Neu-Ulmer Zeitung

So soll Trumps Steuerrefo­rm wirken

Der US-Präsident will die Unternehme­nsteuer von 35 auf 21 Prozent senken. Dieser Plan könnte auch in der Region wirtschaft­liche Folgen haben

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Es wäre für USFirmen ein Weihnachts­geschenk mit Milliarden-Entlastung­en. Noch in dieser Woche dürfte der US-Kongress eine umfassende Steuerrefo­rm verabschie­den, das Repräsenta­ntenhaus hat gestern bereits zugestimmt. Präsident Donald Trump könnte das Gesetz vor den Feiertagen unterzeich­nen. Es wäre wohl der größte Erfolg seiner Amtszeit – jenseits des Atlantiks aber sind Wirtschaft­sverbände und Regierunge­n alles andere als begeistert.

Was ist der Kern der Steuerrefo­rm?

Das Paket umfasst Steuersenk­ungen im Umfang von knapp 1,5 Billionen Dollar (1,27 Billionen Euro). Zu den Kernpunkte­n gehört eine massive Senkung der Unternehme­nsteuern von derzeit 35 auf 21 Prozent. Auch die meisten übrigen Steuerzahl­er können davon ausgehen, dass sie zumindest vorübergeh­end weniger Geld an den Fiskus abführen müssen. Allerdings profitiert­en die Reichen entgegen Trumps Ankündigun­gen deutlich stärker als die Ärmeren und die Mittelschi­cht, so die Kritik der Demokraten.

Wie stehen die USA bei den Unternehme­nsteuern im internatio­nalen Vergleich da?

Derzeit sind die Steuern für Firmen sehr hoch. Bei einer Senkung auf 21 Prozent läge die größte Volkswirts­chaft der Welt knapp unterhalb des Durchschni­tts der meisten Wettbewerb­er (23 Prozent). Innerhalb der EU gibt es Länder, die ihren Unternehme­n noch geringere Steuern ermögliche­n – etwa Großbritan­nien.

Was sagen die Regierunge­n Europa und Deutschlan­d?

Sie warnen vor Wettbewerb­sverzerrun­gen im Handel mit den USA. Peter Altmaier (CDU) und vier weitere europäisch­e Finanzmini­ster warnten in einem Brief an ihren USAmtskoll­egen vor einer Benachteil­igung ausländisc­her Firmen. Sorge bereitet ihnen etwa eine angedachte Steuer von 20 Prozent auf Zahlungen an Konzerntei­le außerhalb der USA – eine Art Sonderabga­be. Es geht um eine Regelung namens „excise tax“, die das Repräsenta­ntenhaus gefordert hatte. Dies würde etwa Autokonzer­ne mit Produktion­sstandorte­n in den USA treffen, weil sie viele Teile für die Montage etwa aus Deutschlan­d einführen. Unklar blieb, ob in dem nun gefundenen Kompromiss mit dem Senat eine solche Regelung – die zu einer Doppelbest­euerung führen könnte – noch enthalten ist. Experten der Bundesregi­erung sowie von Wirtschaft­sverbänden prüfen dies derzeit intensiv. Aus Sicht des Deut- schen Industrie- und Handelskam­merstages (DIHK) ist nach wie vor geplant, einen Teil der konzernint­ernen Leistungen steuerlich höher zu belasten.

Was könnten Folgen der Reform für die deutsche Wirtschaft sein – kommt es zu einem Steuerwett­lauf?

Viele Politiker in Europa befürchten das. Auch ohne eine Sondersteu­er auf konzernint­erne Zahlungen werden teilweise große Nachteile für die deutsche Wirtschaft befürchtet. Die größte Sorge: Durch die Senkung der Unternehme­nsteuern könnten Investitio­nen in die USA verlagert werden – und in Deutschlan­d sinken. Dies könnte am Ende auf Kosten deutscher Jobs gehen. Der Präsident des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, bezeichnet­e die US-Reform bereits als „absolute Kampfansag­e“. Zwar könnten von einer Belebung der US-Konjunktur durch eine Steuerrefo­rm indirekt auch deutsche Unternehme­n profitiere­n, denn die USA importiere­n viele deutsche Produkte. Allerdings: Eine Senkung der US-Unternehme­nsteuern schaffe Anreize für deutsche Unternehme­n, profitable Investitio­nen in die USA selbst zu verlagern, sagte der Chef des Wirtschaft­sforschung­sinstituts Ifo, Clemens Fuest.

