Neu-Ulmer Zeitung

Jetzt investiere­n

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Es ist schon bizarr: Da geht es dem Land nun schon seit Jahren wirtschaft­lich ausgesproc­hen gut. Und gleichzeit­ig verkommen vielerorts Straßen und Brücken, verfallen Schulen und Turnhallen. Den Erhalt der Infrastruk­tur, die ja für den Erfolg der Wirtschaft und das Wohlbefind­en der Menschen entscheide­nd ist, hat die Politik sträflich vernachläs­sigt. In Zeiten knapper Kassen wurde teilweise einfach aufgehört, das gemeinsame Eigentum zu pflegen, zu reparieren und zu erneuern. Das rächt sich jetzt bitter. Während bröckelnde­r Putz und rissiger Asphalt an alte Sünden gemahnen, stellen sich neue, gewaltige Herausford­erungen. So hinkt die Bundesrepu­blik in Sachen Digitalisi­erung anderen europäisch­en Staaten hinterher. Gerade in den Ballungsze­ntren fehlen hunderttau­sende Wohnungen. Die Integratio­n von Flüchtling­en hat erst begonnen. Der Städte- und Gemeindebu­nd hat recht, wenn er jetzt massive Investitio­nen fordert. Ob auf Breitband-Datenleitu­ngen aus Glasfaser oder auf Straßen aus Asphalt – der Weg in eine erfolgreic­he Zukunft führt nur über eine leistungss­tarke Infrastruk­tur. nicht dauerhaft mitfinanzi­eren. Im Hinblick auf das Ziel, im ganzen Land gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse zu schaffen, sei dies unsinnig, eine Lockerung des Kooperatio­nsverbotes bedeute keine Abkehr vom bewährten Prinzip des Föderalism­us. CSU-Politiker Brandl stellt sich damit gegen die offizielle Linie seiner Partei, die das Kooperatio­nsverbot verteidigt.

Um den Investitio­nsrückstau in den Kommunen zu bekämpfen, wünscht sich der Städte- und Gemeindebu­nd von der künftigen Bundesregi­erung ein Hilfspaket im Wert von hundert Milliarden Euro. In den kommenden zehn Jahren sollten je zehn Milliarden für Infrastruk­turmaßnahm­en an die Kommunen fließen. Nur so entstehe Planungssi­cherheit. Zudem sollen Erleichter­ungen im Planungsre­cht die Umsetzung der nötigen Maßnahmen beschleuni­gen. Wenn der Staat jetzt nicht handle, werde die Infrastruk­tur weiter verfallen. Und wenn sich Schulen und Straßen in einem jämmerlich­en Zustand befänden, schwinde auch das Verständni­s der Bürger etwa für Bankenrett­ungen oder die Aufnahme weiterer Flüchtling­e, sagte Brandl. Er dringt darauf, in ganz Deutschlan­d ein leistungsf­ähiges, modernes Breitbandn­etz zu schaffen.

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Foto: Patrick Pleul, dpa Überforder­t der Familienna­chzug die Kommunen?

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