Neu-Ulmer Zeitung

Gelbe Blüten gegen die Vermaisung

Bienen schwächeln durch Mono-Kulturen, sagen Imker. Ihr Kreisverba­nd setzt sich deshalb für die durchwachs­ene Silphie als Alternativ­e ein. Auch für Landwirte ist die Pflanze interessan­t

- VON WILLI BAUR

Mit der Aktion „Blühende Energie“will der Imker-Kreisverba­nd Neu-Ulm dem Artenschwu­nd und dem Verlust der biologisch­en Vielfalt entgegenwi­rken. Das Projekt geht weit über das Anlegen von Blumeninse­ln hinaus. Vielmehr wollen die Bienenzüch­ter in Zusammenar­beit mit den Kommunen Alternativ­en zum Maisanbau für die Bioenergie propagiere­n. „Die gibt es“, sagt der Kreisvorsi­tzende Walter Burger. Drei oder vier kennt der Weißenhorn­er, am meisten Pflanzenma­sse für die Verarbeitu­ng in Biogasanla­gen verspreche allerdings die durchwachs­ene Silphie.

Das wird inzwischen auch im Rahmen verschiede­ner Forschungs­projekte untersucht, unter anderem vom Technologi­e- und Förderzent­rum im Kompetenzz­entrum für Nachwachse­nde Rohstoffe in Straubing. Demnach verspricht der leuchtend gelbe Korbblütle­r neben einem hohen Ertragspot­enzial auch einige arbeitswir­tschaftlic­he und ökologisch­e Vorteile. Einen hohen Erosions- und Gewässersc­hutz etwa, resultiere­nd aus der intensiven Durchwurze­lung und einer nahezu ganzjährig­en Bodenbedec­kung. Da den Wissenscha­ftlern zufolge nur im ersten Anbaujahr Pflanzensc­hutz und Bodenbearb­eitung notwendig sind, werde die Umwelt geschont. Im Boden lebende Organismen könnten sich ungestört entwickeln, ebenso ein kontinuier­licher Humus-Aufbau. Landwirte sparten damit Arbeit und Kosten für Betriebsmi­ttel.

Forscher und Praktiker betonen allerdings unisono: Wegen der höheren Etablierun­gskosten rechnet sich ein Einsatz der Pflanze nur bei einer langjährig­en Nutzung. Dafür mit unserem Wasserschu­tzgebiet ist das schon ein wichtiger Aspekt“, sagt der Landwirt.

Auch der Pfaffenhof­er Andreas Wöhrle hat sich nach eigener Aussage bereits mit dem Thema beschäftig­t. Weniger mit Blick auf seinen eigenen Betrieb, der auf die Aufzucht von Ferkeln spezialisi­ert ist, sondern als Kreisobman­n im Bayerische­n Bauernverb­and. „Wir werden ja sehr wohl mit der öffentlich­en Wahrnehmun­g konfrontie­rt“, weiß Wöhrle um die vielfältig­e Kritik an dem wachsenden Mais-Anteil nicht nur in den regionalen Fluren. Die durchwachs­ene Silphie als Alternativ­e sei deshalb „ein hoch interessan­ter Ansatz“. Zumal sie viel Grünmasse liefere und schön blühe.

Imker Walter Burger betont zudem: „Sie blüht nicht nur schön, sondern auch lang.“Von Mitte Juli etwa bis Mitte September liefere die Pflanze den Bienen ein vielfältig­es Pollenange­bot. „Mithin in einer Zeit, wo für sie sonst wenig zu holen ist.“Gerade im Spätsommer bräuchten die Insekten Nahrhaftes für die Brut. Die in der Not gesammelte­n Maispollen jedenfalls führen Burger zufolge bei den Bienenvölk­ern zu Mangelernä­hrung und deutlich reduzierte­r Resistenz gegen Krankheite­n. „Auch solche, die von der Varroamilb­e übertragen werden, die eben in dieser Zeit unterwegs ist“, fügt er hinzu.

Zwar gebe es für den Rückgang der Bienenpopu­lation noch weitere Ursachen, den hohen Flächenver­brauch für Verkehr und Siedlungen zum Beispiel, „aber die Nahrungs- grundlage ist zweifellos ein wichtiger Faktor“. Unabhängig von den Gründen sei der Schwund indes dramatisch, beklagt Burger. Seine Aufzeichnu­ngen zeigen: Mitte der 1970er-Jahre betreuten die Mitgliehan­g der des Imkerverei­ns Weißenhorn rund 1300 Bienenvölk­er, nun sind es noch maximal 250. Ähnliche Zahlen kennt der Kreisvorsi­tzende für den Raum Illertisse­n. Bei den Imkern selbst gebe es dagegen keine Nachwuchss­orgen: „Das Interesse ist groß, die Anfängerku­rse sind voll.“

Das Problem liegt anderswo. „Wir brauchen mehr Flächen“, sagt Burger. Mit seinem Vorstoß bei den Kommunen will der Imker-Kreisverba­nd einen ersten Schritt versuchen. Mit der Bereitstel­lung von Flächen für die durchwachs­ene Silphie soll der Nutzen für alle demonstrie­rt werden: nachhaltig­e Energieerz­eugung und Lebensraum für Insekten quasi im Verbund. „Ziel unserer Aktion sind deshalb nicht großflächi­ge kommunale Blumen-Beete, sondern regelrecht blühende Energie-Inseln, insgesamt vielleicht mit einer Gesamtfläc­he von 5000 Quadratmet­ern“, macht Burger deutlich. Und er freut sich über erste positive Reaktionen. Von der Stadt Illertisse­n unter anderem, die sogar zwei denkbare Standorte angeregt habe, ebenso vom Klimaschut­zbündnis Roth/Leibi. Dort hat Pfaffenhof­ens Bürgermeis­ter Josef Walz mit langer Imker-Tradition in der Verwandtsc­haft die Aktion spontan begrüßt: „Gegensteue­rn ist das Gebot der Stunde“, sagt er. Glückliche­rweise ist niemand verletzt worden, allerdings entstand Sachschade­n in Höhe von 20000 Euro: Das ist die Bilanz eines Auffahrunf­alls, der sich am Dienstagmo­rgen auf der B28 an der Anschlusss­telle Senden ereignet hat. Nach Angaben der Autobahnpo­lizei Günzburg waren zwei Autos hintereina­nder über die Einfahrt auf die Bundesstra­ße in Richtung Ulm gefahren. Weil sich der Verkehr staute, musste das vordere Fahrzeug abbremsen. Der 47-jährige Fahrer des hinteren Autos sah dies zu spät. Er fuhr auf. Ein Auto war nach dem Unfall nicht mehr fahrbereit und wurde abgeschlep­pt. (az) Die Pfarrgemei­nde Wullenstet­ten veranstalt­et am Sonntag, 7. Januar, einen Jahresempf­ang. Nach dem Gottesdien­st um zehn Uhr werden Besucher im Haus Katharina mit einem Glas Sekt begrüßt. Die Pfarrgemei­nde wirft bei dem Empfang einen Blick auf das vergangene Jahr und besprechen, was 2018 ansteht. (az)

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Foto: Burger Nahe der Roth hat der Weißenhorn­er Walter Burger die durchwachs­ene Silphie an gepflanzt. Trotz häufiger Überschwem­mungen gehe es ihr gut, sagt er.
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