Neu-Ulmer Zeitung

„Wir sind unser eigener Roman“, sagt Walser

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war offenbar nicht möglich, warum, bleibt ungesagt. Und so ist Augsteins Versuch einer Rettung des Themas eine eher nüchterne Angelegenh­eit. Nur bei genauem Hinsehen meint man seelische Haarrisse zu erkennen, und auch nur beim Jüngeren. Dass keiner der beiden damals „dem Gerücht“nachgegang­en ist: „Auf diese Weise“, sagt der Sohn, „haben wir uns verpasst“. Der Vater hüllt sich noch stärker ins Ungefähre: „Wir sind unser eigener Roman.“Wer aber hätte von diesen beiden auch Rührseligk­eit erwartet? Herrscher des Landes. Mit Entschloss­enheit, aber auch mit Ungeduld treibt er Reformen voran, die viele junge Frauen und Männer im Königreich längst für überfällig halten. Denn die Lesart des Islam mag in Saudi-Arabien ultrakonse­rvativ sein – zugleich ist der Reformdruc­k in einer jungen Gesellscha­ft riesig geworden. Mehr als 70 Prozent der Saudis sind nach offizielle­n Angaben jünger als 30 Jahre. Viele der jungen Menschen waren zum Studium im Ausland, oder sie sind über soziale Medien mit der Welt verbunden. Sie fordern das ein, was sie aus anderen Ländern kennen.

Auch die Wirtschaft des Landes verlangt Reformen. Bislang hängt Saudi-Arabien fast vollständi­g von seinen Ölvorkomme­n ab, die jedoch in nicht allzu ferner Zukunft erschöpft sein werden. Die „Vision 2030“von Kronprinz Mohammed bin Salman will die Wirtschaft breiter aufstellen. Kinos sollen dazu beitragen, das Land für Besucher attraktive­r zu machen.

Schauspiel­er wie Hischam Fakih hoffen, dass auch ihre Branche einen Boom erlebt. Bislang hatte die saudische Filmproduk­tion mit geradezu grotesken Problemen zu kämpfen. Fakih etwa trat in der Liebeskomö­die „Barakh meets Barakah“auf, die auch in deutschen Kinos lief. Als überhaupt erst zweiten Beitrag in der Geschichte des Landes reichte Saudi-Arabien den Streifen für einen Oscar ein. Weil die HollywoodA­cademy dafür aber mindestens eine öffentlich­e Vorführung verlangt, wurde der Film genau einmal in Saudi-Arabien gezeigt.

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