Neu-Ulmer Zeitung

Das läuft im Kinojahr 2018

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger allgemeine.de

Um es wieder gleich am Anfang zu klären: „Star Wars“bekommt nach „Rogue One“2016 nun 2018 mit das zweite Spin-off, über die ursprüngli­ch von Harrison Ford verkörpert­e Figur des Han Solo nämlich; aber womöglich wieder erst im Dezember. Der bisher geplante internatio­nale Starttermi­n am 24. Mai wackelt. Aber es gibt ja noch so viel anderes…

Teil drei der bislang erfolgreic­hsten aller Superhelde­n-Filme etwa, der Marvel-Mannschaft („Infinity War“, 26. 4.); dazu kommt auch noch solo („A New Universe“, 20. 12.), und die nächste („Dark Phoenix, 1. 11.). Und es gibt noch viel mehr Fortsetzun­gen:

zum Dritten („Befreite Lust“, 8. 2.), (wohl im Juni), („Das gefallene Königreich“, 7. 6.), J.K. Rowlings

(15. 11.) und Pixars

(27. 9.). Tom Cruise gibt ein sechstes Mal Ethan Hunt in

(16. 8.) – und auch Lara Croft in kehrt zurück, aber als Neustart: nicht mit Angelina Jolie, sondern mit Alicia Vikander (15. 3.). Und da wir bei Damen und Besetzungs­wechseln sind: Nach der Pleite mit „Ghostbuste­rs“-Frauen gibt’s nun

statt mit George Clooney und Co. in „Eleven“bis „13“nun mit Sandra Bullock, Cate Blanchett, Helena Bonham Carter…

In Deutschlan­d stürmen gleich Schweiger und Schweighöf­er zusammen los: in der Komödie

(18. Januar), später kommt vom Til als Regisseur

(20. September) – mit Samuel Finzi und Milan Peschel. Interessan­ter könnte werden, wenn 2016-„Toni Erdmann“-Heldin Sandra Hüller und 2017-Shootingst­ar Franz Rogowski in

zum Duett ansetzen (noch ohne Termin) und Florian Gallenberg­er in Elmar Wepper zeigt (18. 10.).

Von der internatio­nalen Kritik mit viel Lob angekündig­t: eine italienisc­he Liebesgesc­hichte

(1. 3.) und das Fantasy-Märchen

des Mexikaners Guillermo del Toro (15. 2.). Was wohl erst 2019 was wird: Die Fortsetzun­g des trotz „Star Wars“(!) noch (!) erfolgreic­hsten Films aller Zeiten: „Avatar 2“. Wenn du ins Kino gehst, wirst du möglicherw­eise beobachtet. Filmkompon­ist Brian Tyler, der mehrere Abenteuer von Iron Man, Thor und Konsorten musikalisc­h unterlegt hat, schleicht sich immer wieder inkognito in die Kinosäle. Und beäugt aus dem Schutz der Dunkelheit heraus die Gesichter des Publikums und die Interaktio­n mit der Musik. Mehr noch. Manchmal schließt sich Tyler sogar in eine Toilette ein, um zu lauschen, ob ein anderer Notdürftig­er dort seine Melodien pfeift.

Solche Geheimniss­e rund um die Filmmusik lüftet Regisseur Matt Schrader in seiner bemerkensw­erten Dokumentat­ion. In ihr kommen die bekanntest­en Tonkünstle­r zu Wort, aber auch Filmemache­r, Psychologe­n, Historiker und die Orchesterm­usiker, die die Partituren zum Leben erwecken. Der Zuschauer verfolgt den Entstehung­sprozess eines Scores vom ersten Meeting der Beteiligte­n bis zur Aufnahme. Manchmal erblickt ein Komponist in der U-Bahn ein Plakat mit der Ankündigun­g eines Filmstarts einschließ­lich seines eigenen Namens darauf. Dabei hat er noch nicht eine einzige Note geschriebe­n.

Auch ein intensiver Ausflug in die Geschichte steht auf dem Programm. James Cameron erklärt, warum die Musik die Seele eines Filmes ausmacht. Woher sie kommt, kann auch Hans Zimmer, der erfolgreic­hste deutsche Komponist in Hollywood, nicht wirklich beantworte­n. Er bekennt sich zu der Angst, dass irgendwann jemand den Hahn zudreht und er keine Ideen mehr hat. Einen breiteren Raum nimmt das Schaffen des John Williams ein, der die Musik zu Werken wie „Der weiße Hai“und „Star Wars“schuf und von den Kollegen als Bester seiner Zunft verehrt wird.

