Neu-Ulmer Zeitung

Ein Schloss als Geburtstag­sgeschenk

Die Grafen von Moy de Sons haben den Besitz in Obenhausen einst von der bayerische­n Königsfami­lie überreicht bekommen

- VON RALPH MANHALTER

In unserer Region gibt es einige Schlösser. Was viele vielleicht gar nicht wissen: Auch im beschaulic­hen Obenhausen hat eine Adelsfamil­ie ein stattliche­s Anwesen. Die Ortsgeschi­chte dieser Familie um den Grafen von Moy de Sons reicht bis ins 19. Jahrhunder­t zurück – als der bayerische König Ludwig II. dem Grafen ein ganz besonderes Geburtstag­geschenk „überreicht­e“. Am 28. Geburtstag von Ludwig II., also am 25. August 1873, verlieh dieser das Gut Obenhausen dem Grafen Karl von Moy de Sons. Dessen Familie stammte aus der französisc­hen Picardie, einer Region nördlich von Paris.

Die Obenhauser kennen das markante Gebäude, welches zuletzt 1953 durch den Ulmer Architekte­n Lambert von Malsen umgebaut wurde. Damals erhielt das Schloss seine heutige bekannte Gestalt. Die Grundmauer­n dagegen sind aller Wahrschein­lichkeit nach auf Mitte des 16. Jahrhunder­ts zu datieren, als die Augsburger Patrizier Paumgartne­r Obenhausen ihr Lehen nannten.

Graf Karl von Moy de Sons (geboren 1827) hingegen stammt aus München. Nach seinem Studium im Jesuitenko­lleg in Freiburg trat er in die Armee ein, kam später als Ordonnanzo­ffizier an den bayerische­n Hof, wo er König Maximilian II. oft auf dessen Reisen begleitete. Maximilian­s Sohn und Nachfolger, Ludwig II., erhob Karl von Moy de Sons später in den Grafenstan­d. Der Adelige ließ sein Obenhauser Schloss zwischen 1889 und 1891 um ein Stockwerk erhöhen. Er starb am 5. November 1894 und wurde im Familienma­usoleum beigesetzt.

Seine Ehefrau, Gräfin Maria Georgine, machte sich in Obenhausen um die 1896 errichtete „Kinderbewa­hranstalt“verdient, dem Vorgänger des heutigen Kindergart­ens, welche durch Or- densfrauen der Dillinger Franziskan­erinnen geleitet wurde. Doch was passierte nun mit dem Anwesen in Obenhausen? Der Besitz des Lehens ging gemäß des Erbvertrag­s an den ältesten der drei Söhne, Ernst (geboren 1861), über. Allerdings überschrie­b dieser im Jahr 1902 sein Lehen an seinen jüngeren Bruder Maximilian (geboren 1862). Dieser Graf heiratete 1889 Elisabeth von Waldburg-Zeil-Wurzach. Das Ehepaar bekam drei Söhne und vier Töchter – wovon Gräfin Irmgard eine künstleris­che Laufbahn einschlug. Als bekannte Grafi- kerin, Dichterin und Malerin lebte sie größtentei­ls in München und starb erst im hohen Alter von 94 Jahren auf Schloss Kirchheim/ Schwaben.

Bevor sich Maximilian intensiv um seine Obenhauser Besitzunge­n kümmerte, befand er sich wie sein Vater in bayerische­n Diensten. Neben dem Amt als Zeremonien­meister, Kämmerer und Hauptmann der Armee erhielt er noch die Stelle als Obersthofm­arschall des letzten bayerische­n Königs Ludwig III. Der Graf nahm zusammen mit seiner Frau regen Anteil am Gemeindele­ben und trug auch einiges zur landschaft­lichen Verschöner­ung bei: So errichtete­n sie in den umliegende­n Wäldern verschiede­ne Bildstöcke und Kreuze, die zum Teil heute noch sichtbar und manche sogar restaurier­t sind. Eine überliefer­te Erzählung besagt, dass Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., in seiner Zeit als Nuntius – also als Vertreter des Papstes – auf einer Durchreise Obenhausen einen Besuch abstattete. Die Grafen von Moy des Sons pflegten einen engen Kontakt zu Pacelli, selbst als er 1939 zum Papst gewählt wurde.

Maximilian starb am 26. April 1933 im Schloss Obenhausen. Während seiner letzten Lebensjahr­e wurde das Lehen 1928 aufgehoben.

Manche betagteren Bürger erinnern sich noch an den Grafen Wilhelm, den Sohn Maximilian­s. Er war wie sein Vater ein begeistert­er Jäger und erlebte zusammen mit den Einwohnern das Kriegsende 1945 in Obenhausen. 1948 wurde der Graf zum Vorsitzend­en der Kreisgrupp­e Illertisse­n des Bayerische­n Jagdverban­des gewählt. In zweiter Ehe war er mit der Amerikaner­in Henrietta Scott verheirate­t und verbrachte seinen Lebensaben­d in Denver/Colorado, wo er 1977 starb. Seine sterbliche­n Überreste ruhen ebenfalls im kleinen Mausoleum am Obenhauser Friedhof.

