An Weihnachten kehren verlorene Söhne heim
Warum ist den Menschen Weihnachten so wichtig? Unterschiedliche Menschen würden darauf Unterschiedliches antworten. Der fromme Christ würde sagen: Weil die Geburt Christi eine Sause absolut rechtfertigt. Eine Dreijährige indes interessiert reichlich wenig, ob das Jesus-Kindlein in einem Stall, zwischen Ochs und Esel, das Erdenlicht erblickte. Weit näher ist ihr der pinkfarbene Puppenwagen, der an Heiligabend unterm behangenen Bäumchen geparkt ist.
Was Christen und Nichtchristen eint: Weihnachten geht weit über seinen Ursprung und dessen Bedeutung hinaus. Auch dem Ungläubigen helfen besinnliche Tage am Jahresende bei der Entschleunigung, gestresste Manager tauschen das Smartphone gegen verstaubte Brettspiele, kommen zur Ruhe. Und zwar wo? Genau, im Kreise ihrer Liebsten. Weihnachtszeit ist Familienzeit. Erwachsene Söhne und Töchter verstopfen Züge und verursachen Verkehrschaos auf Autobahnen. Und das nur, um an jenen Ort zurückzukehren, an dem sie behütet aufgewachsen sind.
Heimatgefühle übermannten kurz vor dem Fest auch Mario Gomez, Sandro Wagner und Simon Terodde. Gomez sehnte sich zurück ins schwäbische Stuttgart, Wagner ins bajuwarische München und Terodde ins rheinische Köln. Die Fußballprofis wollen in gewohntem Umfeld an Erfolge der Vergangenheit anknüpfen. Da alle Drei als Torjäger ihrem Tagwerk nachgehen, wollen sie in heimeliger Atmosphäre verlorene Treffsicherheit wiederfinden.
Letztlich verhält es sich mit ihnen und ihren neuen alten Klubs wie mit Weihnachten. Wenn Schwiegersohn auf Schwiegermutter trifft. Kann gut gehen, muss es aber nicht. Effenberg, Matthäus oder Pizarro kehrten erfolgreich zum FC Bayern zurück, Frings (Bremen), Olic oder Van der Vaart (beide HSV) hätten auf eine Heimkehr verzichten sollen. Sie scheiterten an hohen Erwartungen, die Familien in den nächsten Tagen ebenso begleiten werden. Alle freuen sich riesig auf die Zusammenkunft bei Plätzchen und Glühwein und stellen später ernüchtert fest: Früher ist mit heute nicht zu vergleichen. Kinder sind Eltern, Eltern sind Großeltern – beide leben nach eigenen Vorstellungen. Fällt dann ein falsches Wort, fliegen die Fetzen. Da hilft dann auch kein pinkfarbener Puppenwagen mehr.