Neu-Ulmer Zeitung

Vom Winde verweht

Sturmtief „Burglind“verursacht in der Region Schäden in Höhe von mehreren Zehntausen­d Euro. Die Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun, Bahnkunden brauchen Geduld

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT UND DORINA PASCHER

Sturmtief „Burglind“ist am Mittwoch kurz und heftig über die Region hinweggefe­gt. Sowohl im Kreis Neu-Ulm als auch im Großraum Ulm hatte die Feuerwehr einiges zu tun, vor allem wegen umgestürzt­er Bäume. Auf der Bahnstreck­e Ulm-Memmingen kam es zu Ausfällen und Verzögerun­gen.

Zwischen Illertisse­n und Vöhringen war am Vormittag aufgrund der heftigen Windböen ein Baum auf die Gleise gefallen. Deshalb konnten auf diesem Abschnitt keine Regionalzü­ge mehr fahren. Die Bahn setzte Busse als Ersatz ein. Reisende brauchten deutlich länger, um ans Ziel zu kommen. Bahnperson­al beseitigte den Baum schließlic­h. Gegen 13 Uhr wurde die Sperrung aufgehoben. Es kam jedoch zu Folgeversp­ätungen.

Im Illertisse­r Stadtteil Betlinshau­sen hob das Unwetter im Laufe des Vormittags auf einem landwirtsc­haftlichen Anwesen einige Dachplatte­n ab. 15 Feuerwehrl­eute aus Betlinshau­sen und Illertisse­n waren im Einsatz, um die Schäden zu beseitigen. Kreisbrand­rat Bernhard Schmidt veranlasst­e, dass die Kreiseinsa­tzzentrale (KEZ) der Feuerwehre­n des Landkreise­s am Mittwochmo­rgen in Bereitscha­ft versetzt wurde. Dadurch hätte die Integriert­e Leitstelle Donau-Iller in Krumbach entlastet werden können, falls „Burglind“sich zu einem größeren Sturm ausgeweite­t hätte, was bis zum Nachmittag aber nicht der Fall war. Im Landkreis wurden die Feuerwehre­n zu insgesamt zehn Einsätzen gerufen. In erster Linie mussten umgestürzt­e Bäume beseitigt werden, etwa in Oberroth, Unterroth, Tiefenbach, Illertisse­n und zwischen Oberreiche­nbach und Biberachze­ll. „Insgesamt war’s sehr glimpflich“, sagte Bernhard Schmidt.

Starkregen und heftige Windböen machten Autofahrer­n auf der A 8 zu schaffen. Bei Merklingen (Alb-Donau-Kreis) stand das Wasser so hoch auf der Fahrbahn, dass die Polizei einen Warnhinwei­s an die Verkehrste­ilnehmer herausgab. Auch in Richtung Günzburg ging es auf der Autobahn stürmisch zu.

Die Polizei Ulm meldete eine Reihe von Unfällen, deren Gesamtscha­den sich auf mehrere Zehntausen­d Euro summierte. Ein rund 40 Meter langer Absperrzau­n wurde gegen 8 Uhr in der Ulmer Straße in Blaustein (Alb-Donau-Kreis) von einer Windböe umgeworfen. Verkehrsbe­hinderunge­n auf der B 28 waren die Folge. Zwischen Laichingen und Hohenstadt blockierte ein Baum zwischen 9.15 und 10.15 Uhr Fahrbahn. Die Feuerwehr entfernte das Hindernis. Im Blaubeurer Ortsteil Beiningen wurde ein Zeltunters­tand für Pferde auf die Straße geweht. In Ulm wurden vor allem Gelbe Säcke und anderer Müll durch die Gegend geschleude­rt.

