Das läuft im Kinojahr 2018
Um es wieder gleich am Anfang zu klären: „Star Wars“bekommt nach „Rogue One“2016 nun 2018 mit das zweite Spin-off, über die ursprünglich von Harrison Ford verkörperte Figur des Han Solo nämlich; aber womöglich wieder erst im Dezember. Der bisher geplante internationale Starttermin am 24. Mai wackelt. Aber es gibt ja noch so viel anderes…
Teil drei der bislang erfolgreichsten aller Superhelden-Filme etwa, der Marvel-Mannschaft („Infinity War“, 26. 4.); dazu kommt auch noch solo („A New Universe“, 20. 12.), und die nächste („Dark Phoenix, 1. 11.). Und es gibt noch viel mehr Fortsetzungen:
zum Dritten („Befreite Lust“, 8. 2.), (wohl im Juni), („Das gefallene Königreich“, 7. 6.), J.K. Rowlings
(15. 11.) und Pixars
(27. 9.). Tom Cruise gibt ein sechstes Mal Ethan Hunt in
(16. 8.) – und auch Lara Croft in kehrt zurück, aber als Neustart: nicht mit Angelina Jolie, sondern mit Alicia Vikander (15. 3.). Und da wir bei Damen und Besetzungswechseln sind: Nach der Pleite mit „Ghostbusters“-Frauen gibt’s nun
statt mit George Clooney und Co. in „Eleven“bis „13“nun mit Sandra Bullock, Cate Blanchett, Helena Bonham Carter…
In Deutschland stürmen gleich Schweiger und Schweighöfer zusammen los: in der Komödie
(18. Januar), später kommt vom Til als Regisseur
(20. September) – mit Samuel Finzi und Milan Peschel. Interessanter könnte werden, wenn 2016-„Toni Erdmann“-Heldin Sandra Hüller und 2017-Shootingstar Franz Rogowski in
zum Duett ansetzen (noch ohne Termin) und Florian Gallenberger in Elmar Wepper zeigt (18. 10.).
Von der internationalen Kritik mit viel Lob angekündigt: eine italienische Liebesgeschichte
(1. 3.) und das Fantasy-Märchen
des Mexikaners Guillermo del Toro (15. 2.). Was wohl erst 2019 was wird: Die Fortsetzung des trotz „Star Wars“(!) noch (!) erfolgreichsten Films aller Zeiten: „Avatar 2“. Wenn du ins Kino gehst, wirst du möglicherweise beobachtet. Filmkomponist Brian Tyler, der mehrere Abenteuer von Iron Man, Thor und Konsorten musikalisch unterlegt hat, schleicht sich immer wieder inkognito in die Kinosäle. Und beäugt aus dem Schutz der Dunkelheit heraus die Gesichter des Publikums und die Interaktion mit der Musik. Mehr noch. Manchmal schließt sich Tyler sogar in eine Toilette ein, um zu lauschen, ob ein anderer Notdürftiger dort seine Melodien pfeift.
Solche Geheimnisse rund um die Filmmusik lüftet Regisseur Matt Schrader in seiner bemerkenswerten Dokumentation. In ihr kommen die bekanntesten Tonkünstler zu Wort, aber auch Filmemacher, Psychologen, Historiker und die Orchestermusiker, die die Partituren zum Leben erwecken. Der Zuschauer verfolgt den Entstehungsprozess eines Scores vom ersten Meeting der Beteiligten bis zur Aufnahme. Manchmal erblickt ein Komponist in der U-Bahn ein Plakat mit der Ankündigung eines Filmstarts einschließlich seines eigenen Namens darauf. Dabei hat er noch nicht eine einzige Note geschrieben.
Auch ein intensiver Ausflug in die Geschichte steht auf dem Programm. James Cameron erklärt, warum die Musik die Seele eines Filmes ausmacht. Woher sie kommt, kann auch Hans Zimmer, der erfolgreichste deutsche Komponist in Hollywood, nicht wirklich beantworten. Er bekennt sich zu der Angst, dass irgendwann jemand den Hahn zudreht und er keine Ideen mehr hat. Einen breiteren Raum nimmt das Schaffen des John Williams ein, der die Musik zu Werken wie „Der weiße Hai“und „Star Wars“schuf und von den Kollegen als Bester seiner Zunft verehrt wird.
