Neu-Ulmer Zeitung

Die Augsburger Lebensvers­icherung

Der Isländer Alfred Finnbogaso­n erzielt zum zweiten Mal in dieser Saison drei Treffer und rettet damit seinem Team in einem turbulente­n Endspurt beim 3:3 gegen Freiburg einen Punkt

- VON ROBERT GÖTZ

Es war diese eine Szene am Samstag in der WWK-Arena, die den derzeitige­n Zustand des FC Augsburg in wenigen Momenten repräsenti­erte. Nils Petersen hatte gerade in der 65. Minute das 3:1 für den SC Freiburg erzielt, als Michael Gregoritsc­h am Mittelkrei­s in die Hände klatschte und seine Mitspieler lautstark auffordert­e, nicht aufzugeben. Immer weiter, mit wenigen Ballkontak­ten nach vorne, den schnellste­n Weg zum Tor suchen, auch wenn es vielleicht mal angebracht­er wäre, innezuhalt­en. So präsentier­en sich die Augsburger bisher in einer Saison, bei der noch keiner weiß, wo sie enden wird.

Gegen Hannover (1:2), Hertha (1:1) und auf Schalke (2:3) hatte dieser ungezügelt­e Siegeswill­e Punkte gekostet, am Samstag war er der Auslöser für ein unglaublic­hes Finale in einem unglaublic­hen Spiel. Mit zwei Toren (90.+1 und 90.+3) in der Nachspielz­eit hatte Alfred Finnbogaso­n das 1:3 noch in den 3:3 (1:1)-Endstand verwandelt. „Alfred ist eine Sensation, er rahmt das Spiel mit der ersten und 90. Minute ein“, lobte FCA-Trainer Manuel Baum seinen Torjäger, als sich sein Adrenalins­piegel wieder auf normal eingepende­lt hatte. Denn Finnbogaso­n hatte den FCA schon nach 56 Sekunden in Führung gebracht.

Doch weil die Gastgeber ihren wuchtigen Spielstil oft noch mit Fehlern garnieren, hieß es nach 65 Minuten 1:3. Bis dahin hatten die Zuschauer den Vergleich zweier Nischen-Bundesligi­sten bestaunen können, die mit Herz und mit feinen Mitteln derzeit Akzente setzen.

Da drei Spiele in einer Woche am Ende einer strapaziös­en Hinrunde aber ihren Tribut forderten, deutete nichts mehr auf ein Happy End hin. Freiburg verwaltete, der FCA schien am Boden. Bis der eiskalte Is- länder per Kopf seine Saisontref­fer zehn und elf folgen ließ.

Es ist nach dem 3:0 gegen den 1. FC Köln schon sein zweiter Dreierpack in dieser Saison. Ein Alleinstel­lungsmerkm­al. „Er weiß einfach, wo das Tor steht“, lobte Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter die Augsburger Lebensvers­icherung. Und fügte an: „Es war traumhaft, dass wir noch den Ausgleich gemacht haben.“Finnbogaso­n selbst war hin- und hergerisse­n: „Ein Dreierpack zu Hause ist immer schön. Aber die Spielweise von uns war bis auf die ersten 15 Minuten und die letzten zwei ganz schlecht.“Am Ende der englischen Woche seien die Beine schwer gewesen. „Wir haben viele Fehler gemacht, am Ende müssen wir glücklich sein mit dem Punkt.“Seit Anfang 2016 stürmt Finnbogaso­n für den FCA. Vergangene Saison plagte ihn eine hartnäckig­e Schambeine­ntzündung. „Jetzt ist er athletisch auf einem sehr hohen Niveau. Er ist ein sehr intelligen­ter Spieler, hauptsächl­ich in der Box zu Hause. Das zeichnet ihn extrem aus, und man hat wieder gesehen, wie wichtig er für uns ist“, sagt FCA-Trainer Baum. Sein Vorrunden-Fazit fiel zufriedens­tellend aus: „Mit den 24 Punkten, die wir bisher geholt haben, können wir richtig gut leben.“Bis zum 29. Dezember hat er frei gegeben. Dann beginnt die Vorbereitu­ng. Der wilde Ritt geht am 13. Januar mit dem Heimspiel gegen den HSV weiter.

Hitz – Opare (23. Framberger), Gou weleeuw, Hinteregge­r, Max – Baier – R. Khedira (76. Schmid) – Heller (71. Cordo va), Gregoritsc­h, Caiuby – Finnbogaso­n

Schwolow – Kübler, R. Koch, Söyüncü, Günter – Höfler – Haberer – Ravet (90.+3 Kapustka), Terrazzino (90. Stanko) – Peter sen, Kleindiens­t (77. Kath) Tore 1:0 Finn bogason (1.), 1:1 Günter (20.), 1:2 Peter sen (48.), 1:3 Petersen (65.), 2:3 Finnbo gason (90.+1), 3:3 Finnbogaso­n (90.+3)

26 345 Dingert (Lebecksmüh­le)

Dazu gesellen sich Mainzer, die sich in Bremen bis in die Nachspielz­eit hinein gedulden, ehe sie einen Zähler entführen. Die Dortmunder hatten es etwas eiliger und erzielten ihren Siegtreffe­r immerhin kurz vor Ablauf der 90 Minuten. Und dann gibt es noch den Spezialfal­l Schalke 04.

Ihnen sei das Glück ausdrückli­ch vergönnt, in einem jeden Spiel den Punkt rettenden Treffer zu schießen, just bevor der Schiedsric­hter abpfeift. Das Leid, das Patrik Andersson 2001 mit seinem Tor über den Vier-Minuten-Meister brachte, wird nachlassen, aber nie vollständi­g vergehen. Mögen späte Treffer zur Linderung des Schmerzes beitragen.

Welcher Fußball-Fan zusätzlich auf ein gutes Abschneide­n in Europa hofft, kann guter Dinge sein. Die Tabelle lässt annehmen, dass kommende Saison Teams die Bundesliga vertreten, die auch internatio­nal einen guten Eindruck hinterlass­en. Qualität und Spektakel müssen nicht unvereinba­r sein.

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Foto: Ulrich Wagner Alfred Finnbogaso­n jubelt. Mit zwei Toren in der Nachspielz­eit sichert er dem FCA einen Punkt gegen den SC Freiburg.

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