Seehofer stärkt Söder den Rücken
Die Auguren, die nach dem CSUParteitag kurz vor Weihnachten raunten, dass der Friede in der neu installierten Doppelspitze Seehofer/Söder nur eine große PolitShow sei, die bald wieder ein Ende haben werde, dürfen sich fürs Erste eines Besseren belehrt sehen. Parteichef Horst Seehofer ist offenkundig fest entschlossen, seinem designierten Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten tragfähige Brücken zu bauen, statt ihm heimtückische Fallen zu stellen.
Für Markus Söder, der im Landtag in Kürze zum neuen Regierungschef gewählt wird, geht es bei der Landtagswahl im Herbst nicht nur darum, sein frisch gewonnenes Ministerpräsidentenamt zu verteidigen. Er braucht vor allem ein Ergebnis, das ihm für die weitere Zukunft das Vertrauen der CSU sichert. Und da ist es in der Politik wie an der Börse: Es kommt, um den Kurswert eines Politikers zu bestimmen, einzig und allein auf die Erwartungen an.
Seehofer hat die Erwartungen an Söder nach unten geschraubt. Er hat darauf verzichtet, die absolute Mehrheit der Sitze im Landtag als konkretes Wahlziel der CSU für das Jahr 2018 auszugeben. Nicht einmal eine Zahl über 40 Prozent hat er genannt. Das ist zwar auch der schwierigen Situation der CSU geschuldet, die sich in den Umfragen nur sehr langsam zu erholen scheint. Es ist obendrein ein Signal an die Partei, dass der Wiederaufstieg kein Selbstläufer sein wird. Es ist aber unübersehbar auch ein Bekenntnis zu dem neuen Spitzenkandidaten der CSU. Seehofer stärkt Söder den Rücken. Wer hätte das noch vor wenigen Wochen geglaubt.