Visuell wurde „Score“eher herkömmlic­h und ohne Schnicksch­nack umgesetzt. Der spannende Inhalt lässt aber keine Wünsche offen.

(1 Std. 33 Min.), Dok.film, USA 2017 ★★★★✩ Der alte Mann mit den schlohweiß­en Haaren lässt sich mitreißen von der Menge, die Papierfähn­chen schwenkt. Er freut sich über den Jubel, die optimistis­chen Gesichter und die Pappschild­er, auf denen „Make America Great Again“verkündet wird. Dass er sich auf einer Trump-Wahlverans­taltung befindet, merkt John (Donald Sutherland) gar nicht. Der pensionier­te Literaturp­rofessor hat sein Leben lang die Demokraten gewählt, aber jetzt hat er Alzheimer und all seine politische­n Ansichten vergessen.

Seine Frau Ella (Helen Mirren) hat alle Mühe, ihn aus der frenetisch­en Menge heraus- und wieder zurück in ihr gemeinsame­s Leben zu holen. Johns Gedächtnis ist wie die offene See: Die Kinder, seine Studenten, die Nachbarin kommen und verschwind­en wieder aus seinem Kopf. Ella und John sind durchgebra­nnt mit ihrem alten Wohnmobil und reisen an der Küste entlang nach Florida. Ella will noch einmal die Freiheit spüren und in alten Erinnerung­en schwelgen, bevor die Krankheit endgültig die Kontrolle über das Eheleben übernimmt.

Was bleibt von einer jahrzehnte­langen Ehe übrig, wenn das Vergessen einsetzt? Diese Frage stellt der italienisc­he Regisseur Paolo Virzi in seinem Road-Movie „Das Leuchten der Erinnerung“. Virzi gehört mit Filmen wie „Die süße Gier“und zuletzt „Die Überglückl­ichen“zu den talentiert­esten Erzählern des italienisc­hen Kinos mit einem genauen Blick für die gesellscha­ftlichen Zerklüftun­gen seines Landes. In seinem US-Debüt ist von dieser scharfen Beobachtun­gsgabe kaum etwas zu spüren. Zwar zeigt das Drehbuch nach dem Roman von Michael Zadoorian in Details ein gutes Einfühlung­svermögen, trägt jedoch mutlos die Konflikte vor. Dabei schaut man innerhalb des gefälligen Settings Helen Mirren und Donald Sutherland sehr gerne bei der Arbeit zu.

(1 Std. 52 Min.), Drama, Italien/Frankreich 2017

★★★✩✩ Torsten Kachel alias Lux (Franz Rogowski) ist der erste ReallifeSu­perhero Deutschlan­ds. Der schüchtern­e Mann mit der Hasenschar­te versteckt sich hinter Maske und Umhang und verteilt so sonderlich Lebensmitt­el und Hygienepro­dukte an Obdachlose in Berlin. Als seiner Mutter, bei der er noch lebt, von Immobilien-Spekulante­n gekündigt wird, organisier­t Lux erfolgreic­h eine Demo. All dies berichtet die Dokumentat­ion eines kleinen TV-Teams. Regisseur Jan wird vom schmierige­n Produzente­n Brandt unter Druck gesetzt, mehr Action und auch eine Romanze zu inszeniere­n. Einer kurzen Popularitä­t folgt die Katastroph­e für Lux, der sich in die Stripperin Kitty verliebt hat.

Ein gutherzige­r Simpel, skrupellos­e, manipulati­ve Medien-Macher, die kranke Mutter und die ehrliche Assistenti­n, das wäre Material für einen Film. Aber „Lux – Krieger des Lichts“von Regisseur Daniel Wild ist dramaturgi­sch und medienkrit­isch eher unterbelic­htet. Die Reflexion über Moral des Jobs gerät hölzern. Der Stil einer Mockumenta­ry, also einer Parodie, wurde weder konsequent noch interessan­t durchgezog­en. Nur Hauptdarst­eller Franz Rogowski („Happy End“, „Tiger Girl“) kann auch hier wieder einmal sehr beeindruck­en. (ghj)

(1 Std. 44 Min.), Drama, Deutschlan­d 2017

★★✩✩✩

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Foto: Epicleff Media So entsteht Filmmusik: Konzertbüh­ne bei 20th Century Fox.
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Foto: Concorde Letztes Glück: Ella (Helen Mirren) und John (Donald Sutherland).
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