Neu-Ulmer Zeitung

Club der roten Nasen

Morgen hat „Willi und seine Prinzessin“Premiere, ein Clown-Theaterstü­ck von und mit Katrin Strazzeri. Doch die Ulmerin macht ihre Späße nicht nur auf der Bühne

- VON MARCUS GOLLING

Ein großer Moment für Puppenspie­ler Willi. Ein paar Handgriffe noch, und seine Einsamkeit wird Geschichte sein. Denn Willi ist ja nicht blöd: Er hat sich seine Prinzessin einfach selbst gebaut. Doch kaum aufgezogen und mit ein bisschen Feenzauber belebt, stellt sich die mechanisch­e Traumfrau als für Willis Reize wenig empfänglic­h heraus, stattdesse­n ist sie eitel und komplizier­t. Dabei hätten die beiden doch so viel gemeinsam. Angefangen bei den roten Nasen.

„Willi und seine Prinzessin“ist ein Märchen über die Suche nach der Liebe, eine Mischung aus Froschköni­g, Prinzessin auf der Erbse, Schneewitt­chen, Aschenputt­el und Ausstellun­gshaus verantwort­lich. Und seit ein paar Monaten darf sie sich auch ganz offiziell Gesundheit­sclown nennen. Dafür machte sie eine mehr als zweijährig­e Ausbildung an einer Clown-Akademie in Konstanz.

Ein Gesundheit­sclown steht normalerwe­ise nicht auf der Bühne. Sondern er kommt zu kranken Menschen, zu Kindern in der Klinik ebenso wie zu Demenzpati­enten im Seniorenhe­im. Bei einem so sensiblen Publikum muss man als Clown entspreche­nd ausgebilde­t sein, so Strazzeri. „Es ist nicht: Nase auf und wir sind lustig.“Die Arbeit sei aber wahnsinnig erfüllend, sagt die gelernte Erzieherin, die derzeit auf der Ulmer Schillerhö­he und in Ludwigsfel­d von Berufswege­n die rote Nase für Senioren aufzieht. Einem Clown begegnen Demenzkran­ke ganz anders, es entstehe „eine Verknüpfun­g, die unglaublic­h schön ist“. Mit Älteren müsse man leise und vorsichtig umgehen.

Strazzeri hat sich entschiede­n, ganz auf die Gesundheit­sclownKarr­iere zu setzen. Aber im Stadthaus, da kann sie zusammen mit ihrem Schweizer Kollegen Willi Schlegel (und begleitet von ihrem Ehemann Domenico als Regisseur) zeigen, dass sie auch die klassische Clown-Kunst beherrscht: verrückte Grimassen, improvisie­rter Slapstick und viele „Ooohs“und „Aaahs“. Und am Schluss des Märchens, nach 50 Minuten Trubel, Tanz und Tolpatschi­gkeit, steht natürlich ein Happy End. Und dazu eine gute Tat: Ein Euro pro verkaufter Karte geht an den Ulmer Verein „Mutperlen“, der tumor- und leukämiekr­anke Kinder und ihre Familie unterstütz­t.

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Foto: Andreas Brücken So eine Prinzessin will pfleglich behandelt sein: Clownin Katrin Strazzeri und Kollege Willi Schlegel in Aktion. NEU ULM

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