Visuell wurde „Score“eher herkömmlich und ohne Schnickschnack umgesetzt. Der spannende Inhalt lässt aber keine Wünsche offen.
(1 Std. 33 Min.), Dok.film, USA 2017 ★★★★✩ Der alte Mann mit den schlohweißen Haaren lässt sich mitreißen von der Menge, die Papierfähnchen schwenkt. Er freut sich über den Jubel, die optimistischen Gesichter und die Pappschilder, auf denen „Make America Great Again“verkündet wird. Dass er sich auf einer Trump-Wahlveranstaltung befindet, merkt John (Donald Sutherland) gar nicht. Der pensionierte Literaturprofessor hat sein Leben lang die Demokraten gewählt, aber jetzt hat er Alzheimer und all seine politischen Ansichten vergessen.
Seine Frau Ella (Helen Mirren) hat alle Mühe, ihn aus der frenetischen Menge heraus- und wieder zurück in ihr gemeinsames Leben zu holen. Johns Gedächtnis ist wie die offene See: Die Kinder, seine Studenten, die Nachbarin kommen und verschwinden wieder aus seinem Kopf. Ella und John sind durchgebrannt mit ihrem alten Wohnmobil und reisen an der Küste entlang nach Florida. Ella will noch einmal die Freiheit spüren und in alten Erinnerungen schwelgen, bevor die Krankheit endgültig die Kontrolle über das Eheleben übernimmt.
Was bleibt von einer jahrzehntelangen Ehe übrig, wenn das Vergessen einsetzt? Diese Frage stellt der italienische Regisseur Paolo Virzi in seinem Road-Movie „Das Leuchten der Erinnerung“. Virzi gehört mit Filmen wie „Die süße Gier“und zuletzt „Die Überglücklichen“zu den talentiertesten Erzählern des italienischen Kinos mit einem genauen Blick für die gesellschaftlichen Zerklüftungen seines Landes. In seinem US-Debüt ist von dieser scharfen Beobachtungsgabe kaum etwas zu spüren. Zwar zeigt das Drehbuch nach dem Roman von Michael Zadoorian in Details ein gutes Einfühlungsvermögen, trägt jedoch mutlos die Konflikte vor. Dabei schaut man innerhalb des gefälligen Settings Helen Mirren und Donald Sutherland sehr gerne bei der Arbeit zu.
(1 Std. 52 Min.), Drama, Italien/Frankreich 2017
★★★✩✩ Torsten Kachel alias Lux (Franz Rogowski) ist der erste ReallifeSuperhero Deutschlands. Der schüchterne Mann mit der Hasenscharte versteckt sich hinter Maske und Umhang und verteilt so sonderlich Lebensmittel und Hygieneprodukte an Obdachlose in Berlin. Als seiner Mutter, bei der er noch lebt, von Immobilien-Spekulanten gekündigt wird, organisiert Lux erfolgreich eine Demo. All dies berichtet die Dokumentation eines kleinen TV-Teams. Regisseur Jan wird vom schmierigen Produzenten Brandt unter Druck gesetzt, mehr Action und auch eine Romanze zu inszenieren. Einer kurzen Popularität folgt die Katastrophe für Lux, der sich in die Stripperin Kitty verliebt hat.
Ein gutherziger Simpel, skrupellose, manipulative Medien-Macher, die kranke Mutter und die ehrliche Assistentin, das wäre Material für einen Film. Aber „Lux – Krieger des Lichts“von Regisseur Daniel Wild ist dramaturgisch und medienkritisch eher unterbelichtet. Die Reflexion über Moral des Jobs gerät hölzern. Der Stil einer Mockumentary, also einer Parodie, wurde weder konsequent noch interessant durchgezogen. Nur Hauptdarsteller Franz Rogowski („Happy End“, „Tiger Girl“) kann auch hier wieder einmal sehr beeindrucken. (ghj)
(1 Std. 44 Min.), Drama, Deutschland 2017
★★✩✩✩