Wenn das Riestern teuer wird
Verbraucherschützer kritisieren zu hohe Kosten, weil sie die spätere private Zusatzrente mindern. Die Schweden machen es anders und vor allem billiger. Ein Vorbild?
Hohe Kosten mindern in den meisten Fällen den Wert von Riester-Verträgen zur Altersvorsorge, am Ende bleibt vielen Sparern zu wenig Kapital für eine ausreichende private Ergänzung zur gesetzlichen Rente. Das ist das Resümee einer Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Die Organisation hat das Angebot verschiedener Anbieter geprüft und dabei festgestellt, dass die Einschätzungen der Bundesregierung in ihrem Alterssicherungsbericht offenbar zu hoch gegriffen sind.
18 Produkte – klassische private Rentenversicherungen und Fondsmodelle – wurden unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Effektivkosten – also die Wertminderung durch Kosten – waren in den meisten Fällen höher als der Wert, der sich aus den Annahmen des Alterssicherungsberichts der Bundesregierung ergibt. „Im Extremfall sind die Kosten um das Fünffache höher“, kritisierten die Verbraucherschützer. Günstiger waren je nach Laufzeit nur bis zu maximal zwei Angebote für die staatlich geförderte Zusatzeinnahme im Alter.
Die Verbraucherschützer werteten die Produktinformationsblätter verschiedener Anbieter aus. „Wir sind bei der Vielzahl der Produkte der Kosten weit davon entfernt, ausreichend Kapital für die private Absicherung neben der gesetzlichen aufzubauen“, kritisierte die Leiterin des vzbv-Finanzmarktteams, Dorothea Mohn. Insbesondere wegen der Vertriebskosten sei es offenbar nicht möglich, kosteneffiziente Produkte anzubieten.
Das Bundessozialministerium wies darauf hin, dass es sich im Alterssicherungsbericht um modellhafte Berechnungen handele. Es gehe darum, „das Spektrum künftiger Veränderungen, die letztlich bei jedem Einzelfall individuell verschieden sind, auf wesentliche Erkenntnisse zu verdichten“. In dem Modell wird grundsätzlich von einer Verzinsung der Einzahlungen (Eigenbeiträge plus Zulagen) von 4,0 Prozent ausgegangen. Als Verwaltungskosten werden zehn Prozent der eingezahlten Beiträge angesetzt. Daraus leiteten die Verbraucherschützer die Effektivkosten ab und verglichen sie mit den Angaben in den Produktinformationsblättern.
Mohn schlug vor, einen Vorsorgefonds wie in Schweden einzufühangesichts ren, der die Kapitalanlage ohne eigene Gewinninteressen organisiert. Dort gibt es einen staatlich organisierten Aktienfonds und einen Rentenfonds für die private Altersvorsorge. Die Anlage der Gelder übernehmen nach Ausschreibungen private Investoren. Die Beschäftigten zahlen automatisch ein, es sei denn, sie widersprechen ausdrücklich. Das verringert den Aufwand für den Vertrieb. „Die Kosten liegen daher insgesamt deutlich unter denen der Riester-Produkte“, sagte Mohn.
Die Stiftung Warentest gab jüngst nur zwei klassischen Riester-Rentenversicherungen beim Thema „Rentenzusagen und Kosten“die Note „gut“. Einschließlich weiterer Kriterien wie Anlageerfolg oder Flexibilität sei keines der neun getesteten Produkte über ein „befriedigend“hinausgekommen (Finanztest 10/2017). Dennoch könne sich Riestern lohnen. „Hier gibt es staatliche Zulagen und Steuerersparnisse, die alleine schon für eine gewisse Rendite sorgen“, argumentierten die Tester. Das Problem: Die Auswahl schrumpft. Es gibt immer weniger Versicherer, die klassische Riester-Rentenverträge mit Garantiezins anbieten. Dieses Modell sei jedoch ein Garant für eine planbare Altersvorsorge.