Wie geht es mit Strenesse weiter?
Das Nördlinger Modeunternehmen war lange in der Krise. Im Januar präsentiert es sich nun in einer prominenten Rolle auf der „Berlin Fashion Week“. Doch die Insolvenz ist noch nicht abgewickelt
Die Strenesse New GmbH steckt mitten in den Vorbereitungen für die „Berlin Fashion Week“im Januar. Das Nördlinger Modehaus will in der Hauptstadt Auszüge aus der Herbst-WinterKollektion 2018/2019 vorstellen. Das bestätigte eine Sprecherin von Strenesse. Nach dem Auf und Ab während der Suche nach einem Investor für die insolvente Strenesse AG und der damit verbundenen Neugründung der Strenesse New GmbH scheint es dem früheren Familienunternehmen zumindest auf den ersten Blick wieder besser zu gehen.
2017 übernahm die Schweizer Treuhandgesellschaft H2P AG mit Harald Kronseder an der Spitze 90 Prozent der Firmenanteile. Zehn Prozent gehören dem früheren Porsche-Design-Geschäftsführer Dr. Jürgen Gessler, der das Unternehmen inzwischen leitet. Aus Insiderkreisen heißt es, dass mit Gessler ein fähiger Manager und mit der Holding von Kronseder ein potenter Investor für einen erfolgreichen Neustart gefunden worden seien. Mit- der Familie Strehle, die das Unternehmen geprägt haben, sind nicht mehr für Strenesse tätig.
Während einerseits viele Mitarbeiter des Unternehmens an der Kollektion und der Show für die Fashion Week arbeiten, muss andererseits die Insolvenz weiter abgewickelt werden. Nach Informationen unserer Zeitung ist Strenesse noch in Verkaufsverhandlungen über eine Immobilie in Nördlingen.
Schon im Sommer hat ein Bauträger aus dem Landkreis Donau-Ries den Hauptsitz der Firma gekauft. Das habe bisher und wohl auch in Zukunft keine Auswirkungen auf die Mitarbeiter, sagt der StrenesseNew-Betriebsratsschef Reiner Dirrheimer im Gespräch mit unserer Zeitung. Es könne aber sein, dass das Unternehmen umziehe. Nördlingen soll als Standort allerdings gehalten werden. Dirrheimer sagt auglieder ßerdem, dass es dem Modeunternehmen und den Beschäftigten wieder gut gehe. Man sei aber noch nicht „über dem Berg“, auch weil die Textilbranche sich noch immer in einem Wandel befinde, der diverse Krisen mit sich gebracht hat.
So waren in jüngster Vergangenheit mehrere Modeunternehmen insolvent gegangen: Gerry Weber, Zero oder das Modehaus Wöhrl. Bei Tom Tailor oder Hugo Boss liefen die Geschäfte ebenfalls zunehmend schlechter. Die neuesten Aktivitäten von Strenesse seien aber positiv, auch für das Betriebsklima, sagt Dirrheimer. Insgesamt arbeiteten bei Strenesse weltweit rund 240 Mitarbeiter, etwa die Hälfte davon in Nördlingen.
Aktuelle Zahlen zum Geschäftsjahr 2017 liegen noch nicht vor. Der Blick in die Firmenhistorie und die Präsenz in der Modebranche zeigt allerdings, dass Strenesse oben mitspielen möchte: In Mailand und Paris wurden Showrooms eröffnet, in Frankfurt ein neuer Strenesse Store. Die Firma, die einst die deutsche Fußballnationalmannschaft ausgestattet hat, präsentierte sich 2017 zum ersten Mal bei „Der Berliner Salon“im Rahmen der Fashion Week. Außerdem entwickelte ein Design-Team die Modelinie „Strenesse No. 1“für Frauen. Künftig sollen unter dieser Marke Kollektionen oder Einzelstücke erscheinen. Man wolle laut Firmenbeschreibung „weg von saisonalen Zwängen“. Ein erster Schritt zur neuen Berühmtheit: In den sozialen Medien zeigen sich Models mit schwarzen Schals, auf denen in großen weißen Lettern „#strenesse“prangt.