Die Jahrhundertinvestition
Mit 500 Millionen Euro gibt der Ratiopharm-Mutterkonzern so viel Geld für ein Einzelprojekt aus, wie es die Region lange nicht gesehen hat
Es ist die größte Investition in Ulm seit langer, langer Zeit: 500 Millionen Euro investiert der israelische Konzern Teva in den Bau einer neuen Biotechanlage. Zum Vergleich: Das derzeit im Bau befindliche Einkaufsquartier Sedelhöfe verschlingt 200 Millionen Euro. Auch das Bahnprojekt „NU 21“, das die ganze Stadt Neu-Ulm veränderte, kostete nur rund die Hälfte der Super-Fabrik.
„Das Loch ist gebuddelt, jetzt gibt es kein Zurück mehr“, sagte Oberbürgermeister Czisch bei der Grundsteinlegung im November im Ulmer Donautal. 2019 soll der neunstöckige Quader auf einer Grundfläche von 4800 Quadratmetern fertig sein, 2020 beginnt dann die hoch komplizierte Produktion von biotechnologisch hergestellten Medikamenten.
Wie Hermann Allgaier, der Projektleiter für das Biotechgebäude, erläuterte, werden ungefähr 60 Prozent der 500 Millionen Euro, die für den Bau benötigt werden, in die Produktionsanlagen gesteckt. Kern sind mehrere Bioreaktoren, die bis zu 15 000 Liter fassen. Die Produktion von biotechnologischen Medikamenten erfolgt künftig in einem hundertfach größeren Maßstab als bisher bei Teva. Statt an ein Labor, wie die seit sieben Jahren in Ulm bestehende Biotechnologie-Anlage, erinnert das großspurig „Genesis“getaufte Projekt eher an eine Fabrik – inklusive eines hohen Automatisierungsgrads. Was auch erklärt, warum der Bedarf an neuen Arbeitsplätzen im Vergleich zur Investitionssumme relativ gering erscheint: Bis zu 300 neue Jobs werden entstehen. Etwa 45 Prozent der Stellen werden mit Akademikern wie Biotechnologen besetzt, 45 Prozent mit Laboranten und zehn Prozent mit angelernten Kräften.
Eine bittere Pille musste der erfolgsverwöhnte Standort Ulm schlucken: Daimler schließt sein Forschungszentrum auf dem Eselsberg. Der Grund: Es sei strategisch sinnvoll, die Forschungsaktivitäten in Deutschland auf weniger Standorte zu konzentrieren. Der Umzug der Forschungsabteilung aus Ulm sei kein Programm, um Arbeitsplätze abzubauen. Die 450 Beschäftigten (inklusive Werkstudenten) reagierten dennoch entsetzt.
Nach langen Verhandlungen einigten sich im September Daimler und Betriebsrat in Sachen Neuordnung der Produktion bei Evobus. Ein „Zukunftspaket zur Effizienzsteigerung“soll die Standorte der Daimler-Bussparte fit für die Zukunft halten. Zudem sind die 3670 Stellen der Neu-Ulmer Stammbelegschaft bis Ende 2024 sicher, das heißt, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. In Neu-Ulm werden nur Reise- und keine Stadtbusse mehr produziert.