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Nach 20 Jahren Abstinenz ist die legendäre Sportwagen-Marke Alpine wieder da. So manches hat sich nicht verändert
Alpine? Klar, die Marke ist ein Klassiker. Doch so richtig in Erinnerung dürfte sie wohl nur noch Vertretern der Ü60-Generation sein. Die waren schließlich „live“dabei, als 1962 mit der A110 das wohl legendärste Modell der Marke debütierte. Mitte der neunziger Jahre stellte Renault, inzwischen alleiniger Eigentümer der 1955 gegründeten Sportwagenmanufaktur, die Produktion ein – und seither hoffen und warten einige Ingenieure, Entwickler und Visionäre (nicht nur im Renault-Konzern) auf eine Wiedergeburt.
Anfang 2018, 23 Jahre nachdem die Bänder in Dieppe in der Normandie abgestellt wurden, hat dieses Warten ein Ende: die Neuauflage der A110 kommt auf die Straße und mit ihr soll auch dem Mythos Alpine wieder neues Leben eingehaucht werden. Dass sich die Designer der neuen A110 stark am Vorbild aus der Geschichte orientierten, mehr als Ehrensache. Vier runde Scheinwerfer – jetzt natürlich mit LED-Technik –, ein schmales, flaches Heck und der niedrige Aufbau kennzeichnen Ahnin und aktuelle Generation gleichermaßen.
Innen geht es heute wie damals eng zu, und nicht nur Stauraum für Kleinkram ist Mangelware. Zwar sorgen die Ausbuchtungen über den Sitzen für ordentliche Kopffreiheit, doch wer überdurchschnittlich lange Beine hat, tut sich mit dem Verstauen selbiger schwer, und etwas ausladendere Hüften bestrafen die knapp geschnittenen Schalensitze mit reichlich Gegendruck. Die nur längsverschiebbaren Rennsessel sind bei den ersten 1955 Einheiten der Première Edition Sewar rie. Die ist allerdings schon längst ausverkauft, und mit ihr auch die Jahresproduktion für 2018.
Für Exklusivität sorgt nicht nur die limitierte Stückzahl, sondern auch der Preis: 58 000 Euro ruft Alpine für die ersten Modelle auf, und damit mehr als zum Beispiel Porsche für den 718 Cayman. Dass es die Franzosen auf den Zuffenhausebeiden
ner Mini-Elfer abgesehen haben, ist kein Geheimnis, und sie sind stolz darauf, die Hunderter-Marke schneller zu reißen: Der Porsche braucht mit optionalem PDK-Getriebe 4,7 Sekunden auf Landstraßentempo, die Alpine schafft’s zwei Zehntel schneller. Sie verfügt serienmäßig über ein Doppelkupplungsgetriebe, das per Tasten bedient wird. Der Leichtbau beschleunigt den Sprint. Nicht mal 1,2 Tonnen wiegt die fahrbereite Flunder und damit gut 230 Kilogramm weniger als der 718.
Das macht selbst den deutlichen Leistungs-Rückstand der A110 wett: Während der Porsche glatte 300 PS bereitstellt, presst der 1,8-Liter-Turbo hinter den AlpinePassagieren, wenn er erst mal tief Luft geholt hat, kräftig-knurrend 252 PS und 320 Newtonmeter aus seinen vier Zylindern.
Das ist auf jeden Fall mehr als genug, um reichlich Fahrspaß zu erzeugen, aber zu wenig, um die Alpine aus der Ruhe zu bringen. Die straff gefederte Mittelmotor-Französin läuft geschmeidig geradeaus und bleibt in der Kurve lange, sehr lange der vom Fahrer diktierten Linie treu. Wer sich dem Pläsier allerdings bedingungslos hingibt, wird sich wundern, wie schnell die Tanknadel im volldigitalen Kombiinstrument gen null wandert: Zehn Liter und mehr sind keine Seltenheit.