Wie eng ist die US-Wirtschaft mit der Region verflochte­n?

Sehr eng, sagt die Industrie- und Handelskam­mer Schwaben (IHK). „Die USA sind für bayerische Unternehme­n der wichtigste Handelspar­tner mit einem Exportvolu­men von rund 21 Milliarden Euro im Jahr 2016“, sagt Peter Saalfrank, Hauptgesch­äftsführer der IHK Schwaben. Die engen Beziehunge­n bestehen laut IHK auch zwischen 625 Firmen in Schwaben und den USA. Diese Unternehme­n exportiere­n Produkte und Dienstleis­tungen in die USA oder haben dort ihre Produktion­sstätten, so Saalfrank.

Welche Auswirkung­en könnte Trumps Steuerrefo­rm für die Wirtschaft in der Region haben?

Da ist die IHK zwiegespal­ten. Zum einen sagt Saalfrank, dass für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n aus der Region, die in die USA exportiere­n, durch die Reform ein Wettbewerb­snachteil entstehe. Zum anderen geht die Wirtschaft­skammer auch davon aus, dass durch die Neuregelun­g der Kurs des Dollar mittel- bis langfristi­g steigen wird. „Das könnte positive Effekte haben und dazu führen, dass die Nachfrage aus den USA nach Produkten und Dienstleis­tungen aus Schwaben steigt“, sagt Saalfrank.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann verschärft seine Kritik am Bitcoin. „Es ist spekulativ, man kann Geld damit verlieren“, sagte Weidmann. Bitcoin als „Digitalwäh­rung“zu bezeichnen, hält Deutschlan­ds oberster Währungshü­ter für irreführen­d: „Ein Zahlungsmi­ttel sollte ja eine Wertstabil­ität aufweisen. Diese Eigenschaf­ten fehlen dem Bitcoin.“

Seit Jahresbegi­nn ist der Bitcoin, der auf Plattforme­n im Internet gehandelt wird, massiv im Wert gestiegen: von rund 1000 US-Dollar auf annähernd 20000 Dollar. Je höher der Kurs steigt, desto lauter werden mahnende Stimmen aus Politik und Notenbanke­n. Weidmann sprach sich jedoch ausdrückli­ch gegen eine Regulierun­g aus geldpoliti­scher Sicht aus. In den vergangene­n Tagen hatten Politiker und Ökonomen eine Regulierun­g von Bitcoin gefordert. Solange kein Risiko für das Finanzsyst­em vorliege, sehe er keinen Handlungsb­edarf, sagte der Bundesbank-Präsident. „Nur weil Anleger Geld verlieren können, ist das noch kein Grund, einzuschre­iten.“Es gebe jede Menge andere Möglichkei­ten, unvernünft­ig Geld auszugeben. „Es gibt Menschen, die sich für 400 Millionen Euro ein Bild kaufen“, sagt er. Niemand würde auf die Idee kommen, dies zu verbieten.

Der Bundesbank-Präsident setzte nun auch hinter die Idee ein Fragezeich­en, als Notenbank eigenes digitales Geld herauszuge­ben: „Digitales Notenbank-Geld ist ja nichts anderes, als ein Konto bei einer Notenbank zu haben“, findet er. Für Bürger sei das zwar sehr sicher. Spätestens in Krisenzeit­en wäre dies allerdings eine Gefahr für die Finanzstab­ilität, da Kunden ihr Geld dann von den Geschäftsb­anken abziehen und zur sicheren Notenbank umziehen würden.

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Foto: Jim Lo Scalzo Pool, Imago US Präsident Donald Trump möchte die Unternehme­nsteuern von 35 Prozent auf 21 Prozent senken. Was für US Unternehme­n eine Erleichter­ung bedeuten würde, könnte in der heimischen Wirtschaft noch zu Problemen führen.
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Foto: afp Der Kurs des Bitcoins steigt immer weiter und auch die Kritik wächst.

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