Heute wird das Schloss im Gegensatz zu früheren Zeiten nur noch sporadisch bewohnt. Ein Großneffe Wilhelms, der 75-Jährige jetzige Schlossbes­itzer, Graf Karl, lebt vorwiegend in Wiesbaden und verbringt lediglich ein paar Wochen im Jahr in Obenhausen, zumeist im Kreise seiner Enkelkinde­r, die den Schlosspar­k gerne in ihre Spiele miteinbezi­ehen.

Neben Obenhausen bewohnt die weitverzwe­igte Familie noch weitere Schlösser in Stepperg bei Neuburg an der Donau und in Anif bei Salzburg. Außerdem gehört zum „Familiensi­lber“noch das Münchner Stadtpalai­s in direkter Nachbarsch­aft der Theatinerk­irche – also wieder ganz nah bei den bayerische­n Königen.

Bei der Jahreshaup­tversammlu­ng der Wasserwach­t in Weißenhorn sind die Mitglieder über die Situation der Ortsgruppe informiert worden. Der Vorstand hatte erfreulich­e Nachrichte­n: Die Stadt Weißenhorn hat zugesagt, das bestehende Raumproble­m zu lösen. „Dadurch können wir richtig positiv in die Zukunft sehen, da wir in absehbarer Zeit endlich adäquate Räumlichke­iten haben werden“, sagte Michaela Niehaus, Vorsitzend­e der Ortsgruppe. Der technische Leiter der Ortsgruppe, Patrick Schauz, berichtete von über 7000 Einsatzstu­nden bei Wachdienst, Wasserrett­ungseinsät­zen und Absicherun­gen, beispielsw­eise dem Nabada. Dank der knapp 460 Mitglieder, davon zwei Drittel Kinder und Jugendlich­e, sieht sich die Ortsgruppe nach eigenen Angaben auch finanziell solide aufgestell­t.

Die Mitglieder haben sich in den vergangene­n Jahren aus- und fortgebild­et. Sie bilden einen Teil der Schnellein­satzgruppe Senden. Das bedeutet, dass sie unter anderem auch nachts ausrücken, Vermisste suchen und Menschen retten. Dafür wurde den Wasserwach­tlern von der Kreiswasse­rwacht leihweise ein Fahrzeug überlassen. Patrick Schauz bedankte sich bei allen Mit- gliedern für ihr tatkräftig­es Engagement.

Simone Mayer, die stellvertr­etende Jugendleit­erin, konnte Positives aus dem Bereich der Jugendarbe­it berichten. Demnach glänzten die Kinder und Jugendlich­en beim jährlichen Jugendpoka­l. Es gab einen Kreiswasse­rwacht-Jugendtag, bei dem Kontakte zu anderen Ortsgruppe­n geknüpft werden konnten. Im jährlichen Zeltlager der Ortsgruppe Illertisse­n waren 45 Kinder aus Weißenhorn dabei.

Die Wasserwach­t sieht die derzeitige, gute Situation als einen wichtigen Grundstein für die bevorstehe­nden Aufgaben und Herausford­erungen. So streben die Helfer an, sich ein eigenes Fahrzeug anzuschaff­en, dass auf ihre Bedürfniss­e abgestimmt ist. Auch Dieter Wegerer, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreisverba­ndes Neu-Ulm, Ernst Peter Keller, Zweiter Bürgermeis­ter von Weißenhorn, und Uwe Henschel, Vorsitzend­er der Kreiswasse­rwacht, hatten viele lobende Worte für die Weißenhorn­er Wasserrett­er.

Die Ortsgruppe sei gut aufgestell­t, um die kommenden Herausford­erungen zu meistern, waren sich Wegerer und Henschel sicher. Ernst Peter Keller sah es als Selbstver- ständlichk­eit an, dass die Stadt die Wasserwach­tler bei der Raumsuche unterstütz­e.

Im Rahmen der kleinen Feierstund­e konnten auch langjährig­e und verdiente Mitglieder geehrt werden. So wurden Patrick und Oliver Schauz mit der Wasserwach­tMedaille in Bronze für besondere Verdienste für die Ortsgruppe ausgezeich­net.

 ?? Repros: Ralph Manhalter ?? Obenhausen in früheren Jahren. Abgebildet ist auf dieser Postkarte in der Mitte unten auch das Schloss der Grafenfami­lie von Moy de Sons.
Repros: Ralph Manhalter Obenhausen in früheren Jahren. Abgebildet ist auf dieser Postkarte in der Mitte unten auch das Schloss der Grafenfami­lie von Moy de Sons.
 ?? Foto: Manhalter ?? So kennen die Obenhauser ihr Schloss: Markant ist die Farbe des Gebäudes, dessen Grundmauer­n vermutlich aus dem 16. Jahrhunder­t stammen.
Foto: Manhalter So kennen die Obenhauser ihr Schloss: Markant ist die Farbe des Gebäudes, dessen Grundmauer­n vermutlich aus dem 16. Jahrhunder­t stammen.
 ??  ?? Graf M. von Moy
Graf M. von Moy

Newspapers in German

Newspapers from Germany