Am Ulmer Wochenmark­t peitschten ebenfalls Plastiktüt­en im Wind. Nur rund die Hälfte der Marktstand­betreiber boten gestern ihre Waren am Petrusplat­z feil. Doch das Sturmtief sei nicht der Grund, wie Jennifer Haußer vom Neu-Ulmer Ordnungsam­t erklärt. Nach Silvester würden viele Händler in den Urlaub fahren. Ein derartiger Sturm sei dennoch nicht zu unterschät­zen: Wenn eine Böe den Stand von unten ergreife, könnten die Planen hochfliege­n und Men- schen verletzen. „Da ist uns dann das Risiko zu hoch und wir würden den Markt abbrechen“, sagt Haußer. Doch selbst als gegen Mittag der Wind kräftiger wurde, blieben die Verkäufer standhaft. „Also da habe ich schon schlimmere Stürme erlebt“, sagte Gemüsehänd­ler Herbert Blessing. Ähnlich sieht es auch Harry Grötzinger, der auf der anderen Seite des Marktplatz­es seine Brote verkauft. „Die Kunden warten ja auf uns“, ist der Bio-Bäcker überzeugt. Nur einmal habe er den Verkauf am Wochenmark­t abbrechen müssen: als vor rund zehn Jahren das Hochwasser bis auf den Petrusplat­z stieg.

Weil die Vorhersage­n wesentlich dramatisch­er klangen, gingen Kommunen und Kirchengem­einden teildie weise auf Nummer sicher. In Illerberg beispielsw­eise blieben die Sternsinge­r wegen des Sturms zu Hause. Für alle Gruppen wurden die geplanten Züge abgesagt. In Ulm mieden Waldarbeit­er den Forst. In Augsburg blieb der Zoo vorsichtsh­alber geschlosse­n – der Ulmer Tiergarten hatte dagegen auf. „Wir haben geschaut, dass wir alles dingfest machen“, sagte Betriebsle­iterin Stefanie Kießling. Falls der Sturm zu heftig geworden wäre, hätten die Mitarbeite­r die Besucher im Hauptgebäu­de in Sicherheit gebracht. Die Tiere könnten sich jederzeit in die Ställe zurückzieh­en. Bärin Susi ist derzeit sowieso nicht im Außengeheg­e, sondern liegt im Winterschl­af – und hat deshalb vom Sturm gar nichts mitbekomme­n. Bislang Unbekannte haben zwischen Silvester und Dienstag zwei Glastüren sowie ein Fenster am Neu-Ulmer Lessing-Gymnasium in der Augsburger Straße beschädigt. Dabei verwendete­n die Täter Steine, die sie vor Ort zurückließ­en. Allem Anschein nach handelten der oder die Täter der Polizei zufolge aus purer Zerstörung­swut – denn nach derzeitige­m Erkenntnis­stand hat niemand die Schule betreten. Der entstanden­e Sachschade­n liegt bei rund 2000 Euro. (az)

 ?? Foto: Ralf Zwiebler ?? Sturmtief „Burglind“hinterließ am Mittwoch auch in der Region seine Spuren. Es entstand Sachschade­n in Höhe von mehreren Zehntausen­d Euro. Bei Blaubeuren wurde ein Zeltunters­tand für Pferde auf die Straße geweht.
Foto: Ralf Zwiebler Sturmtief „Burglind“hinterließ am Mittwoch auch in der Region seine Spuren. Es entstand Sachschade­n in Höhe von mehreren Zehntausen­d Euro. Bei Blaubeuren wurde ein Zeltunters­tand für Pferde auf die Straße geweht.
 ?? Foto: Alexander Kaya ?? In Neu Ulm blies der Wind Müllsäcke auf die Straße, warf Fahrräder und Motorrolle­r um und verzog sich nach Mittag wieder relativ schnell.
Foto: Alexander Kaya In Neu Ulm blies der Wind Müllsäcke auf die Straße, warf Fahrräder und Motorrolle­r um und verzog sich nach Mittag wieder relativ schnell.
 ?? Foto: Ralf Zwiebler ?? Bäume wurden kräftig durchgesch­üttelt, einige knickten um. NEU ULM
Foto: Ralf Zwiebler Bäume wurden kräftig durchgesch­üttelt, einige knickten um. NEU ULM

Newspapers in German

Newspapers from Germany