin ist instabil. Dass es drei Monate nach der Wahl noch keine sichere Aussicht auf eine Regierung gibt, gab es in der Bundesrepublik bisher nicht. Zweitens: Die Umfragewerte für die CSU waren noch nie so herausfordernd wie jetzt. Und drittens: Wir haben mit der AfD schlichtweg eine völlig neue politische Partei rechts von der Mitte, die das alte Dogma von Franz Josef Strauß widerlegt und das Parteiensystem durcheinanderwirbelt. In dieser historischen Situation stehen wir in der CSU in einer Verantwortungsgemeinschaft. Horst Seehofer steht vor der Aufgabe in Berlin und ich in Bayern. Damit schaffen wir Kontinuität und Erneuerung in einem. Wie wollen Sie das schaffen? Wie wollen Sie – Stichwort: Integrationskraft – Wähler zurückgewinnen?
Die SPD hat den Fehler gemacht, dass sie sich irgendwann nicht mehr um die Wähler links von der Mitte gekümmert hat. Das darf uns nicht passieren. Es muss unsere Aufgabe sein, allen bürgerlichen Wählern, wie Konservativen, Vertriebenen und Mittelständlern, wieder eine Heimat zu geben. Dazu gehören auch FDP-Wähler, die eine striktere Zuwanderungspolitik wollten, denen aber die AfD zu radikal war. Vor allem aber auch Menschen mit ganz normalen Einkommen und solchen, die nicht nur auf der Glitzerseite des Lebens stehen. Die gibt es in Bayern auch. Mit welchen Themen wollen Sie diese Wähler erreichen?
Das geht zunächst mit dem Thema Rechtsstaatlichkeit. Ein Staat muss Sicherheit und Ordnung garantieren. Deshalb muss der CDU/CSUKompromiss zur Zuwanderung auch Bestandteil einer künftigen Regierung in Berlin sein. Dazu gehört neben einer Begrenzung der Zuwanderung auch das konsequentere Abschieben. Daneben geht es um soziale Fragen. Das ist zum einen das Thema Wohnungen. Eine junge Familie hat heute in den Ballungsräumen große Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden. Es ist für sie nahezu ausgeschlossen, Wohneigentum zu erwerben. Zum anderen geht es um das große Thema Gesundheit, Pflege und humane medizinische Versorgung für die ältere Generation. Was können Sie, sobald Sie Ministerpräsident sind, dazu beitragen?
Wir brauchen stabile Grundlagen aus Berlin. In Bayern wird es darum gehen, was wir zusätzlich drauflegen können. Es ist wichtig, eine bayerische Handschrift zu zeigen. Bayern steht super da, aber auch bei uns gibt es Herausforderungen. Nicht alles ist perfekt. Wir müssen den Menschen bei ihrem Leben helfen.
Haben Sie dafür ausreichend Zeit?
Es ist wohl die schwierigste Aufgabe, die je ein neuer CSU-Ministerpräsident hatte: Max Streibl, Edmund Stoiber, Günther Beckstein hatten mindestens ein oder mehrere Jahre Zeit. Außerdem war die Basis der Umfragen deutlich höher.
Bauen Sie schon vor für den Fall einer Wahlniederlage?
Im Gegenteil. Wir wollen uns für das Land zerreißen. Um die Frage,